Vor Formel-1-Rennen:Amnesty International kritisiert Menschenrechtsverstöße in Bahrain

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Wenige Tage vor dem Großen Preis von Bahrain bemängelt Amnesty International schwere Menschenrechtsverstöße in dem arabischen Königreich. Die Regierung von Bahrain habe nur oberflächlich mit Reformen begonnen - tatsächlich würden Gegner weiterhin inhaftiert und gefoltert.

Wenige Tage vor dem Start des Großen Preises von Bahrain hat die Organisation Amnesty International (AI) auf schwere Menschenrechtsverstöße in dem arabischen Königreich hingewiesen. "Die Krise der Menschenrechte in Bahrain ist keinesfalls vorbei", heißt es in einem Bericht, den AI an diesem Dienstag in London veröffentlichte.

Das Formel-1-Rennen am Wochenende könnte für die Regierung eine "Rückkehr zur Normalität" symbolisieren. Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb dringend mehr Druck ausüben. Seit der brutalen Niederschlagung der Proteste in Bahrain im Februar und März 2011 habe sich im Land nicht viel geändert. Damals hatten die Verantwortlichen das Rennen nach wochenlangen Protesten der schiitischen Bevölkerungsmehrheit gegen das sunnitische Herrscherhaus abgesagt.

Der Konflikt brodelt weiter, bislang wurden Schätzungen zufolge etwa 50 Menschen getötet, Hunderte Demonstranten sitzen im Gefängnis. Viele von ihnen haben laut AI keinen fairen Prozess bekommen. Auch gebe es weiterhin Berichte über Folterungen.

"Die Behörden versuchen, das Land so darzustellen, als sei es auf dem Weg zu Reformen", erklärte Bahrain-Expertin Hassiba Hadj Sahraoui. "Aber bei uns gehen weiter Berichte über Folter und unnötige und ausufernde Gewalt gegen Demonstranten ein." So beschreibt AI den Fall eines 18 Jahre alten Studenten, der im Januar festgenommen wurde. Er sagte, er habe elf Stunden lang stehen müssen und Schläge auf seine Füße bekommen. Man habe ihm mit Vergewaltigung gedroht. Ein 14 Jahre alter Junge und eine 81-jährige Frau seien gestorben, nachdem Tränengas in ihre Häuser gefeuert wurde.

In London kletterten am Montag zwei Demonstranten auf das Dach der Botschaft Bahrains, um auf die Lage inhaftierter Oppositioneller aufmerksam zu machen. Die Regierung in Bahrain müsse "echten politischen Willen" zeigen und auch schwere Entscheidungen treffen, forderte AI. So müssten hochrangige Mitglieder der Sicherheitskräfte für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Gefangene, die wegen ihrer politischen Einstellung im Gefängnis seien, müssten freigelassen werden. "Es ist an der Zeit, dass die Regierung von Bahrain ihre öffentlichen Versprechungen auch in die Tat umsetzt", erklärte Sahraoui.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton äußerte sich unterdessen besorgt über den Fall eines hungerstreikenden Häftlings in Bahrain. Das Leben von Abulhadi al-Chawadscha stehe auf dem Spiel, warnte Ashton mit Blick auf den sich verschlechternden Gesundheitszustand des Aktivisten. Es sei von "höchster Dringlichkeit", dass für seinen Fall eine "mitfühlende, pragmatische und humanitäre Lösung" gefunden werde.

Al-Chawadscha war wegen eines mutmaßlichen Umsturzversuches gegen das sunnitische Herrscherhaus während der Proteste im Jahr 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er befindet sich seit Anfang Februar im Hungerstreik.

© Süddeutsche.de/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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