IWF-Chef: Eine Million Dollar Kaution abgelehnt:Strauss-Kahn bleibt im Gefängnis

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Wegen Fluchtgefahr muss Dominique Strauss-Kahn in Untersuchungshaft bleiben. Eine New Yorker Haftrichterin hat es abgelehnt, den IWF-Chef gegen Kaution freizulassen. Er soll ein Zimmermädchen sexuell attackiert haben, beteuert aber seine Unschuld. Medien berichten über ein angebliches Alibi des Franzosen. Bundeskanzlerin Merkel befürchtet, dass die Europäer nun Einfluss im IWF verlieren.

Moritz Koch, New York

Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, bleibt in Untersuchungshaft. Eine New Yorker Haftrichterin lehnte es am Montag ab, den Franzosen gegen eine Kaution freizulassen. Strauss-Kahn soll in einem Luxushotel ein Zimmermädchen sexuell attackiert haben, beteuert aber seine Unschuld. Seine Anwälte präsentierten ein Alibi. Demnach war der IWF-Chef zur angeblichen Tatzeit am Samstagmittag verabredet.

Strauss-Kahn wird unter anderem versuchte Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Freiheitsberaubung zur Last gelegt. Seine Anwälte hatten eine Kaution von einer Million Dollar angeboten und zugesichert, Strauss-Kahn werde New York nicht verlassen. Doch die Haftrichterin folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und begründete ihre Entscheidung mit Fluchtgefahr. US-Ermittler hatten Strauss-Kahn am Samstagnachmittag in einem Air-France-Jet verhaftet, kurz bevor die Maschine abheben und nach Paris fliegen sollte. Als nächster Gerichtstermin wurde der 20. Mai festgesetzt. Der New Yorker Polizei zufolge kann sich Strauss-Kahn nicht auf die diplomatische Immunität berufen, die er als IWF-Chef genießt, weil er sich privat in Manhattan aufgehalten habe.

Die Entscheidung über die Untersuchungshaft hatte sich verzögert, weil die Ermittler zunächst DNS-Spuren sichern wollten. Das 32-jährige Zimmermädchen hat angegeben, Strauss-Kahn habe sich nackt auf sie gestürzt, als sie am Samstag gegen ein Uhr mittags seine Suite reinigen wollte. Erst nach mehreren Befreiungsversuchen sei ihr die Flucht gelungen. Sollten die Ermittler nun zum Beispiel DNS-Material der Frau unter Strauss-Kahns Fingernägeln finden, befände er sich in akuter Erklärungsnot. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft. Strauss-Kahn soll keine Einwände gegen die DNS-Analyse erhoben haben. Er habe der Untersuchung "bereitwillig" zugestimmt, sagte ein Anwalt.

Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich um eine Einwanderin aus Afrika, die seit drei Jahren in dem Hotel arbeitet. Strauss-Kahns Verteidigungsstrategie zielt darauf ab, Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Frau zu wecken. Vor Gericht skizzierte einer seiner Anwälte ein Alibi: Eine Person, mit der Strauss-Kahn zum Essen verabredet war, könne bestätigen, dass der IWF-Chef zur Zeit des vermeintlichen Übergriffs nicht im Hotel war.

Französische Medien berichteten, bei der Person handele es sich um eine Tochter Strauss-Kahns. Die Staatsanwaltschaft hingegen berief sich auf ein Video, das zeige, wie Strauss-Kahn sein Hotel in großer Eile verlasse. Zudem beschrieb sie den Beschuldigten als Wiederholungstäter, allerdings ohne Details zu nennen. Der IWF-Chef ist dafür berüchtigt, Frauen nachzustellen.

Die Festnahme Strauss-Kahns hat in EU-Kreisen die Sorge ausgelöst, dass Europa an Einfluss beim IWF verlieren könnte. Der Zeitpunkt der Affäre ist äußerst ungünstig: Die EU verhandelt mit dem IWF derzeit über weitere Kredite für Griechenland. Übergangsweise hat der Amerikaner John Lipsky die Leitung des IWF übernommen, er gilt als Unterstützer der Griechenland-Hilfen. Allerdings dringen die Schwellenländer darauf, den nächsten IWF-Chef zu stellen. Einige von ihnen murren bereits über die massiven Kredite für das reiche Europa. Aus diesem Grund hielt es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) offenbar für nötig, die Machtansprüche der Europäer zu verteidigen. Sie bekräftigte, dass Europa den Chefposten weiter beanspruchen werde.

© SZ vom 17.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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