Urteil gegen Hosni Mubarak:Tag der Abrechnung mit dem Pharao

Bei der Präsidentenwahl blieb etwa die Hälfte der Wähler zu Hause, zu dem Prozess gegen Ex-Präsident Husni Mubarak hat aber fast jeder Ägypter eine Meinung. Die meisten wollten ihn hängen sehen. Doch am Ende entscheidet das Gericht auf lebenslängliche Haft. Angehörige der Toten vom Tahrir-Platz drohten im Vorfelt der Urteilsverkündung mit Selbstjustiz.

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Urteilsverkündung im Mubarak-Prozess

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Bei der Präsidentenwahl blieb etwa die Hälfte der Wähler zu Hause, zu dem Prozess gegen Ex-Präsident Husni Mubarak hat aber fast jeder Ägypter eine Meinung. Die meisten wollten ihn hängen sehen. Doch am Ende entscheidet das Gericht auf lebenslängliche Haft.Angehörige der Toten vom Tahrir-Platz drohten im Vorfelt der Urteilsverkündung mit Selbstjustiz.

Fast 30 Jahre hatte der ehemalige ägyptische Luftwaffengeneral Hosni Mubarak das Sagen im Land am Nil. Am 11. Februar 2011 trat er schließlich zurück, im April wurden Mubarak und seine Söhne verhaftet. Nun wurde das Urteil gegen den Ex-Präsidenten verkündet. Das Gericht entschied sich für lebenslängliche Haft.

Die Mehrheit der Ägypter war für das Erhängen des "Pharao". Bei einer milderen Strafe drohten sie mit Massenprotesten und neuer Gewalt.

MUBARAK IN LUXOR

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Eines hat Mubarak stets gehabt: gute Nerven. Der Kampfpilot (hier auf einem Foto aus dem Jahr 1997) machte im Militär Karriere. Er absolvierte die Militärakademie, wurde zum Studium in die Sowjetunion delegiert und kam als Luftwaffenkommandeur im Nahostkrieg 1973 zu Ruhm und Ehre. Als sein Vorgänger, Präsident Anwar al-Sadat, auf einer Militärparade erschossen wurde, saß Mubarak auf der Tribüne neben ihm.

Mubarak Reagan

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Während seiner Amtszeit war Mubarak bei allen US-Präsidenten willkommen. Im September 1985 besuchte er Ronald Reagan. 

US-BUSH-MUBARAK-OVAL OFFICE

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Auch George Bush senior schätzte Mubarak und empfing ihn 1989 im Weißen Haus: Der Ägypter erntete Lob dafür, dass er sein Land nicht in die Hände islamistischer Extremisten fallen ließ und war in all den Krisen im Nahen Osten ein treuer Verbündeter des Westens.

Hosni Mubarak bei der Eröffnung des Treffens der Arabischen Liga in Kairo

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Schon damals musste Mubarak, hier bei einem Treffen der Arabischen Liga im Jahr 2000, sich allerdings mit den Problemen herumschlagen, die die arabische Welt in neuerer Zeit plagen: wirtschaftliche Stagnation, Korruption, der palästinensisch-israelische Konflikt und die Bekämpfung des radikalen Islamismus auf Kosten bürgerlicher Freiheiten.

Doch es dauerte fast 30 Jahre, bis er schließlich zurücktreten musste.

Hosni Mubarak Sieger der ägyptischen Präsidentenwahlen, 2005

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Im Laufe der Jahre wurde der Despot, der nie einen Stellvertreter ernannt oder den Ausnahmezustand aufgehoben hatte, immer unnahbarer. Seine Auftritte in der Öffentlichkeit wurden sorgfältig inszeniert. Sein autoritärer Stil passte nach dem Urteil der Experten immer weniger in die neue, nach Offenheit strebende Zeit.

Die Kritik an gefälschten Wahlen und Menschenrechtsverletzungen der Polizei nahm immer mehr zu. 2005 hatten zum ersten Mal Wahlen mit mehreren Kandidaten stattgefunden, die Mubarak mit 88,6 Prozent der Stimmen gewonnen haben will. Nur 23 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Wahl teil.

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Doch Mubaraks Macht hatte ihre Grenzen: Der Wut der Ägypter auf dem Tahrir-Platz hielt sie nicht stand. Der Funke der tunesischen Jasmin-Revolution war Anfang 2011 nach Kairo übergesprungen. Vor den Protesten hatte der heute 84-Jährige, der auf offiziellen Fotos um Jahrzehnte jünger wirkte, nicht ans Aufhören gedacht, auch wenn er einmal in einem Interview klagte: "Es ist ein sehr harter Job. Vom Aufwachen bis zum Einschlafen nichts als Ärger."

Präsident Mubarak 2001

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In der Nacht zum 2. Februar 2011 erklärte Mubarak schließlich, auf eine weitere Amtszeit verzichten zu wollen. Er sagte im Staatsfernsehen, er werde bei den nächsten Wahlen im September nicht mehr kandidieren. Die Macht wolle er vorher aber nicht abgeben. Mittlerweile demonstrierten drei Millionen Ägypter gegen ihn. Trotz aller Rücktrittsforderungen weigerte sich der Despot noch am 10. Februar, seine Ämter niederzulegen.

Vice President Omar Suleiman meets with Editors in Chief of  Egyp

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Das übernahm sein Vizepräsident für ihn: Am 11. Februar trat Omar Suleiman vor die Presse und gab bekannt, dass Mubarak von allen Ämtern zurücktrete. Am 12. Februar flüchtete der langjährige Diktator dann per Hubschrauber. Sein Aufenthaltsort war zunächst nicht bekannt.

Mubarak sons face new corruption charges

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Doch Mubarak wurde aufgespürt. Zwei Monate nachdem er zurückgetreten war, wurden der Despot und seine Söhne Alaa und Gamal Mubarak verhaftet. Sie müssen sich Korruptionsvorwürfen stellen. Drei Tage vor der Urteilsverkündung wurde erneut Anklage gegen den potentiellen Erben Gamal und den reichen Geschäftsmann Alaa erhoben: Die Söhne sollen die Börse manipuliert haben, um ihre Gewinne zu erhöhen.

Vorschau: Urteilsverkuendung im Prozess gegen Husni Mubarak

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Den Prozess erlebte der ehemalige Präsident vom Krankenbett aus. Seit dem Prozessauftakt im August 2011 wurde er liegend in den Verhandlungssaal gerollt. Bei der Befragung am 12. April, einen Tag nach seiner Verhaftung, hatte der Despot einen Herzinfarkt erlitten und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. 

Urteilsverkündung im Mubarak-Prozess

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An diesem Samstag wurde nun das Urteil über den langjährigen Diktator gesprochen: Staatsanwalt Mustafa Suleiman hatte die Todesstrafe gefordert. Mubarak habe authorisiert, dass scharfe Munition gegen friedliche Demonstranten eingesetzt wurde. Dafür müsse er die Höchststrafe erhalten, sagte Suleiman in seinem Schlussplädoyer.

Urteilsverkündung im Mubarak-Prozess

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Doch viele ägyptische Juristen fanden die "unwiderlegbaren Beweise", die er dafür angeführt hat, wenig überzeugend. Sie vermuteten deshalb, dass Mubarak lediglich in dem zweiten Anklagepunkt - Korruption und Verschwendung öffentlicher Gelder - schuldig gesprochen würde.

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Aus Sicht der Angehörigen der mehr als 800 Toten vom Tahrir-Platz wäre dieser Schuldspruch, der zu einer Haftdauer von 13 bis 15 Jahren geführt hätte, nicht ausreichend gewesen. Einige von ihnen hatten sogar mit Selbstjustiz gedroht, für den Fall, dass Mubarak nicht zum Tode verurteilt werden sollte.

Hosni Mubarak

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Nun ist der mit Spannung erwartete Urteilsspruch, der live im Fernsehen übertragen wurde, gefallen. Die Richter entschieden auf lebenslänglich. Die Verurteilung wird allerdings vermutlich nicht das letzte Kapitel des Mubarak-Dramas sein. Denn es ist davon auszugehen, dass Mubarak, der sich in allen Punkten für unschuldig erklärt hat, in Berufung gehen wird. Bis das Berufungsgericht entschieden hat, wird der alte "Rais" noch viele Stunden in seinem Krankenzimmer im International Medical Center vor den Toren von Kairo verbringen.

© sueddeutsche.de/mit AP/mati/momi/hai/gba
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