Abstimmung über Salih-Nachfolger:Tote bei Präsidentschaftswahl in Jemen

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Die Bevölkerung in Jemen hat einen neuen Präsidenten gewählt. Begleitet wurde die Stimmenabgabe von Ausschreitungen im Süden und einem Boykott schiitischer Rebellen im Norden. Der bisherige Vizepräsident Abd Rabbo Mansur Hadi, der als einziger Kandidat zur Wahl stand, kündigte "große politische, wirtschaftliche und soziale Änderungen" an. Fraglich bleibt die künftige Rolle von Expräsident Salih.

Die Menschen im Jemen haben einen neuen Präsidenten gewählt. Damit soll das Land mehr als ein Jahr nach Ausbruch politischer Unruhen wieder gefestigt werden. Einziger Kandidat war der bisherige Vizepräsident Abad Rabbo Mansur Hadi. Er hatte die Führung des arabischen Landes bereits übernommen, nachdem sich sein Vorgänger Ali Abdullah Salih im Januar zur Machtübergabe bereit erklärt hatte . Salih hatte sich nach mehr als 33 Jahren unter dem Druck monatelanger Proteste und dem Drängen aus dem Ausland aus dem Amt zurückgezogen.

Soldaten bewachen die Eingänge der Wahlstationen im Jemen. (Foto: dpa)

Von Hadi versprechen sich sowohl Regierungs- als auch Oppositionskräfte eine Stabilisierung des Jemens. In einer Übergangsphase von etwa zwei Jahren soll der neue Präsident den geschwächten Staat im Süden der Arabischen Halbinsel zur Demokratie führen. Eine Beruhigung der Lage soll der neuen Regierung auch wieder Spielraum bieten, gegen den wachsenden Al-Qaida-Einfluss vorzugehen.

Die Wahl Hadis war Teil eines von Saudi-Arabien vermittelten Friedensplans, der auch die Immunität vor Strafverfolgung für Expräsident Salih vorsieht. Hadi erklärte bei seiner Stimmabgabe, die Wahl sei die einzige Möglichkeit, das Land aus der Krise zu führen. "Es wird große politische, wirtschaftliche und soziale Änderungen geben", sagte er.

Unsicherheit herrscht über die künftige Rolle des Expräsidenten. Salih könnte nach allgemeiner Einschätzung wieder großen Einfluss nehmen. Er ist derzeit zur medizinischen Behandlung in den USA, wird aber wahrscheinlich nach Jemen zurückkehren. Der Expräsident hat sich über die Jahre ein starkes Netz aus Stammes- und Familienbeziehungen aufgebaut. Er schloss nicht aus, nach seiner Rückkehr wieder Ämter zu übernehmen. In einer am Montagabend im Staatsfernsehen verlesenen Botschaft hieß es, er werde dem Land weiterhin dienen.

Jemen ist das ärmste Land der arabischen Welt. Es hat eine schwache Zentralregierung, eine Unabhängigkeitsbewegung ist im Süden aktiv, eine aufständische schiitische Gemeinschaft und eine der aktivsten al-Qaida-Gruppen im Norden. Im Zuge des Aufstands gegen die Herrschaft Salihs verschlechterte sich die Sicherheitslage im Land massiv.

Die USA und der Nachbarstaat Saudi-Arabien hoffen, dass Jemen nach einem geordneten Machtwechsel weiter ein verlässlicher Partner im Kampf gegen al-Kaida bleibt.

Mindestens vier Tote durch Angriffe auf Wahllokale

Wie instabil die Lage in Jemen zurzeit ist, zeigten mehrere Anschläge auf Wahllokale am Tag vor der Wahl. Der Wahltag selbst wurde von Gewalt im Süden und einem Boykott schiitischer Rebellen im Norden überschattet. Trotz der Ausschreitungen herrschte in der Hauptstadt Sanaa großes Interesse an der Stimmabgabe.

In anderen, von mutmaßlichen Al-Qaida-Anhängern kontrollierten Gebieten blieben viele Wähler aus Angst den Urnen fern. Rebellen im ehemaligen Süd-Jemen griffen mehrere Wahllokale an, mindestens vier Menschen starben. Insgesamt waren zehn der 24 Millionen Einwohner des Landes als Wähler registriert.

© Süddeutsche.de/dapd/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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