Abgasaffäre:VW will in den USA Vertrauen zurückkaufen

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VW-Konzernchef Matthias Müller besucht diese Woche die Automesse in Detroit. (Foto: REUTERS)

Der Autokonzern Volkswagen bietet amerikanischen Autobesitzern noch mehr Geld an. Vorstandschef Matthias Müller entschuldigt sich für Fehlverhalten, sagt aber: Volkswagen ist "keine kriminelle Marke".

Von Claus Hulverscheidt, Detroit

Mit weiteren Geldgeschenken und einem groß angelegten Programm zur Umrüstung sowie zum Rückkauf von Pkws will der VW-Konzern das Vertrauen der Autokäufer und der Behörden in den USA zurückgewinnen. "Wir müssen nicht nur unsere Autos reparieren, wir müssen auch unsere Glaubwürdigkeit reparieren", sagte Konzernchef Matthias Müller vor Beginn der Automesse in Detroit. Einzelheiten will er an diesem Mittwoch bei einem Gespräch mit Gina McCarthy, der Chefin der US-Umweltbehörde EPA, erläutern.

VW hatte jahrelang die Abgaswerte seiner Dieselmotoren mithilfe einer Software manipuliert. Der Skandal, der im September in den USA aufflog, betrifft weltweit elf Millionen Pkw. Seit Wochen schon wirft die US-Regierung Volkswagen vor, nicht ausreichend mit den Behörden zu kooperieren und Informationen wie Unterlagen zurückzuhalten. Um den Druck zu erhöhen, reichte das Justizministerium vergangene Woche eine Zivilklage ein, die VW im schlimmsten Fall einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten könnte.

Müller sagte zum Auftakt seiner ersten USA-Reise als VW-Chef, er wisse, dass sein Unternehmen die Kunden, die Behörden und die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten enttäuscht habe. "Ich bitte daher um Entschuldigung für das, was bei VW falsch gelaufen ist", erklärte er. Er betonte aber zugleich, VW sei "keine kriminelle Marke und keine kriminelle Gruppe".

Das Paket, das Müller am Mittwoch Politikern und Beamten in Washington vorstellen wird, sieht dem Vernehmen nach vor, dass weitere der 580 000 VW-, Audi- und Porsche-Fahrer in den USA 1000 Dollar geschenkt bekommen. Darüber hinaus will Volkswagen seinen Kunden drei Jahre lang rund um die Uhr kostenlos Pannenhilfe anbieten. Zudem wird Müller wohl ankündigen, dass Volkswagen einen neuen Katalysator entwickelt hat, der die strengen US-Abgasgrenzwerte einhält und der in mehr als 400 000 Wagen eingebaut werden könnte. Autos, bei denen eine Umrüstung zu teuer würde, will VW zurückkaufen. Um wie viele Wagen es sich dabei handeln könnte, blieb aber zunächst offen.

Müller bekräftigte, die Vereinigten Staaten blieben für sein Unternehmen ein Kernmarkt. USA-Chef Michael Horn verwies darauf, dass der Konzern trotz der "Diesel-Thematik" 2015 die Marke von 600 000 verkauften Autos im Land durchbrochen habe. Dabei machten Audi und Porsche leichte Verluste bei der Kernmarke VW mehr als wett. Wegen der Folgen des Diesel-Skandals geht der deutsche Branchenverband VDA davon aus, dass der Absatz deutscher Pkw in den USA 2016 bei 1,4 Millionen Fahrzeugen stagnieren wird.

Müller wies Vorwürfe aus Deutschland zurück, Washington nutze die Affäre, um einen Wettbewerber der US-Autoindustrie zu erledigen. "Wir fühlen uns hier sehr fair behandelt", sagte er. Zugleich distanzierte er sich klar von der Strategie seines Vorgängers Martin Winterkorn, der VW um beinahe jeden Preis zum größten Autohersteller der Welt hatte machen wollen. "Größe ist kein Wert an sich", betonte Müller.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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