Nordkorea:Leere Versprechen

Nordkoreas Führer Kim Jong Un bei seiner Neujahrsansprache: Er kündigt einen Politikwechsel an. (Foto: dpa)

Der jüngste Spross der Despoten-Dynastie Nordkoreas überrascht mit seiner Neujahrsansprache. Kim Jong Un kündigt einen "radikalen Wechsel" in der Politik des Landes an. Damit knüpft er zwar an die Traditionen seines Großvaters an, echte Reformen bleiben aber in weiter Ferne.

Ein Kommentar von Reymer Klüver

Nordkoreas Führer waren immer für Überraschungen gut. Großvater Kim Il Sung stimmte wider Erwarten dem Einfrieren des nuklearen Rüstungsprogramms seines Landes zu, Vater Kim Jong Il ließ die Bombe dann zu Testzwecken unterirdisch doch detonieren, Enkel Kim Jong Un schickte kurz vor Weihnachten eine Langstreckenrakete ins All, um zu demonstrieren, dass sein Militär künftig - rein theoretisch natürlich - auch Amerikas Westküste treffen könnte. Und nun versprach er, zu Neujahr, genauso unvermutet einen "radikalen Wechsel" in der Politik des Landes.

Darin stecken zwei Botschaften. Zum einen will sich Kim Jong Un im Inneren eindeutiger positionieren: Mit der Neujahransprache knüpft er an eine Tradition seines Großvaters an, der noch heute im Land eher verehrt wird als sein Vater, der mehr gefürchtet als respektiert war. Zum anderen signalisiert er den Landsleuten im Süden der geteilten Nation, dass mit ihm die Rückkehr zu einer Politik der vorsichtigen Öffnung machbar wäre, wie sie beide Koreas Anfang des vergangenen Jahrzehnts ausprobiert hatten.

Die Frage ist nur, wie belastbar solche Botschaften sind. Der jüngste Spross der Despoten-Dynastie hat sich bisher ähnlich unstet gezeigt wie sein Vater, im Populismus ähnelt er dem Großvater. Und er regiert so kaltblütig und menschenverachtend wie beide zusammen. Auf echte Reformen darf man da kaum hoffen.

© SZ vom 02.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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