Vorwurf der Vergewaltigung:Kachelmann will aussagen

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ARD-Fernsehmoderator Jörg Kachelmann will sein Schweigen brechen und vor der Staatsanwaltschaft aussagen. Die Faktenlage ist unübersichtlich.

Wolfgang Janisch

Seit Samstag sitzt der Fernsehmoderator Jörg Kachelmann in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt Mannheim. Der Vorwurf, der gegen ihn erhoben wird, ist ungeheuerlich: Vergewaltigung - das bedeutet eine Mindeststrafe von zwei Jahren, eine Aussetzung zur Bewährung wäre kaum noch möglich, vom beruflichen Ruin ganz zu schweigen.

Doch wie tragfähig die Anschuldigungen sind, ist noch nicht abzuschätzen. Seine Anwälte Ralf Höcker und Reinhard Birkenstock haben sich am Dienstag auf ihrer Homepage an die Medien gewandt und beteuert: "Jörg Kachelmann ist unschuldig. Er hat die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen."

An diesem Mittwoch werde er sich gegenüber der Staatsanwaltschaft umfassend äußern - und zwar nur dort: Er werde nicht der Unsitte folgen, "nun eine mediale Schlammschlacht zu beginnen, denn hierunter würden alle Beteiligten nur noch zusätzlich zu leiden haben".

Die Faktenlage - soweit sichtbar - ist bisher noch unübersichtlich. Anfang Februar soll der 51-jährige Wetterexperte seine langjährige Freundin nach einem Beziehungsstreit in ihrer Wohnung im baden-württembergischen Schwetzingen zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Angaben der Frau, was - wenn es der einzige Anhaltspunkt wäre - wohl zu wenig für den "dringenden Tatverdacht" wäre, den ein Haftbefehl voraussetzt. Ihre Beweise will die Staatsanwaltschaft Mannheim nicht offenbaren, nur so viel teilt Behördensprecher Andreas Grossmann mit: "Wir haben mehr als eine bloße Anzeige."

Nach SZ-Informationen liegt den Ermittlern ein Gutachten vor, in dem die Rechtsmedizin bei der Frau in den Tagen nach der angeblichen Tat blaue Flecken festgestellt hat, die auf eine Vergewaltigung hindeuten.

Die Anklage stützt sich nur auf die Aussagen der Frau

Ohne zusätzliche Indizien würde kein Gericht einen Haftbefehl wegen Vergewaltigung erlassen, das bestätigen auch Staatsanwälte, die nichts mit dem Fall zu tun haben. Andererseits: Dieselben Experten warnen vor vorschnellen Schlüssen. Weil bei Vergewaltigungen normalerweise keine Zeugen zugegen sind, eignen sich solche Anschuldigung auch für einen Rachefeldzug wegen verletzter Gefühle.

Verwunderlich ist zudem, dass das Opfer eine langjährige Freundin oder gar Lebensgefährtin von Kachelmann gewesen sein soll, doch selbst in den einschlägigen Magazinen nichts von ihr zu finden ist.

Die Bild-Zeitung zitiert einen ungenannten "engen Geschäftspartner" Kachelmanns, der die Existenz dieser langjährigen Beziehung in Abrede stellt. Aus Justizkreisen ist zu hören, dass die Staatsanwaltschaft sich in diesem Punkt vorerst nur auf die Angaben der Frau stützt.

Dass die Staatsanwaltschaft Kachelmann Fluchtgefahr attestiert und deshalb die Inhaftierung beantragt hat, entspricht den Usancen in solchen Fällen: Kachelmann ist Schweizer, er lebt in der Schweiz, damit wäre er nicht einmal per EU-Haftbefehl greifbar. Zumindest gegen eine Kaution wird er das Gefängnis womöglich bald wieder verlassen dürfen.

© SZ vom 24.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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