Vor Mordprozess:Beweismaterial könnte Pistorius entlasten

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Der Prozess gegen Oscar Pistorius soll Anfang März beginnen. (Foto: dpa)

Neue Erkenntnisse im Fall Pistorius: Der beinamputierte Sprintstar soll bei den Schüssen auf seine Freundin keine Prothesen getragen haben - ein Indiz, das gegen die Mordthese spricht. Allerdings gibt es in den Unterlagen der Staatsanwaltschaft auch belastendes Material.

Neue Ermittlungsergebnisse nähren einem Medienbericht zufolge Zweifel an der These, dass der südafrikanische Sprint-Star Oscar Pistorius seine Freundin Reeva Steenkamp vorsätzlich ermordet hat. Von der Staatsanwaltschaft befragte Ballistik-Experten seien zu dem Schluss gekommen, dass der beinamputierte Sportler seine Unterschenkel-Prothesen zum Tatzeitpunkt höchstwahrscheinlich nicht getragen habe, berichtete der Nachrichtensender eNCA unter Berufung auf Dokumente der Anklagebehörden.

Zur Erhärtung des Mordverdachts hatte die Staatsanwaltschaft bislang als Schlüsselargument angeführt, dass Pistorius vor Abgabe der Schüsse zunächst seine Prothese angezogen und dementsprechend offensichtlich nicht in Panik gewesen sei. Die Anklage geht davon aus, dass der Athlet das Model Steenkamp im Februar 2013 nach einem Streit in seinem Haus in Pretoria vorsätzlich durch die geschlossene Badezimmertür erschoss. Der 27-Jährige beteuert hingegen, er habe seine Freundin für einen Einbrecher gehalten.

Nachbar hörte Streit in der Tatnacht

Während der von eNCA veröffentlichte Ballistik-Bericht die Darstellung von Pistorius tendenziell stützen könnte, stützen zwei weitere Details eher die Theorie der Staatsanwaltschaft: Dem Sender zufolge geht die Anklage davon aus, dass Wachleute der gesicherten Wohnanlage in Pretoria nach den Schüssen bei Pistorius anriefen, der Sportler ihnen aber sagte, alles sei in Ordnung und Hilfe nicht nötig. Außerdem habe ein Nachbar in der Tatnacht Gebrüll wie bei einem Streit gehört.

Die Anklagebehörde versicherte, die fraglichen Dokumente seien nicht von ihr veröffentlicht worden. Die Verteidigung habe aber Zugang zu sämtlichem Beweismaterial, sagte Behördensprecher Nathi Mncube. "Wir geben niemandem außer der Verteidigung etwas weiter - und wenn es nach außen dringt, dann sicher nicht wegen uns." Für die Strategie der Staatsanwaltschaft seien derartige Informationslecks schließlich schädlich.

Pistorius muss sich vom 3. März an wegen der Tötung seiner Freundin vor Gericht verantworten. Er ist seit einem Jahr auf Kaution auf freiem Fuß. Der an beiden Unterschenkeln amputierte Athlet war 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London zu Weltruhm gelangt, als er beim Sprint der unversehrten Athleten antrat.

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