USA:Polizei erschießt 19-jährigen Afroamerikaner

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Die Polizei sichert den Tatort in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin. (Foto: AP)
  • Erneut ist ein unbewaffneter Afroamerikaner in den USA von einem Polizisten getötet worden. Er soll unbewaffnet gewesen sein. Dutzende Menschen demonstrieren daraufhin in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin gegen Polizeigewalt.
  • Der Fall erinnert an den Tod des Teenagers Michael Brown, der 2014 ebenfalls von einem Polizisten erschossen wurde. Proteste mit heftigen Ausschreitungen waren die Folge.
  • Nur einen Tag nach dem Vorfall nimmt US-Präsident Obama an einer Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag einer Demonstration schwarzer Bürgerrechtler teil.

Polizist erschießt 19-jährigen Afroamerikaner

Nach tödlichen Schüssen auf einen jungen Schwarzen haben in der US-Stadt Madison (Wisconsin) Dutzende Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert. Ein Beamter habe den 19-Jährigen erschossen, nachdem er von ihm attackiert worden sei, sagte der örtliche Polizeichef Mike Koval. Ersten Ermittlungen zufolge habe der junge Mann aber keine Waffe gehabt.

Der Polizist sei zu dem Jugendlichen nach Hause gegangen, weil dieser verdächtigt wurde, den Straßenverkehr gestört und jemanden geschlagen zu haben. Weil er von drinnen Lärm gehört habe, habe sich der Beamte gewaltsam Zugang zu der Wohnung verschafft. Dort habe der Jugendliche den Polizisten angegriffen, "der seine Pistole gezogen und geschossen hat". Der Beamte habe zwar sofort Erste Hilfe geleistet, der junge Mann sei aber im Krankenhaus seinen Schussverletzungen erlegen.

Nach dem Vorfall versammelten sich Fernsehberichten zufolge Dutzende Demonstranten vor dem Haus, die Slogans wie "Das Leben von Schwarzen zählt" riefen. Weitere Demonstrationen seien für Montag geplant, berichtet die US-Nachrichtenseite Wkow.com.

Der Vorfall erinnert an den Tod von Michael Brown

Die US-Polizei ist in den vergangenen Monaten wiederholt wegen mutmaßlicher exzessiver Gewalt und Diskriminierung gegen Schwarze in die Schlagzeilen geraten. Erst vor wenigen Tagen hatte das Justizministerium notorische schwere Missstände im Umgang mit Afroamerikanern in Ferguson (Missouri) angeprangert. Hier war im Sommer 2014 der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden. Der Tod hatte schwere Proteste ausgelöst.

US-Präsident Barack Obama wollte am Samstag an einer Gedenkfeier anlässlich des 50. Jahrestages des "Blutigen Sonntages" in Selma (Alabama) teilnehmen. Dort war die Polizei am 7. März 1965 bei einem Protestmarsch gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen. Der Vorfall rüttelte Washington auf. Im August desselben Jahres wurde ein historisches Wahlrechtsgesetz in Kraft gesetzt. Millionen Schwarze konnten sich erstmals als Wähler registrieren lassen.

© SZ.de/dpa/AFP/cmy/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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