Urteil des Supreme Court:Konditor darf Schwulen Hochzeitstorte verweigern

Der Supreme Court in Washington, das Oberste Gericht in den USA, hat jetzt ein Urteil gefällt. (Foto: J. Scott Applewhite/AP)

Seit Jahren hatte sich ein Konditor mit einem schwulen Paar vor Gericht gestritten. Er hatte ihnen eine Hochzeitstorte verweigert. Jetzt gab das Oberste Gericht dem Mann recht.

Sechs Jahre hatte der Fall die US-Gerichte beschäftigt, mehrere Instanzen durchlaufen, für Medienecho in der ganzen Welt gesorgt: der Konditor aus Denver, der sich geweigert hatte, eine Hochzeitstorte für ein schwules Paar herzustellen. Jetzt hat das Oberste Gericht in Washington geurteilt: Die Weigerung war rechtmäßig, entschieden die Richter. Die religiösen Überzeugungen des Konditors müssten angemessen in Betracht gezogen werden.

Der Supreme Court hob mit sieben gegen zwei Stimmen eine vorherige Entscheidung der Bürgerrechtskommission des Bundesstaats Colorado auf. Diese hatte befunden, der Konditor Jack Phillips habe alle Kunden unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung zu bedienen. Das Oberste Gericht vertrat nun aber die Auffassung, die Kommission habe eine "klare und unzulässige Feindseligkeit gegenüber den ehrlichen religiösen Überzeugungen" des Konditors gezeigt. Das schwule Paar sah sich wegen Phillips' Weigerung, eine Torte für seine Hochzeitsfeier herzustellen, aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert.

Der zähe Rechtsstreit der beiden Männer mit dem Konditor - der Vorfall ereignete sich im Juni 2012 - erregte landesweites Aufsehen, zumal der Konditor kein Einzelfall ist. Quer durchs Land führen immer wieder Konditoreien, Blumenläden, Fotostudios und andere Firmen an, dass sie aus religiösen Gründen keine Dienstleistungen für homosexuelle Paare erbringen wollten.Entgegen vieler Erwartungen fällte das Oberste Gericht nun allerdings kein Grundsatzurteil dazu, inwieweit Dienstleistungen in der Geschäftswelt aus religiösen Überzeugungen heraus verweigert werden dürfen.

Der Supreme Court hielt ausdrücklich fest, dass sich sein Urteil allein auf den konkreten Fall von Phillips bezieht. Das Oberste Gericht mahnte lediglich, dass alle künftigen richterlichen Entscheidungen zu derartigen Fällen sorgfältig auszubalancieren seien.

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