Todesstrafe in den USA:Richterin lehnt Aufschub für umstrittene Hinrichtung ab

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In den USA gibt es nach einer qualvollen Hinrichtung mit nicht erprobtem Gift eine neue Debatte über die Todesstrafe. Dennoch soll nun erneut ein Todesurteil vollstreckt werden. Mit welchem Gift, wollen die Behörden nicht sagen.

Eine Vene platzt, der Mann wälzt sich minutenlang auf der Bahre, ringt um Luft und stirbt schließlich 43 Minuten nach der ersten Spritze an einem Herzinfarkt: Die Hinrichtung des US-Amerikaners Clayton Lockett Ende April im Bundesstaat Oklahoma ist extrem qualvoll verlaufen. Schuld war die Giftmischung, die zuvor nicht erprobt worden war. Der Fall löste in den USA eine neue Debatte über die Todesstrafe aus.

Dennoch soll an diesem Mittwoch erneut ein Todesurteil vollstreckt werden. Die zuständige Richterin in Missouri will keinen Aufschub gewähren. Es sei nicht zu erwarten, dass Todeskandidat Russell Bucklew "verfassungswidrige Qualen" erleiden werde, begründete Beth Phillips ihre Entscheidung am Montag.

Bucklew könnte ersticken

Bucklew verlangt eine Videoaufzeichnung seiner Exekution. Es sei an der Zeit, den Vorhang zu lüften, sagte seine Anwältin Cheryl Pilate über die Giftinjektionen. Der verurteilte Mörder soll am Mittwochmittag in der Stadt Bonne Terre mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Seine Anwälte kündigten weitere Rechtsmittel an. Sie machten zuletzt geltend, dass Bucklew unter seltenen Gefäßtumoren im Kopf und im Hals sowie unter Kreislaufstörungen leide.

Ein Arzt, der Bucklew untersuchte, kam in einem Gutachten zu dem Schluss, dass Bucklew deswegen bei der Hinrichtung ersticken könnte. Nach Einschätzung seiner Anwälte wäre das ein Verstoß gegen die US-Verfassung, die eine "grausame und ungewöhnliche Bestrafung" verbietet.

Probleme mit nicht erprobten Giftmischungen

Bucklew, der 1996 den neuen Freund seiner Ex-Freundin erschoss, die Frau vergewaltigte und androhte, sie ebenfalls umzubringen, hofft, dass sein Tod nicht zur Qual wird. "Es macht mir Angst", wird der 45-jährige von mehreren Medien zitiert. Die Strafvollzugsbehörde in Missouri weigert sich bislang anzugeben, welches Gift sie einsetzen will, um ihn zu töten.

In den vergangenen Jahren ist es bei Hinrichtungen in den USA immer wieder zu qualvollen Todeskämpfen gekommen. Die Behörden haben seit Längerem Nachschubprobleme bei den Mitteln für die Giftspritzen, weil sich die europäischen Hersteller weigern, diese weiter für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Mehrere US-Bundesstaaten testeten daher neue und nicht erprobte Giftmischungen von nicht bundesweit zertifizierten Herstellern.

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