Tod von König Bhumibol:Trauerzeremonie für Thailands König beginnt

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  • Thailand hat keine Mühen gescheut, um die feierliche Einäscherung seines verstorbenen Königs ein Jahr lang vorzubereiten.
  • Man schätzt, dass mehr als eine Viertelmillion Thailänder aus dem ganzen Land die Straßen säumen werden, um die prunkvolle Prozession mitzuerleben.
  • Am Donnerstag wird der Leichnam von Rama IX eingeäschert, der königliche Geist in den Himmel entschwinden. So endet eine Ära, die weltweit ihresgleichen sucht.

Von Arne Perras, Bangkok

Bleierne Wolken hängen am Himmel, immer wieder platscht Regen auf den Asphalt in den Straßen rund um den großen Palast. Aber das macht den Massen nichts aus, stoisch halten sie aus in ihren hauchdünnen Regenmänteln aus Plastik oder unter breiten schwarzen Regenschirmen. Manche Leute lagern hier schon seit der Nacht zuvor, und am Mittwochnachmittag werden es Stunde um Stunde mehr. Denn drinnen im Thronsaal des Palasts beten schon die Mönche, die große Zeremonie mit ihren buddhistischen Riten hat begonnen.

Am Donnerstag wird dann die ganze Welt nach Bangkok blicken, der 26. Oktober bildet den Höhepunkt der fünftägigen Trauerfeierlichkeiten zur Einäscherung seiner Majestät, des Großen Königs, Bhumibol Adulyadej. Als er am 13. Oktober 2016 mit 88 Jahren gestorben war, ging er als dienstältester Monarch in die Geschichte ein, er führte die thailändische Monarchie sieben Jahrzehnte lang. Seither trauern Millionen Thailänder um jenen König, den sie alle schon seit Kindestagen kennen. Und an diesem Mittwochabend ist es für manche wieder besonders schwer. Sie sitzen auf dem Asphalt und können die Tränen nicht mehr zurückhalten, im zwölften Monat nach dem Tod Bhumibols kommen die Emotionen wieder hoch. Denn die sterblichen Überreste werden nun schon in wenigen Stunden ihre letzte Reise antreten. Der Leichnam wird in Rauch aufgehen, der königliche Geist in den Himmel entschwinden. Und dies markiert dann auch das Ende einer Ära, die weltweit ihresgleichen sucht. Kaum ein moderner Monarch wurde jemals so vergöttert wie Rama IX in Thailand.

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Das Konterfei des verstorbenen Königs Bhumibol zierte Briefmarken, Geldscheine und Plakate. Die thailändische Bevölkerung verehrte ihn mit religiöser Hingabe.

Der Staat hat keine Mühen gescheut, um die feierliche Einäscherung ein Jahr lang vorzubereiten, auf dem Feld ließ er ein riesiges Krematorium errichten, mit acht Pavillons, die sich um einen zentralen goldenen Turm gruppieren. In ihm wird der Leichnam schließlich verbrannt, das Feuer wird Bhumibols Sohn, seine Majestät Maha Vajiralongkorn, entzünden. Er hat bereits das Erbe des Verstorbenen angetreten und führt die konstitutionelle Monarchie als König Rama X. Die Krönung des 65-Jährigen, der eine Villa am Starnberger See besitzt und sehr viel Zeit in Deutschland verbringt, steht allerdings noch aus.

Am Donnerstagmorgen werden nun 222 festlich uniformierte Soldaten einen goldenen historischen Streitwagen ziehen und die symbolische königliche Urne aus dem Palast bis auf das Feld Sanam Luang bringen. Man schätzt, dass mehr als eine Viertelmillion Thailänder aus dem ganzen Land die Straßen säumen werden, um die prunkvolle Prozession mitzuerleben. Zu den Feierlichkeiten werden außerdem Adelige, Würdenträger und Politiker aus 40 Nationen erwartet. Deutschland ist durch den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff vertreten. Nicht alle Thailänder, die nun auf dem Asphalt nächtigen, werden auch einen Blick auf den Trauerzug erhaschen können, dafür wird der Platz gar nicht ausreichen. Das weiß auch die 51-jährige Chawanlaphat Uthairangsee, die sagt: "Wenn ich die Prozession nicht mit eigenen Augen sehen kann, dann macht mir das nichts aus. Ich will nur ganz nahe sein und meinen Respekt zeigen. Bhumibol war wie ein Gott für mich. Er hat uns alle so viel gelehrt. Wir werden ihn für immer in unseren Herzen tragen."

Viele preisen den Verstorbenen auf ähnliche Weise, es gibt wohl kaum ein Land auf der Welt, wo die Verehrung des Königs so tief geht und so intensiv gelebt wird wie in Thailand. Das bedeutet nicht, dass es gar keine Gegner der Monarchie gäbe. Doch in Zeiten größter Trauer würde jedes Wort ohne Lob und Preis als äußerst unanständig gelten. Und auch in weniger emotional aufgeladenen Zeiten wird Kritik allenfalls in privaten Gesprächen und sehr verhalten laut. Es ist für Thailänder gar nicht möglich, offen über ihre Monarchie zu diskutieren. Denn jedem, der das wagt, drohen drakonische Strafen wegen Majestätsbeleidigung. Die Militärjunta, die seit ihrem Putsch 2014 regiert, setzt dieses Mittel noch härter ein als die Regierungen zuvor.

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