Tierische Suchaktionen weltweit:Löwe, Nilpferd und Puma dringend gesucht

Geierschildkröte

Noch nie eine Alligator-Schildkröte gesehen? Zumindest im Regensburger Reptilienzoo kann man dieses Exemplar betrachten - am Oggenrieder Weiher sucht man nach wie vor vergeblich nach "Lotti".

(Foto: dpa)

In Irsee sucht man nach der Alligator-Schildkröte, die einem Achtjährigen im Oggenrieder Weiher die Achillessehne durchgebissen haben soll. Es ist nicht das erste Mal, dass sich besorgte Bürger auf die Jagd nach gefährlichen Tieren machen - oder zumindest solchen, die sie in ihrem Ort vermuten.

Von Christina Metallinos

Eine Alligator-Schildkröte hat im Allgäu eigentlich nichts verloren, dennoch wurde ein Achtjähriger offenbar von einem Exemplar dieser Art im Oggenrieder Weiher bei Irsee gebissen. Normalerweise leben die Tiere in Nordamerika. In Deutschland ist ihre Haltung seit 1999 verboten - wie es dazu kam, dass das Tier in einem Weiher auf der falschen Seite des Atlantiks umherschwimmt, ist unklar.

Ähnlich verhält es sich mit dem Pacu, den ein dänischer Angler am 4. August aus dem Öresund gefischt hat. Der etwa 20 Zentimeter lange Fisch ist ein vegetarischer Verwandter des Piranhas und eigentlich in Süd- und Mittelamerika beheimatet. Pacus sind normalerweise friedliebend, in Papua-Neuguinea sollen sie allerdings schon einmal männliche Genitalien mit einem ihrer Lieblingsessen, nämlich Nüssen, verwechselt haben. Deshalb raten die Behörden Männern, die im Öresund schwimmen gehen, vorsorglich Badehosen zu tragen.

Ein Stadt sucht ein Krokodil

Auf den Philippinen machten sich im Sommer 2011 die Bewohner der Gemeinde Bunawan auf die Suche nach einem gigantischen Krokodil. Es soll zwei Menschen und einen Wasserbüffel umgebracht haben. Drei Wochen lang dauerte die Jagd auf das Reptil. Lolong, so sein Name, maß über sechs Meter und war mehr als eine Tonne schwer.

Largest crocodile in captivity dies in Philippines

Nach dreiwöchiger Jagd war es soweit - die Bewohner von Bunawan konnten "Lolong" endlich fangen und präsentierten ihn stolz der Weltöffentlichkeit.

(Foto: dpa)

Das Tier schaffte es ins Guinnessbuch der Rekorde als größtes Krokodil, das jemals gefangen und in Gefangenschaft gehalten wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Lolong in einem Park für Ökotourismus. Im Februar starb das Krokodil.

Der "Frankenfish" im Central Park

Erst vergangene Woche wurde bestätigt, dass der weltgrößte Argus-Schlangenkopffisch in den USA gefangen wurde - und nicht in seiner eigentlichen Heimat Ostasien. Aufgrund einiger Eigenschaften wie der Tatsache, dass er auch ohne Wasser an Land überleben kann, wird die Spezies auch "Frankenfish" genannt. Auch in New York City stellt der Argus-Schlangenkopffisch angeblich ein Problem dar - nachdem bereits 2008 im Harlem Meer, einem See im nördlichen Teil des Central Park, ein Exemplar gefunden wurde, soll sich der Frankenfish immer weiter ausbreiten.

Die New Yorker Umweltbehörde hat deshalb im Frühjahr eine umfangreiche Suchaktion gestartet. Die Prüfer fuhren mit einem speziellen Fischerboot, das elektrischen Strom ins Wasser leitet und die Fische bewegungsunfähig macht, auf den See und zählten die Fischpopulation im Harlem Meer. Das Ergebnis: 814 Fische schwammen im See, kein einziger davon war ein Argus-Schlangenkopffisch.

Auf der Jagd nach dem mysteriösen Ungeheuer

Vor knapp einem Jahr sorgte ein Löwe in der britischen Grafschaft Essex für Aufregung. Spaziergänger meldeten damals, sie hätten auf einem Feld in der Nähe der Ortschaft St. Osyth eine Löwin gesichtet. Die Polizei rückte aus und wies die Bürger an, über Nacht in ihren Häusern zu bleiben. Am Abend meldete ein Anwohner auch noch ein lautes Brüllen, mehrere Augenzeugen riefen zudem bei der Polizei an, weil sie das Tier ebenfalls gesehen hätten. Die Sensation schien perfekt. Helikopter mit Wärmebildkameras kreisten über der Gegend, Experten eines nahegelegenen Zoos wurden hinzugezogen.

Zahmes Haustier statt wilder Raubkatze

Fast 24 Stunden später wurde die Suche nach der Königin der Savanne abgebrochen - es gab keinen weiteren Hinweis darauf, dass sich tatsächlich ein Löwe in der Gegend aufhielt. Am Tag danach meldete sich auch noch eine Katzenhalterin, die vermutete, dass die Spaziergänger ihre große Hauskatze "Teddy Bear" auf dem Feld gesehen hätten. Insgesamt hat allein der Einsatz der beiden Hubschrauber 3600 Pfund gekostet, 31 Polizeibeamte waren an der Suche nach dem vermeintlichen Löwen beteiligt. Seitdem ist der Löwe von Essex zum geflügelten Wort im Netz geworden, #essexlion ist auch noch ein Jahr später ein beliebter Hashtag auf Twitter, um Fotos wie dieses zu teilen:

Ein Nilpferd in Kapstadt

Fast ein Jahr dauerte dagegen die Suche nach einem entlaufenen Nilpferd in Kapstadt. Diebe hatten Zaunteile eines Nilpferdreservats gestohlen, wodurch das Jungtier im August letzten Jahres fliehen konnte. Da Nilpferde als sehr gefährliche Wildttiere gelten, rief die Stadtverwaltung die Bevölkerung zu Vorsicht auf und versuchte immer wieder, das Nilpferd zu fangen. Monatelang streifte das Tier durch die Umgebung, erst im Juli 2013 schafften es die Mitarbeiter der städtischen Umweltbehörde, den jungen Nilpferdbullen zu fangen. Er wurde in einem knapp 380 Kilometer entfernten Reservat untergebracht.

Der Puma kam, griff an - und verschwand wieder

Im Mai dieses Jahres hat ein Mann nahe der Ortschaft Banff in Kanada einen Puma mit seinem Skateboard vertrieben. Das Tier soll ihn überraschend von hinten angegriffen haben, als er mit Kopfhörern im Ohr durch einen Nationalpark lief. Mit seinem Skateboard schlug er das Tier in die Flucht und meldete den Vorfall der Polizei. Nördlich des Ortes wurde eine Bannmeile verhängt und die Behörden begannen sofort mit der Suche nach dem Tier. Kameras mit Bewegungssensoren sollten Tag und Nacht aufzeichnen, ob sich ein Puma in der Gegend befände, außerdem suchten die Verantwortlichen gezielt nach Futterresten und Exkrementen. Nach einer Woche wurde die Suche beendet - erfolglos. Das Gelände sei immer wieder Jagdgebiet von Pumas, Wölfen oder Bären, so die Verwaltung des Nationalparks. Wer dort unterwegs sei, solle deshalb das Risiko für Übergriffe minimieren, indem er in Gruppen laufe, Hunde an die Leine nehme, Pfefferspray bei sich trage und auf Kopfhörer verzichte.

Und im Allgäu? Da ist man immer noch auf der Suche. Der Weiher ist inzwischen trockengelegt, "Lotti", die Alligator-Schildkröte, ist trotzdem noch nicht aufgetaucht. Vergleicht man ihren Fall mit dem der anderen mysteriösen Tier-Suchen weltweit, kann das auch noch eine Weile dauern - wenn sie denn überhaupt gefangen wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: