Sturmtief Axel:"Meine Existenz ist futsch"

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Die Sturmflut in der Ostsee trifft die Insel Usedom schwer. Eine Kiosk-Betreiberin steht vor dem Nichts, nachdem Teile ihres Häuschens ins Meer gerissen wurden.

Von Juri Auel

Petra Hofmann ringt am Telefon mit der Fassung. Ihren Kiosk in Zempin, an der Nordküste Usedoms, gibt es nicht mehr. "Meine Existenz ist futsch", sagt die Gastronomin. Mehr als 25 Jahre lang hat sie auf der Halbinsel gearbeitet. Fischbrötchen verkauft, Strandkörbe vermietet, zum Tanz geladen. Seit gestern Nacht ist damit Schluss.

Nachdem Sturmtief Axel seine Ausläufer über die Insel geschickt hat, kann man durch das Gebäude hindurch auf die Ostsee gucken. Die Rückwand des blau-weiß gestrichenen Hauses ist ins Meer gefallen. Durch die Sturmflut in der vergangenen Nacht sollen um die vier Meter Land hinter der Gaststätte von der Küste abgebrochen sein.

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Schon in der Nacht fegten orkanartige Böen über die Nordseeküste, in Hamburg fuhren Autos am Morgen durch kniehoch überschwemmte Straßen.

"Heute Nacht war der Kiosk noch komplett", sagt Hofmann. Ihre Kinder hätten gemeinsam mit ihrem Mann und der Feuerwehr aufgeräumt, konnten zumindest die teuren Elektrogeräte sichern. Kurz danach wurde das Haus abgesperrt - am Morgen fehlte die Hälfte.

Den Rettungskräften ist Hofmann für die Unterstützung dankbar. "Die Feuerwehr hat gute Arbeit geleistet", sagt die 57-Jährige. Ganz anders denkt sie über die Politik. Von ihr fühlt sich die Gastronomin, die selbst im Gemeinderat sitzt, im Stich gelassen. Vor drei Monaten, als nach einem schweren Herbststurm ein Damm brach, habe sich der Bürgermeister der Gemeinde in Schwerin für eine bessere Befestigung der Küste eingesetzt.

"Aber unser Umweltminister Herr Backhaus ist ja der Meinung, unsere Küste sei geschützt, da müsse man nicht groß was unternehmen", sagt Hofmann. Die Ereignisse jetzt hätten gezeigt, was von der Aussage des Ministers zu halten sei. "Das ist eine Luftnummer. Wenn das sicher sein soll, können wir Usedomer uns ja vom Rest des Landes abkoppeln. Für die in Schwerin existieren wir dann ja gar nicht."

Was jetzt aus ihr wird, weiß Hofmann noch nicht. Der Kiosk war die einzige Einnahmequelle für ihre fünfköpfige Familie. Das Gebäude gehörte nicht ihr, sie hatte es lediglich von der Gemeinde gepachtet. Gemeinsam mit der Bürgermeister wolle sie sich bald darüber unterhalten, ob sich der Kiosk wieder aufbauen lässt. "Das wäre nicht verkehrt", sagt Petra Hofmann, "irgendwie muss es schließlich weiter gehen".

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