Siegen:Mutter versteckte tote Babys in Gefriertruhen

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  • Die Staatsanwaltschaft Siegen wirft einer Frau vor, für den Tod ihrer zwei Neugeborenen verantwortlich zu sein.
  • Die Mutter versteckte ihre toten Kinder in Gefriertruhen.
  • Sie habe die Schwangerschaften nicht bemerkt, beteuert die alkohol- und tablettenabhängige Angeklagte.

Zwei tote Babys

Der Tod zweier neugeborener Jungen im September 2013 und im August 2014 beschäftigt seit diesem Dienstag das Schwurgericht im nordrhein-westfälischen Siegen. Der 32 Jahre alten Mutter wird zweifacher Totschlag vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, ihre Kinder entweder "auf medizinisch nicht nachweisbare Weise" erstickt zu haben, wie es in der Anklageschrift heißt oder aber durch Unterlassen für den Tod verantwortlich sein.

Die Vorwürfe der Anklage

Der Staatsanwaltschaft zufolge hat die Frau ihr erstes Kind in ihrer Badewanne zur Welt gebracht und die Leiche später in der Kühltruhe ihrer Wohnung in Bonn versteckt. Die Schwangerschaft und die Entbindung habe sie dabei verheimlicht.

Das zweite Kind soll sie nach Darstellung der Ermittler in der Dachgeschoss-Wohnung ihres Elternhauses zur Welt gebracht haben. Das Kind sei dabei unmittelbar nach der Entbindung in die Toilettenschüssel gefallen. Später soll die Frau die in eine Plastiktüte verpackte Leiche in der Kühltruhe ihrer Großmutter im Keller des Hauses versteckt haben. Drei Tage später entdeckten Familienmitglieder das tote Kind.

Verdrängte Schwangerschaft
:"Kindsbewegungen als Bauchgrimmen"

Immer wieder tauchen Meldungen von Frauen auf, die von Wehen und Geburt überrascht werden. Mediziner nennen dieses Phänomen "Gravitas suppressalis" - verdrängte Schwangerschaft. Der Berliner Gynäkologe und Psychotherapeut Peter Rott erklärt, was dahintersteckt, wenn Frauen neun Monate lang nicht sehen, was doch offensichtlich ist.

Sabrina Ebitsch

Angeklagte lässt Erklärung verlesen

Vor Gericht wollte sich die Angeklagte am Dienstag nicht selbst äußern. Von ihren Verteidigern ließ sie eine Erklärung verlesen. Von den Schwangerschaften wolle sie nichts mitbekommen haben, heißt es darin.

Sie habe sich vor der ersten Geburt nicht gut gefühlt und sich in die Badewanne gelegt. Nachdem sie das Wasser abgelassen habe, habe sie Krämpfe bekommen. "Und dann lag das Kind in der Wanne. Es war gräulich-blau und hat sich nicht bewegt und keine Geräusche gemacht", so die 32-Jährige.

Auch die zweite Schwangerschaft hätten weder sie noch ihr Umfeld mitbekommen, heißt es in der Erklärung. Im August 2014 sei dann - ähnlich überraschend wie im ersten Fall - das zweite Kind zur Welt gekommen.

Die Angeklagte bezeichnet sich selbst als schwer tabletten- und alkoholabhängig. Sie habe sich durch die hohen Ansprüche ihrer Eltern überfordert gefühlt. Sie hoffe, dass der Prozess ihr Erklärungen für ihr Verhalten bringe und sie dann eine Therapie beginnen könne.

Wie der Prozess weitergeht

Das Gericht will zur Aufklärung des Sachverhaltes 22 Zeugen und sieben Gutachter hören. Am Mittwoch wird der Prozess mit der Anhörung von fünf Gutachtern und einem Mediziner fortgesetzt.

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