Rafael und Sylvie van der Vaart:Ende einer Dreiecksbeziehung

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Hamburg hat eine (Medien-)Attraktion weniger: Die van der Vaarts haben sich getrennt. Damit geht nicht nur die Ehe zwischen Sylvie und Rafael zu Ende, sondern auch die Allianz zwischen dem Promi-Pärchen und ihrer Stadt, die anderen Metropolen in Blitzlichtfragen so weit hinterher hinkt.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Bei 25 Grad Lufttemperatur und mit einem Trainingsplatz in Wassernähe wird Rafael van der Vaart die kommenden acht Tage verbringen. Der HSV hält im Luxushotel "Fairmont Hotel Bab Al Bahr" in Abu Dhabi sein Trainingslager ab. Dies ist nach allgemeinem Dafürhalten eine ziemlich vorteilhafte Lösung - denn was hätte den Fußballprofi in Hamburg schon erwartet?

In Deutschland ist eine Ehe kaputt gegangen, das passiert jeden Tag. Doch dieser Fall wiegt schwerer, versuchen alle Protagonisten glaubhaft zu machen: Weil eine große Illusion zerstört wurde. Die Protagonisten, das sind zum einen Rafael und Sylvie van der Vaart, das sorgsam inszenierte Traumpaar der Stadt. Und zum anderen die Hansestadt, die Hamburger und ihre Medien, die sich bisweilen gierig auf die beiden stürzten.

Am Mittwoch wurde das Ende der Beziehung, nun ja: ausgeschlachtet. In der Bild-Zeitung kamen beide ausführlich zu Wort, die Neujahrsnacht wurde en detail nachgezeichnet: der Streit, Rafaels angebliche Schläge ins Gesicht seiner Frau, die öffentliche Entschuldigung. Dann sagten Freunde des Ehepaars aus, sie lieferten Details, es wurde ein bisschen schmutzig. Nicht alles davon muss wiederholt werden.

Die Hamburger Morgenpost, die andere Boulevardzeitung der Stadt, brachte am Donnerstag gleich sieben Sonderseiten zu den van der Vaarts. Wie konnte es so weit kommen? Wie viel Geld müsste Rafael im Scheidungsfall an seine Ehefrau zahlen? Erst irgendwo weiter hinten, in einer Sieben-Zeilen-Meldung, wurde abgehandelt, dass die USA vorerst ihren Staatshaushalt gerettet hatten.

Hamburg hinkt in Blitzlichtfragen hinterher

Warum diese Dramatik? Weil die van der Vaarts den Glamour zurück nach Hamburg gebracht haben? Auf den ersten Blick ist an der These etwas dran. In Blitzlichtfragen hinkt die Stadt anderen Metropolen meist um einiges hinterher; manch Hamburger blickt gar neidisch nach München, wo Promis lieber und vor allem häufiger ihre Nase in die Kamera halten. Seit Inge Meysel, Heidi Kabel und zuletzt Loki Schmidt die Hansestadt gen Himmel verlassen haben, fehlt etwas.

Die Liaison zwischen den van der Vaarts und den Medien war von Beginn an abgemachte Sache, Sylvie und Rafael dafür ein Traumpaar. Der Junge vom Campingplatz und die blonde Strahlefrau, das Model, später Fernsehmoderatorin, die eine eigene Barbie-Kollektion entworfen hat. Als das Paar 2008 Hamburg zum ersten Mal verließ, hielten Fans in der Hamburger Arena zum Scherz ein Spruchband hoch: "Geh, aber lass Sylvie hier." Als beide weg waren, merkten Fußballfans und Blitzlichtliebhaber, was sie am Ehepaar van der Vaart gehabt hatten.

Umso mehr wurde die Wiederkehr im Sommer 2012 zelebriert. Der HSV hatte sich die Rückholaktion einiges kosten lassen, neben Geld auch Glaubwürdigkeit. Einen Großteil der 13 Millionen Ablöse schoss schließlich ein externer Investor zu, der im Verein zuvor eher kein sonderlich gutes Standing hatte. Aber er spendierte dem Klub einen Hoffnungsträger, der zudem aus dem Stand ein paar ziemlich gute Spiele ablieferte. Und Sylvie, seine Frau, hatte er schließlich auch gleich mitgebracht.

Das Spektakel nahm seinen Lauf. Von den Kamerateams wurden die van der Vaarts bereits vom Flughafen abgeholt. Beide hielten fortan gute Kontakte zu den Boulevardzeitungen, fütterten die Reporter mit Details. Über die Medien wurde zunöchst eine Wohnung gesucht, anschließend ein Fußballverein für den kleinen Sohn, der sein Bild in vielen Zeitungen bewundern durfte. Allen voran die Springer-Presse trieb die Geschichten voran - anfangs jeden Tag, später immerhin noch jeden dritten. Mit der Rückkehr der van der Vaarts wurde eine Sehnsucht befriedigt.

Anders als viele Promis der Stadt entschied sich das Paar zudem, direkt in Hamburg zu leben, im schicken Wohnviertel Eppendorf, nicht in einer Villa am noch reicheren Rand der Stadt. Das kam gut an. Als das Ehepaar im Herbst bei "Wetten, dass...?" auf der Couch Platz nahm und einen quietschvergnügten Eindruck hinterließ, behauptete manch einer, die beiden Niederländer hätten zur besten Sendezeit Werbung für die ganze Stadt gemacht.

Trennung von Sylvie und Rafael van der Vaart
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Hinter dieser Scheinwelt begann die Beziehung zu bröckeln, angeblich weil beide zu sehr ihre eigenen Karrieren verfolgten, wie es am Donnerstag hieß. Gerüchte über eine Ehekrise gab es schon länger, im Dezember sagte die Familie dann einen gemeinsamen Urlaub ab; offiziell, weil Rafael van der Vaart seine Verletzung kurieren wollte.

Bis zum Schluss sollte die Illusion gewahrt werden. Noch an Weihnachten verbreitete das Model via Twitter ein Familienfoto vor dem Weihnachtsbaum, am Neujahrsabend um 22.20 Uhr schrieb der Fußballprofi: "Hope you also had a great time celebrating last night!" Das war, wie man nun weiß, bereits annähernd 24 Stunden nach dem Streit, nach den angeblichen Schlägen. Als klar war, dass die Beziehung tags darauf im Boulevard beerdigt werden würde. "Ich liebe ihn immer noch", flötete Sylvie am Donnerstag. Die Trennung soll trotzdem unwiderruflich sein.

Der gemeinsame Sohn bleibt bei Sylvie

Aus der gemeinsamen Wohnung in Hamburg-Eppendorf ist Rafael van der Vaart ausgezogen, nach seiner Rückkehr aus Abu Dhabi sucht er eine neue Bleibe. "Der Fußball wird Rafael sehr gut ablenken", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink vor der Abreise am Flughafen. Solche Situationen hätten auch schon andere durchlebt. Van der Vaart selbst ließ ausrichten: "Ich habe viele Fehler gemacht, aber ich komme da raus." Sein Vertrag beim HSV läuft bis Sommer 2015. Es ist davon auszugehen, dass er ihn erfüllen will.

Und Sylvie? Auch sie fühlt sich in Hamburg erklärtermaßen wohl. Der gemeinsame Sohn wird bei ihr wohnen bleiben, der Plan ist, dass er auf eine deutsche Schule geht. Als Model, Moderatorin und Werbeträgerin führt Sylvie ohnehin ein Jet-Set-Leben, da kann sie auch gut von der Hansestadt aus arbeiten.

Spannend wird, auf wessen Seite sich der Boulevard schlägt: Auf die Seite des Fußballers, den Liebling der HSV-Fans, der seine besten Tage mit fast 30 Jahren allerdings annähernd hinter sich hat? Oder doch lieber auf die Seite der wunderbar vermarktbaren TV-Frau?

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