Markus Lanz bei "Wetten, dass..?":Besser als Gottschalk

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Er war zu aufgeregt, die Witze hölzern, das Gespräch mit den Gästen muss flüssiger werden - dennoch: Markus Lanz hat seine erste "Wetten, dass..?"-Show passabel gemeistert. Seine Vorteile im Vergleich mit Gottschalk sind nicht zu übersehen.

Ruth Schneeberger

"Die ersten drei Minuten werden wohl die besten in meinem Berufsleben sein", hatte sich Markus Lanz zuvor noch öffentlich auf seine Wetten-dass-Premiere gefreut. Doch diese drei Minuten waren allzu schnell vorbei. Schade für ihn, schade fürs Publikum. Zu seinem Einstand als Moderator der ehemals erfolgreichsten TV-Show Europas war der 43-Jährige wohl schlicht zu aufgeregt.

Beim Einzug ins Studio, nachdem das ZDF einen recht albernen Countdown zum selbsternannten Medienereignis des Jahres gesendet hatte, war Lanz noch bester Laune, strahlend und stolz, schüttelte er Frank Elstner, dem Show-Erfinder und Lanz-Fan, in der ersten Reihe die Hand - und dann war es schon fast vorbei mit dem Glück.

Die ersten Witzchen zur Auflockerung, Eisbrecher genannt, gingen knapp daneben. Weder mit dem Dreh, dass er für die Moderation der Show nach einigem Zögern doch noch zugesagt habe, weil sie aus Düsseldorf gesendet wurde, wo die Pelzdichte noch größer sei als in Grönland, wo er auch sehr gerne hinfahre (keiner lacht), noch mit einem angeblichen Schlagabtausch mit einer Frau im Parkhaus ("Wetten, dass das ein Frauenparkplatz ist?" - "Wetten, dass ich das nicht gesehen habe?" - "Wetten, dass mir das scheißegal ist?", wieder lacht kaum einer) macht er sich Freunde.

Lanz ist eher der seriöse Talker

Markus Lanz ist eben nicht Harald Schmidt, den Alleinunterhalter nimmt man ihm noch nicht ab. Eher den seriösen Talker - und für den sieht er im schmal geschnittenen Anzug zwar blendend aus, fast wie Pierce Brosnan zu Bond-Zeiten. Nur leider ist das Hemd zu weit aufgeknöpft. Was wohl die Lockerheit ausgleichen soll, die ihm fehlt.

Auch später, im Gespräch mit den Gästen, greift er öfter mal daneben. Bei der ersten Wette fragt Comedian Bülent Ceylan, der gerne mit seiner türkischen Abstammung kokettiert, ob der Wettgast "Volltürke" sei. Darauf Lanz: "Ich bin Südtiroler, also Moderator mit Migrationshintergrund - manchmal auch Migränehintergrund." Wieder so ein Witz, der im Saal gar nicht ankommt. Und als Modedesigner Karl Lagerfeld fragt, ob er ihm eine Zeichnung machen soll, weil Lanz die Antwort auf seine Frage nicht verstanden hat, versteht Lanz die Frage nicht.

Es wird kurioserweise genau dann besser, als Cindy aus Marzahn auftritt. Die Komödiantin, die nicht gerade für ihren feinsinnigen Humor bekannt ist, stolpert aus einem Wohnwagen (den Sylvie und Raphael van der Vaart nach einer verlorenen Wette auf dem Tandem durchs Studio ziehen müssen, eine Anspielung auf ihre niederländische Nationalität, gähn), wird Lanz als Co-Moderatorin zur Seite gestellt und poltert fortan so überzeugend selbstsicher in unglaublichen Glitzer-Outfits durch die Show, dass es Lanz irgendwie zu erden scheint.

Jedenfalls wirkt Lanz entspannter. Und er traut sich auch wieder, mit dem offensiv miesepetrigen Lagerfeld zu sprechen. Was zu ein paar lustigen Dialogen führt. Unter anderem darüber, dass Lagerfeld findet, alle müssten enge Kleidung tragen, um nicht zunehmen zu können, und alle Deutschen sollten anstatt Steuern zu zahlen einen größeren Anteil ihres Einkommens in Konsum investieren, "ruhig auch für sinnlose Dinge".

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