Prozess um Anschlag auf Boston-Marathon:Helfer der Attentäter soll Beweismittel beseitigt haben

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SMS an den Attentäter: Der Prozess gegen einen mutmaßlichen Helfer der Bombenleger von Boston hat begonnen. Der 20-jährige Asamat T. soll mit den Brüdern Zarnajew befreundet gewesen sein.

  • Gut ein Jahr nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon hat in Boston der erste Prozess gegen einen mutmaßlichen Helfer der Attentäter begonnen.
  • Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Beweismittel weggeworfen zu haben
  • Die Verteidigung wirbt um Verständnis für ihren Mandanten

Darum geht es im Prozess

Dem jungen Kasachen Asamat T. wird vorgeworfen, Beweismaterial beiseite geschafft zu haben, sein Anwalt bemühte sich am Montag, die Vorwürfe zu zerstreuen. Dem 20-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft T. vor, an einem Komplott der Boston-Bomber Tamerlan und Dschochar Zarnajew beteiligt gewesen zu sein.

So soll der Angeklagte den Attentätern geholfen haben

T., ein früherer Freund Dschochar Zarnajews, soll drei Tage nach dem Anschlag den Laptop, einen Rucksack mit Feuerwerkskörpern und Schwarzpulverrückständen aus dem Zimmer des Freundes im Studentenwohnheim verschwinden lassen haben. Am 18. April, drei Tage nach dem Attentat, sei T. mit zwei Freunden in das Wohnheimszimmer Zarnajews gegangen.

T. habe nach dem Anschlag Kurznachrichten per Handy mit Dschochar Zarnajew ausgetauscht. Darin habe Zarnajew ihm erlaubt, in das Zimmer zu gehen und "zu nehmen, was dort ist". T. habe geantwortet: "Ha Ha :)", sagte Staatsanwältin Siegmann. Dann habe er die besagten Gegenstände fortgeschafft und in einer Abfalltonne entsorgt. Zuvor hatte die Bundespolizei FBI ihm noch Fotos der Zarnajew-Brüder vorgelegt, auf denen T. die Verdächtigen auch erkannt haben soll.

Eine Staatsanwältin schilderte zu Beginn des Verfahrens auch das Freundschaftsverhältnis T.s mit Zarnajew. Beide besuchten die University of Massachusetts Dartmouth. Dort habe Zarnajew sich während eines Essens im März 2013 damit gebrüstet, eine Bombe bauen zu können. Er benötige aber noch Schwarzpulver, habe er gesagt. Zarnajew habe zudem erklärt, dass es "gut ist, als Märtyrer zu sterben", führte Anklägerin Stephanie Siegmann aus.

Das sagt die Verteidigung

T. plädierte dagegen auf nicht schuldig. Sein Anwalt Nicholas Woolridge betonte, sein Mandant sei "entsetzt" über das Attentat gewesen und nur durch seinen Freund mit in Geschehnisse rund um das Attentat hineingezogen worden sei. T. habe nie ein "Märtyrer" werden wollen und habe nicht über die Pläne Bescheid gewusst. "Er wollte niemals die Justiz behindern. Geben Sie ihm eine Chance", sagte Woolridge zur Jury.

Das Attentat auf den Boston-Marathon

Am 15. April 2013 hatten die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew zwei Sprengsätze im Zielbereich des Marathons gezündet. Bei dem Attentat starben drei Menschen, etwa 260 wurden verletzt. Mehrere der Verwundeten verloren Arme und Beine.

Auf der Flucht erschoss das Brüderpaar einen Polizisten. Der 26-jährige Tamerlan Zarnajew war wenige Tage nach dem Anschlag bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet worden, sein jüngerer Bruder Dschochar wurde schwer verletzt festgenommen.

Der mittlerweile 20-Jährige sitzt im Bundesgefängnis Fort Devens in Massachusetts ein und wartet auf seinen Prozess, der am 3. November beginnen soll. Das US-Justizministerium fordert die Todesstrafe. Die Verteidigung könnte US-Medien zufolge versuchen, die Tat vor allem seinem verstorbenen Bruder Tamerlan zur Last zu legen.

Die Ermittler glauben, dass das Brüderpaar von radikalislamischem Gedankengut beeinflusst gewesen war. Tamerlan soll mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben, die US-Behörden hatten ihn bereits 2011 wegen möglicher Terrorverbindungen im Visier.

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