Prozess in Würzburg:Opfer des Autobahnschützen weist Entschuldigung zurück

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"Kein Geld der Welt wird das, was mir passiert ist, je wieder wettmachen": Die Geschäftsfrau, die mutmaßlich vom Autobahnschützen am Hals getroffen wurde, will keine Entschädigung. Die Polizei hat Maut-Daten ausgewertet, die belegen sollen, dass der angeklagte Fernfahrer am Tatort war.

  • Im Prozess um den Autobahnschützen in Würzburg sagt am Montag eine Frau aus, die durch einen der Schüsse getroffen wurde und fast ums Leben gekommen wäre.
  • Eine mögliche Entschuldigung des Angeklagten hat die 45-jährige Geschäftsfrau zurückgewiesen.
  • Mautdaten belegen der Polizei zufolge, dass sich der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe aufgehalten haben kann.

Beinahe getötete Frau weist Entschuldigung zurück

Es geht an diesem Montag vor dem Landgericht in Würzburg um die folgenschwerste Tat des sogenannten Autobahnschützen, jene Tat, bei der im November 2009 fast ein Mensch getötet worden wäre. Eines der Projektile soll damals, so heißt es in der Anklageschrift, auf der A3 die Frontscheibe eines Autos durchschlagen haben. Ein Splitter traf die damals 40-Jährige Fahrerin in den Hals. Sie wurde lebensgefährlich verletzt.

Die Geschäftsfrau hat die Entschuldigung des angeklagten Fernfahrers aus der Eifel zurückgewiesen. "Kein Geld der Welt wird das, was mir passiert ist, je wieder wettmachen", sagt die heute 45-Jährige vor dem Landgericht Würzburg im Hinblick auf eine angebotene Entschädigung.

Die Frau tritt im Prozess jetzt als Zeugin auf. Zusätzlich sagen an diesem Montag ein Sachverständiger und eine Polizistin aus.

Verdächtige Mautdaten

Die Kriminalbeamtin berichtet von Mautdaten, die belegen, dass der Angeklagte damals am Tatort gewesen sein kann, als die Schüsse auf die Frau fielen.

Der Fernfahrer sei um 16.55 Uhr an der Anschlussstelle Nürnberg-Nord auf die A3 Richtung Westen gefahren, sagte die Kriminalbeamtin. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 83 Stundenkilometern - durchaus realistisch für einen Lkw - wäre er dann zur richtigen Zeit am Tatort gewesen.

Teilgeständnis zu Prozessbeginn

Insgesamt 700 Mal soll der Angeklagte aus dem Führerhaus seines Lkw auf andere Wagen geschossen haben. Meistens traf es Autrotransporter. Um den Prozess einigermaßen handhabbar zu machen, hat die Staatsanwaltschaft sich auf etwa 170 Fälle konzentriert. Sie wirft dem 58-jährigen Fernfahrer vor, den Tod anderer Verkehrsteilnehmer zumindest billigend in Kauf genommen zu haben. In fünf Fällen, unter anderem dem der in den Hals getroffenen Autofahrerin, lautet der Vorwurf daher auf versuchten Mord.

Der Angeklagte, der aus der Eifel stammt, hatte zum Prozessauftakt in der vergangenen Woche ein Teilgeständnis abgelegt. Die Schüsse an sich hat er zugegeben. Er will aber nur auf die Ladung anderer Lkw gefeuert haben - den Vorwurf des versuchten Mordes weist er zurück. Er habe niemanden verletzen wollen. Sein Motiv: Wut auf andere Fahrer, deren Rücksichtslosigkeit er habe bestrafen wollen.

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