Prozess in Baden-Württemberg:Selbsternannter "Prinz von Hohenlohe" muss elf Jahre ins Gefängnis

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Für die Staatsanwaltschaft ist er ein "manipulativer, geldgieriger Lügner", der seine Opfer nur ausnutzen wollte: Ein Gericht in Mosbach hat einen 63-Jährigen zu einer Haftstrafe verurteilt. Dabei ging es um mehr als um Titelmissbrauch und Betrug.

Er gab sich als "Prinz von Hohenlohe" aus, als "Funktionsträger der Nato" oder als "Weltbank-Besitzer". Von gutgläubigen Geldgebern ergaunerte sich ein 63 Jahre alter Mann so mehr als 83.000 Euro. Doch neben den Hochstapeleien hat der Mann nach Überzeugung der Richter auch eine Frau vergewaltigt und erpresst.

Wegen Betrugs und erpresserischen Menschenraubes hat das Landgericht Mosbach in Baden-Württemberg den Mann jetzt zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt. "Er hat völlig skrupellos gehandelt", sagte der Vorsitzende Richter Alexander Ganter bei der Urteilsbegründung.

Die Staatsanwaltschaft hatte sogar 13 Jahre und neun Monate gefordert. "Die Aussagen der Zeugen zeichnen alle dasselbe Bild des Angeklagten: Das eines manipulativen, geldgierigen Lügners, der sie nur ausnutzen wollte", sagte Staatsanwältin Jana Wolf-Mittmann in ihrem Plädoyer mit Blick auf die Betrugsvorwürfe.

Das Geld konnte sich der selbsternannte "Prinz von Hohenlohe" erschleichen, weil seine Opfer von dem "weltmännischen Auftreten des Angeklagten" beeindruckt waren. Zwischen Juli und November 2011 überwiesen sie ihm nach und nach große Summen.

Der Trick: Der Mann gauckelte seinen Geldgebern vor, er wolle eine Firma gründen. Zu diesem Zweck habe er Goldreserven auf dem US-Army-Stützpunkt Fort Knox gebunkert. Außerdem besitze er eine Goldmine in Ghana. Allerdings benötige er vorübergehend noch weiteres Geld. Zu einer Firmengründung kam es nie, der Angeklagte soll die eingenommenen Summen privat verbraucht haben.

Bei einem seiner Opfer ging das Vertrauen sogar so weit, dass der Täter des schaffte, bei ihm einzuziehen. Als er merkte, dass es zwischen dem Geldgeber und dessen Ehefrau kriselte, soll sich der Mann als Eheberater angedient haben. Auf seinen Rat hin sei der Ehemann vorübergehend ausgezogen.

Dann schlugen die Betrügereien des Angeklagten laut Staatsanwaltschaft in Gewalt um: Die Ehefrau habe er mit Beschimpfungen und Drohungen gegen sie und ihren achtjährigen Sohn gefügig gemacht. Dieser Sichtweise schlossen sich die Richter an. Ihrer Überzuegung nach hat der Mann die Frau nicht nur um Bargeld erpresst, sondern auch verletzt und zweimal vergewaltigt.

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