Prinzessin Madeleine von Schweden heiratet:Traumhochzeit im zweiten Anlauf

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Der US-Banker Chris O'Neill will zwar die schwedische Prinzessin heiraten, aber kein Schwede werden. (Foto: dpa)

Eigentlich war Prinzessin Madeleine schon mit einem schwedischen Anwalt verlobt. Doch aus der Hochzeit wurde nichts. Am Samstag heiratet sie nun einen amerikanischen Banker. Nach den Krawallen der vergangenen Wochen in Stockholm kann das schwedische Königshaus eine schillernde Hochzeit gut gebrauchen.

Von Thomas Kirchner

Ein Bürgerlicher, schon wieder. Wenn Prinzessin Madeleine von Schweden am Samstag ihren Verlobten Chris O'Neill, 38, heiratet, einen britisch-amerikanischen Banker, geht erneut ein Stück Noblesse verloren in einer skandinavischen Monarchie. Aber inzwischen ist es eher Regel als Ausnahme, dass die Royals ihrem Herzen folgen, wenn sie den Partner für's Leben suchen, nicht dem Adelsregister. Siehe Madeleines große Schwester, Kronprinzessin Victoria, die sich 2010 mit dem ehemaligen Fitnesstrainer Daniel Westling aus der schwedischen Provinz vermählte. Am wenigsten kann sich darüber König Carl Gustaf selbst beklagen, der die sehr bürgerliche Silvia Sommerlath aus Heidelberg zur Frau nahm, 1976, als es noch Konventionen zu brechen gab.

Die Schweden freuen sich also wieder auf eine königliche Hochzeit - eine willkommene Abwechslung nach Wochen, in denen brennende Barrikaden in der Hauptstadt Stockholm die Nachrichten bestimmten. Die Prinzessin und der Banker kennen sich erst seit zwei Jahren. Eigentlich wollte Madeleine den schwedischen Rechtsanwalt Jonas Bergström heiraten, mit dem sie seit 2002 zusammen und seit 2009 verlobt war. Der betrog sie aber angeblich mit einer norwegischen Sportlerin, und die Beziehung wurde offiziell aufgelöst.

Madeleine, die Kunstgeschichte und Ethnologie studiert hat, floh nach New York und kümmerte sich von dort aus um die "World Childhood Foundation" ihrer Mutter, Königin Silvia. Christopher O'Neill lernte sie über gemeinsame Freunde kennen, 2011 zog sie bei ihm ein. Die Schweden, besorgt um die Zukunft des Nesthäkchens Madeleine, waren erst mal skeptisch, zumal O'Neill sie vor den Kopf stieß, indem er erklärte, sowohl Amerikaner als auch berufstätig bleiben zu wollen. Doch nur als Schwede und ohne eine Führungsposition in der Wirtschaft hätte er Mitglied des Königshauses und Graf von Gästrikland und Helsingland werden können.

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Spekulationen kamen auf über dubiose Finanzgeschäfte seiner Investmentfirma Noster Capital, die auf den karibischen Cayman Islands gemeldet ist, einer Steueroase, und ihren Hauptsitz in Delaware hat, dem berüchtigten amerikanischen Niedrigsteuer-Bundesstaat. Und dann nahmen die Medien all die Liebeleien unter die Lupe, die der einigermaßen gut aussehende Banker in seinen Zwanzigern hatte, dokumentiert durch zahlreiche Fotos, die ihn mit Drink, Kippe, offenem Hemd und Dreitage-Bart zeigten - ach ja, mit schönen Frauen im Arm natürlich auch. Überwiegend "Bekanntschaften", hieß es. Außerdem fiel einigen ein, dass O'Neill als Nicht-Royal keine Apanage aus schwedischem Steuergeld beziehen wird, und man ihm keine Habgier unterstellen kann. Und so hat ihn die Öffentlichkeit inzwischen akzeptiert.

Der Zukünftige wurde gründlich durchleuchtet

In Wahrheit ist O'Neill, der auf ein Internat in St. Gallen ging und in den USA Internationale Beziehungen und Wirtschaft studiert hat, eben doch kein normaler Sterblicher, sondern, wie die Bunte schreibt, "in höchster Society zuhause" und Mitglied eines "internationalen Glamour-Clans". In seinen Adern fließt, wie wiederum die Münchner Abendzeitung weiß, sogar ein bisschen "weiß-blaues" Blut. Bewirkt hat das seine Mutter, die in Österreich geborene "Society-Dame" Eva Maria O'Neill, 72, die ganz früher mal Eva Walter hieß und sich dann mit ungefähr vier Hochzeiten und drei Scheidungen nach oben gearbeitet hat.

Liiert war die "attraktive Lady mit viel Zeitgeschichte" (Klatschkolumnist Michael Graeter) unter anderen mit Wolfgang Schoeller, seinerzeit indonesischer Honorarkonsul in München, dem Münchner Anwalt Wolfgang Seybold und dem amerikanischen "Bau-Mogul" Jim Stuart. Christophers Vater ist der 2004 gestorbene Finanzjongleur Paul Cesario O'Neill. Eine der fünf Halbschwestern des Bräutigams hat einen britischen Adligen geheiratet, eine andere einen österreichischen. Mutter Eva wird sogar eine Affäre mit Prinz Charles nachgesagt. Jedenfalls schaffte sie es, den britischen Thronfolger einmal zu den Salzburger Festspielen zu lotsen, bei denen sie seit Jahren das "Amadeus-Weekend" mitveranstaltet.

Also endlich wieder eine Heirat! Die Familie Bernadotte hat's nötig, bei der lief es nicht gut in den vergangenen Jahren. Über Silvias Vater wusste ein Fernsehsender zu berichten, er habe sich in der Nazi-Zeit an jüdischem Vermögen bereichert. Und Carl Gustaf wurden Verbindung ins Milieu und Umgang mit Prostituierten nachgesagt, womit man sich in Schweden strafbar macht. Nur noch eine knappe Mehrheit der Untertanen will festhalten an der Monarchie, und wenn schon, so sollte der alte Herr bitte abtreten und Tochter Victoria Platz machen.

Da kommt die Eheschließung wie gerufen, neben Krönung und Kinderkriegen ist sie das wichtigste Pfand der königlichen Häuser. Hochzeiten produzieren prima Bilder mit Roben, Geschmeide und Tränen, sie stehen für Anfang, Unschuld, ewige Treue und signalisieren dem trostbedürftigen Volk damit, dass alles gut ist.

Immer noch.

© SZ vom 05.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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