Oscar Pistorius' Version der Tatnacht:"Der Moment, der alles veränderte"

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Oscar Pistorius hat seine Version der Tatnacht - die Staatsanwaltschaft hat eine andere. (Foto: AFP)

Als er erwacht, ist es heiß im Zimmer, Reeva Steenkamp liegt ebenfalls wach. Er holt die Ventilatoren vom Balkon herein, dann hört er ein Geräusch. So schilderte Oscar Pistorius im Prozess die Ereignisse der Tatnacht.

Pistorius erwacht: Er sei in den frühen Morgenstunden erwacht, sagt der Angeklagte. Reeva sei noch wach gewesen. Sie habe ihn gefragt: "Kannst du nicht schlafen?" Die Balkontüren hätten offengestanden. Deshalb sei er aufgestanden, habe zwei Ventilatoren ins Schlafzimmer geräumt. Im Zimmer sei es fast vollständig dunkel gewesen.

Verdächtiges Geräusch im Badezimmer: Dann, beschreibt Pistorius, hörte er ein Geräusch aus dem Badezimmer, ein Fenster, das geöffnet wurde. "Das war der Moment, der alles veränderte", sagt der 27-Jährige. Er habe sofort an einen Einbrecher gedacht und sich und Reeva schützen wollen. Deshalb sei er zu seiner Waffe gestürzt, habe sich zwischen den Flur zum Badezimmer und das Bett gestellt, in dem er Reeva vermutete. Er habe seiner Freundin zugeraunt, sie solle sich auf den Boden legen und die Polizei rufen. Den vermeintlichen Eindringling habe er angeschrien, sein Haus zu verlassen. Kurz bevor er das Badezimmer erreichte, habe er gehört, wie die Toilettentür zugeschlagen wurde - für ihn der Beweis, dass sich ein Einbrecher im Haus befand.

Vier Schüsse durch die Toilettentür: Der Angeklagte schildert, wie er sich mit gezogener Waffe langsam zum Badezimmer vortastete - nur auf seinen Beinstümfen, sich mit der Schulter an der Wand abstützend. Er habe nicht mehr geschrien, um die Aufmerksamkeit der mutmaßlichen Eindringlinge nicht auf sich zu lenken. Als er um die Ecke ins Bad gespäht habe, sagt Pistorius, habe er gesehen, dass dort das Fenster tatsächlich offen stand. Er berichtet, wie er fürchtete, dass jeden Moment jemand über eine Leiter an der Außenwand durchs Fenster kommen würde. Sein Blick sei zwischen dem Fenster und der geschlossenen Toilettentür hin- und hergewandert. Bis er ein Geräusch aus der Toilettenkabine hörte. "Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich vier Schüsse abgegeben."

Bittere Erkenntnis: Pistorius berichtet in plastischen Worten, was nach den Schüssen geschah. Er habe dort im Bad gestanden, nach Reeva geschrien. Keine Reaktion. "Ich konnte nichts hören, da war ein Klingen in meinen Ohren." Er kehrte zurück zum Bett, hievte sich nach oben, tastete nach Reeva. Zu diesem Zeitpunkt, sagt Pistorius, habe er erstmals geahnt, dass Reeva in der Toilette sein könnte.

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Nach den tödlichen Schüssen: Pistorius berichtet, wie er mit "gemischten Gefühlen" zurück ins Bad ging, die Tür verschlossen fand, wie er seine Prothesen anlegte und mit einem Kricketschläger auf die Tür einschlug. Er habe sich über Steenkamp gebeugt, habe keinen Atem gehört. Dann habe er versucht, sie auf seinen Beinstümpfen stehend hochzuheben, berichtet Pistorius. Er habe einen Nachbarn und den Rettungsdienst angerufen. Er habe den Nachbarn angeschrien, ihm zu helfen, seine Freundin ins Krankenhaus zu bringen. Vergeblich. "Reeva war schon gestorben, während ich sie hielt, bevor der Rettungswagen kam", sagt Pistorius.

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