Offenburg:Handlanger der "Rhino-Mafia" zu Haftstrafe verurteilt

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Mit dem Vorschlaghammer schlugen sie die Hörner von den Schädeln: Zwei Männer, die aus einem Offenburger Museum zwei Rhinozeros-Hörner gestohlen haben, müssen für mehrere Jahre ins Gefängnis. Zumindest einer der Verurteilten soll im Auftrag der sogenannten "Rhino-Mafia" gehandelt haben.

Zwei Diebe von Rhinozeros-Hörnern müssen hinter Gitter. Das Amtsgericht verurteilte den 31 Jahre alten Haupttäter am Freitagabend zu drei Jahren Haft. Dem Briten wurden zudem Verbindungen zu einer irischen Mafiagruppe nachgewiesen, die sich "Rathkeale Rovers" nennt und mit Rhinozeros-Hörnern und Elfenbein handelt. In ihrem Auftrag hatte er im Februar dieses Jahres im Offenburger Museum "Ritterhaus" zwei Hörner gestohlen. Von ihnen fehlt jede Spur.

Der 29 Jahre alte Mittäter kam wegen seines umfangreichen Geständnisses mit einer Strafe von zwei Jahren davon. Ein 20 Jahre alter Mittäter war bereits zuvor zu einer milden Jugendstrafe von einem Monat Haft verurteilt worden. Eine Komplizin ist noch flüchtig.

Das Mehl der Hörner ist wegen seiner vermeintlichen potenzsteigernden Wirkung vor allem in Asien gefragt. Der Schwarzmarktpreis liegt nach Polizeischätzungen pro Horn bei 50.000 Euro. Die Rathkeale Rovers haben sich auf den Handel damit spezialisiert. Die Gruppe kommt nach Angaben der Ermittler aus dem Dunstkreis der "Irish Travellers", einem fahrenden Volk.

Dreister Diebstahl

Die beiden Verurteilten sind bereits wegen mehrerer Diebstähle vorbestraft. Bei ihrer Festnahme im Mai waren sie in einem gestohlenen Auto unterwegs. Sie wollten in München in das Residenzmuseum einbrechen, gaben das Vorhaben aber wegen der strengen Sicherungsvorkehrungen auf. Auf dem Weg zu Museen in Österreich wurden sie dann gestellt.

Im Prozess gaben die Männer an, dass sie auf Raubzug gingen, um ihre Familien zu ernähren. Beide leben in Partnerschaften und haben vier beziehungsweise fünf Kinder.

Bei ihrem Überfall in Offenburg war die Gruppe mit großer Dreistigkeit vorgegangen. Die Männer stiegen in dem Museum auf Vitrinen, um an die in vier Meter Höhe hängenden Nashornschädel heranzukommen. Dann schlugen sie mit einem Vorschlaghammer die Hörner von den Knochen und flohen.

Das Offenburger Museum war bereits 2008 von Dieben heimgesucht worden. Damals wurden zwei kleine Nashorn-Teile entwendet, aus denen Schreibtischgarnituren gefertigt worden waren. Die Diebe wurden nicht gefasst.

Im August des vergangenen Jahres verschwanden zwei Hörner aus dem ehemaligen zoologischen Institut in Heidelberg. Die Täter sind unbekannt. Anfang Mai dieses Jahres schlugen zwei Männer in einem Museum im baden-württembergischen Bad Säckingen (Kreis Waldshut) zu und stahlen zwei Rhinozeros-Hörner. Ermittler fassten die Verdächtigen Ende August in Dänemark.

Auch in anderen europäischen Ländern wurden Rhinozeros-Teile aus Museen und anderen Einrichtungen gestohlen.

© Süddeutsche.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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