Nach Massenpanik an Silvester:Polizei in Shanghai räumt Fehler ein

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Verwandte warten in einem Krankenhaus in Shanghai auf Nachrichten zum Zustand ihrer verletzten Angehörigen. (Foto: REUTERS)
  • Bei einer Massenpanik auf einer Silvesterparty in Shanghai sind mindestens 36 Menschen getötet und 49 Menschen verletzt worden.
  • Die Polizei gesteht Fehler ein.
  • Die Polizei weist Berichte zurück, wonach nachgemachte Geldscheine tödliches Gedränge ausgelöst hätten.

Massenpanik in Shanghai - 35 Menschen tot

Bei einer Massenpanik am Silvesterabend in Shanghai sind mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. 49 weitere wurden verletzt. Dies teilte die Regierung der ostchinesischen Hafenstadt Medienberichten zufolge mit.

Das Unglück passierte 25 Minuten vor dem Jahreswechsel um Mitternacht Ortszeit (16.35 Uhr MEZ) an dem von Menschenmassen überfüllten Chen-Yi-Platz auf dem Bund, der berühmten Uferpromenade der Metropole am Huangpu-Fluss. Die Menschen wurden zu Tode getrampelt. In Fotos auf Twitter war zu sehen, wie Passanten regungslos auf der Straße lagen.

Nach einer vorläufigen Liste mit 32 Getöteten, die am Freitag veröffentlicht wurde, waren die Opfer zwischen 12 und 37 Jahre alt. Insgesamt 49 Menschen wurden verletzt, 13 von ihnen schwer.

Polizei gesteht Fehler ein

Die Polizei hat inzwischen Fehler eingeräumt. Es seien am Silvesterabend viel mehr Feiernde gekommen als erwartet, erklärte ein Sprecher. Zugleich wies er Berichte zurück, wonach nachgemachte Geldscheine, die aus einem Fenster geworfen wurden, das tödliche Gedränge auf der Uferpromenade der Hafenstadt ausgelöst hätten. Dies sei erst nach der Massenpanik erfolgt.

Überwachungsvideos zeigen nach Angaben der Polizei, dass die Scheine um 23.47 Uhr an der Adresse eines Nachtclubs am Bund 18 in der Luft segelten. Das tödliche Gedränge auf den völlig überfüllten Treppen der Uferterrasse habe aber schon um 23.35 Uhr begonnen. Die Menschen seien gestürzt, als die Menge hoch drängte, während andere hinunter wollten, berichteten Polizei und Augenzeugen übereinstimmend. Viele wurden niedergetrampelt, eingequetscht und erstickten.

"Die Polizei hat sich verschätzt"

Die Menschenmassen waren nach offizieller Darstellung viel größer als erwartet, während die Präsenz der Sicherheitskräfte vergleichsweise gering war. "Die Polizei hat sich verschätzt, wie viele Menschen zu diesem Ereignis kommen", sagte der Vizekommandeur der zuständigen Polizeikräfte, Cai Lixin, der Nachrichtenagentur China News.

"Die Polizei bedauerte ihr Versagen, wirksam einzugreifen, als der Strom der Menschen um 23.30 Uhr ungewöhnlich anschwoll", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua den Vizekommandeur. Erst zu diesem Zeitpunkt seien weitere 500 Polizisten geschickt worden, um die Menge zu kontrollieren oder aufzulösen.

An Silvester seien an den Uferterrassen am Huangpu-Fluss weniger Sicherheitskräfte mobilisiert worden als etwa am Nationalfeiertag, hieß es in Medienberichten. Die geringere Polizeipräsenz wurde damit erklärt, dass eine ursprünglich geplante Lasershow mit Feuerwerk um Mitternacht eine Woche vorher abgesagt worden war. Der Grund war, dass ein zu großer Andrang und ein Verkehrschaos befürchtet worden waren. Im Vorjahr waren 300 000 Menschen gekommen.

Wie das Nachrichtenportal Shangai Daily berichtet, hatte die Bezirksregierung die Feier in diesem Jahr verlegt um die Menschenmassen besser kanalisieren zu können.

Viele Shanghaier legten Blumen in der chinesischen Trauerfarbe Weiß am Unglücksort am Chen-Yi-Platz nahe dem historischen Peace Hotel nieder, um der Opfer der Massenpanik zu gedenken. Der Platz ist die berühmteste Aussichtsplattform gegenüber der Skyline mit den Hochhäusern von Pudong.

© SZ.de/dpa/segi/ghe/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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