Nach Lawinenunglück:Niederländischer Prinz Friso ist tot

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Der niederländische Prinz Friso ist tot (Archivbild aus dem Jahr 2010) (Foto: dpa)

18 Monate lang lag der niederländische Prinz im Koma, nachdem ihn beim Skifahren eine Lawine erfasst hatte. Nun hat das Königshaus den Tod des 44-Jährigen mitgeteilt. Erst kürzlich war der Bruder von König Willem-Alexander in sein Elternhaus zurückgebracht worden.

Anderthalb Jahre lag der niederländische Prinz Friso im Koma. Am Ende glaubte niemand mehr daran, dass der 44-Jährige noch einmal aufwachen würde. Zu schwer waren die Verletzungen, die er erlitten hatte, als er am 17. Februar 2012 von einer Lawine verschüttet wurde und 25 Minuten ohne Sauerstoff unter den Schneemassen lag. Vor wenigen Wochen hat ihn seine Familie heimgeholt, jetzt ist der Prinz gestorben, wie das Königshaus in Den Haag mitteilte.

Prinz Friso galt als freundlich, friedliebend und intelligent. Als zweiter Sohn von Prinzessin Beatrix schloss er drei Studiengänge erfolgreich ab: Ingenieurwissenschaft, Luft- und Raumfahrttechnologie und Betriebswirtschaft. Karriere machte er unter anderem bei der Bank Goldman Sachs in London und dem niederländischen Forschungsinstitut TNO in Delft. Zuletzt war Friso Finanzchef der internationalen Atomfirma URENCO in London.

König wollte er angeblich nicht werden. "Von mir aus kann man Alex zusammenschlagen, aber nicht totschlagen", soll er als Kind einmal gescherzt haben. "Denn dann muss ich König werden." Der Prinz hielt sich stets im Hintergrund, Schlagzeilen machte er keine - bis er sich mit der der Bürgerlichen Mabel Wisse Smit verlobte.

Die Verlobung löste einen Skandal aus, denn Mabel hatte verschwiegen, dass sie Jahre zuvor mit einem berüchtigten Drogenboss liiert gewesen war. Unter starkem politischen Druck verzichtete Friso darauf, das Parlament offiziell um Zustimmung zur Hochzeit zu bitten - und verlor so seinen Platz in der Thronfolge. Ein Verlust, über den er gerne Scherze machte, und den er mit seiner eigenen kleinen Familie aufwiegen konnte: Mabel und Johan Friso gaben sich 2004 in Delft das Jawort und bekamen zwei Töchter: Luana ist heute acht, Zaria sieben Jahre alt.

Erst an diesem Sonntag, einen Tag vor Frisos Tod, kam die Familie zusammen, um gemeinsam Mabels 45. Geburtstag zu feiern. Vom Wellington-Krankenhaus in London war der Prinz im Juli in sein Elternhaus Huis ten Bosch in Den Haag verlegt worden, "um den Sommer mit seiner Familie zu verbringen", wie das Köngshaus mitteilte. Im November hatte er erstmals schwache Anzeichen von Bewusstsein gezeigt, dabei hatte es sich allerdings nur um ein sogenanntes Minmalbewusstsein gehandelt.

Betroffenheit über den Tod des Prinzen

Auf den Tod des 44-Jährigen reagierten die Niederländer betroffen. König Willem-Alexander und seine Frau Máxima brachen ihren Urlaub in Griechenland ab und kehrten noch am Montag zurück in die Niederlande. Auch der dritte Sohn von Beatrix, Prinz Constantijn, kam mit seiner Familie nach Den Haag. Radio und Fernsehen unterbrachen ihr Programm. Politiker sprachen der Familie ihr tiefes Mitgefühl aus. Ministerpräsident Mark Rutte nannte den Tod des Prinzen "unglaublich traurig". Tausende Bürger zeigten ihr Beileid in Kondolenzregistern im Internet.

Und auch der Bürgermeister des österreichischen Ortes Lech am Arlberg, in dem die Königsfamilie seit Jahrzehnten ihren Winterurlaub verbracht hatte und nahe dem Prinz Friso 2012 von einer Lawine verschüttet wurde, reagierte auf die Todesnachricht. "Als einer, der wie viele Lecher den Prinzen von Kindesbeinen an kannte, bin ich persönlich tief betroffen und zutiefst berührt", sagte Ludwig Muxel der österreichischen Nachrichtenagentur APA. "Mein ganzes Mitgefühl und das aller Lecher gehört Prinzessin Mabel, ihren Kindern, Prinzessin Beatrix, König Willem-Alexander und allen weiteren Angehörigen."

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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