Millionen Sauger in Frankreich mit giftigem Gas behandelt:Krebs aus dem Schnuller

Mit Ethylenoxid werden medizinische Instrumente sterilisiert, für Lebensmittel ist das Gas jedoch verboten: Es wirkt krebserrgend. Trotzdem sind in Frankreich Millionen Schnuller und Sauger für Krankenhäuser mit dem giftigen Stoff behandelt worden.

Millionen Baby-Schnuller und Sauger, die in französischen Krankenhäusern zum Einsatz kamen, sind seit Jahren mit einem krebserregenden Mittel sterilisiert worden. Das Gesundheitsministerium in Paris bestätigte an diesem Donnerstag den Einsatz des krebserregenden Gases Ethylenoxid. Das Gas ist in Frankreich - ebenso wie in Deutschland - verboten.

Das Gas wird in der Regel zur Desinfektion medizinischer Geräte verwendet, darf aber nicht für Gegenstände verwendet werden, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Dasselbe gilt für Schnuller und Fläschchensauger.

Das Magazin Nouvel Observateur nannte zwei Unternehmen, die das Gas seit 1994 zur Sterilisierung von Schnullern einsetzten. Diese wurden dann an Krankenhäuser geliefert. Die beiden Firmen gewannen dem Magazinbericht zufolge 2010 die Ausschreibung der Pariser Krankenhäuser. Von dort aus werden etwa zehn Krankenhäuser in ganz Frankreich versorgt, der geschätzte Bedarf liegt bei etwa 2,2 Millionen sterilen Einweg-Schnullern und -Fläschchensauger und 11.600 Saugern für Frühchen - pro Jahr.

Studien haben gezeigt, dass Ethylenoxid die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung erhöht. Die Internationale Organisation für Krebsforschung (IARC) hat das Gas daher beim Menschen als karzinogen, also krebserrgend, eingestuft.

Allein eine der beiden Firmen verkaufte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr vier Millionen Schnuller in Frankreich. "Die Eltern von Neugeborenen, die gerade einmal ein paar Stunden auf der Welt sind, haben ein Recht darauf zu wissen, ob der Nuckel, den sie ihren Babys fünf bis acht Mal am Tag zwischen die Lippen schieben, den gesetzlichen Vorgaben entspricht oder nicht", heißt es in dem Artikel des Nouvel Observateur. Das französische Gesundheitsministerium ordnete eine Untersuchung an.

© sueddeutsche.de/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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