Mysteriöser Vierfachmord in Frankreich:Entwarnung nach Hausdurchsuchung in Claygate

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Bombenexperten rückten an, die Nachbarn wurden evakuiert: Im Fall des mysteriösen Vierfachmordes in den Alpen zeichnete sich eine erneute Wendung ab. Experten vermuteten in dem Haus der Opfer im britischen Claygate offenbar Sprengstoff. Jetzt gab die Polizei aber Entwarnung - damit scheint wieder alles offen.

Über Stunden hielt die Ungewissheit an. Die Nachbarschaft im britischen Claygate wurde abgeschirmt, ein Spezialfahrzeug rollte an, Bombenexperten durchsuchten das Haus der in den französischen Alpen ermordeten Familie. Dann die Entwarnung: Die auf dem Anwesen gefundenen Substanzen seien ungefährlich, sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei hatte zuvor wegen eines möglichen Sprengstoff-Fundes die Gebäude rund um das Einfamilienhaus in dem idyllischen Örtchen in der Grafschaft Surrey evakuiert. Informationen des Guardians zufolge konzentrierte sich die Suche der Ermittler zwischenzeitlich auf einen Schuppen oder eine Werkstatt im Garten des Anwesens. In früheren Berichten war davon die Rede, dass der 50 Jahre alte Familienvater die Hütte selbst gebaut haben soll und seine Frau dort für ihre Zahnarztprüfung lernte.

Bei der Bluttat waren am Mittwoch das britische Ehepaar al-Hilli, eine ältere Frau - inzwischen von der französischen Polizei offiziell als Mutter der erschossenen Ehefrau identifiziert, wie der Guardian meldet - sowie ein offenbar zufällig vorbeifahrender Radfahrer erschossen worden. Die sieben und vier Jahre alten Töchter der Familie überlebten. Von ihnen erhoffen sich die Ermittler wichtige Hinweise zu den Umständen der rätselhaften Bluttat.

Die Polizei ermittelt fieberhaft in Richtung eines möglichen Motivs für die Morde und durchsucht das Haus der Familie bereits seit Samstag. Unter anderem gibt es Hinweise auf einen Erbstreit, in dem der Bruder des 50 Jahre alten Saad al-Hilli verwickelt sein soll. Dieser ist heute weiter von Polizisten verhört worden. Er hatte sich selbst bei den Ermittlern gemeldet und Presseberichte über einen Streit in der Familie dementiert.

Die Polizei teilte mit, von einem Familiendrama über einen missglückten Raubüberfall bis hin zu einer rassistisch motivierten Straftat sei alles möglich. Nach der Entwarnung scheinen die Hintergründe der Tat wieder völlig unklar.

Hypothese des Profikillers noch wahrscheinlicher

Fest steht hingegen mittlerweile, dass der Vierfachmord mit nur einer Waffe verübt wurde. Das berichtete die Nachrichtenagetur AFP und bezog sich dabei auf Aussagen aus Ermittlerkreisen. Spezialisten der französischen Polizei hatten rund 25 am Tatort gefundene Patronenhülsen und die Kugeln untersucht, mit denen die Opfer getötet wurden. Abgegeben wurden die Schüsse demnach aus einer Automatikpistole vom Kaliber 7,65 Millimeter.

Wegen der Vielzahl der abgegebenen Schüsse hatten die Ermittler zunächst vermutet, dass mehrere Waffen benutzt worden seien. Dass offenbar nur ein Täter schoss, lässt die Hypothese eines Profikillers noch wahrscheinlicher erscheinen.

Drei der vier Opfer stammen ursprünglich aus dem Irak. Der Vater hatte für ein Satellitentechnik-Unternehmen in Surrey gearbeitet.

© Süddeutsche.de/dpa/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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