Die Hamptons kennt jeder. Die Region in der Nähe von New York City ist schick, reich, begehrt, ein Magnet für die High Society. Nicht verwechseln sollte man sie allerdings mit dem Ort Hampton im Bundestaat Florida. Diese Kommune, etwa 1600 Kilometer weiter südlich gelegen mit knapp 500 Einwohnern, ist nicht so schick wie die Hamptons. Aber berühmt ist die Kommune jetzt trotzdem: als korruptester Ort Amerikas.
Hampton, 1925 gegründet, liegt zwischen Gainesville und Jacksonville im Norden Floridas. Wer auf der Route 301 unterwegs ist, fährt daran vorbei. Der Abschnitt der Bundesstraße, der zu Hampton gehört, ist nur 400 Meter lang. Trotz der geringen Größe waren in Hampton bis zu 17 Polizisten im Einsatz. Ihr einziger Auftrag: Verkehrssünder schnappen. Und so hat der Ort in den Jahren 2010 bis 2012 etwa 600 000 Dollar mit Strafzetteln verdient. Die Polizeibeamten gingen exzessiv gegen jeden einzelnen Autofahrer vor, der nur ein paar Stundenkilometer zu schnell fuhr.
Wie kann das sein? Ein ehemalige Bürgermeister der Stadt, Jim Mitzel, erklärte das in der New York Times so: "Diese Stadt hatte seit Jahren finanzielle Probleme. Aber nachdem wir Zugriff auf die 301 hatten, flippte unser Polizeichef aus."
Die außergewöhnlich hohen Einnahmen aus Strafzetteln veranlassten das Justizministerium von Florida und das zuständige Sheriff-Büro von Bradford County im Mai 2013 dazu, die Angelegenheit zu untersuchen. Dabei kamen in den vergangenen Monaten weitere Unstimmigkeiten ans Licht:
- Fragwürdige Zahlungen in Höhe von 9 000 Dollar an den Leiter der städtischen Verwaltung und seine Familie.
- 27 000 Dollar Auslagen, die angeblich für die Stadtverwaltung zur Verfügung standen - doch wofür genau?
- 132 000 Dollar, die mit einer Kreditkarte der Stadt an einem Geldautomaten abgehoben wurden - wieder kann niemand erklären, woher das Geld kam und wofür es verwendet werden sollte.
Die Verwaltung von Bradford County hatte mehrfach gefordert, die kleine Gemeinde solle ihr Verwaltungsarchiv pflegen und sich an die Richtlinien und Anordnungen der übergeordneten Behörden halten. Denn die Ausgaben und Einnahmen der Stadt und alle anderen Aktionen der Verwaltung sind nirgendwo registriert und somit nicht nachvollziehbar. Stattdessen erklärte man in Hampton, dass Akten in einem Sumpf verloren gegangen seien. Bei einem Autounfall. Der jedoch nie registriert wurde.
"Diese Situation hält schon so lange an, dass wir es ernsthaft in Erwägung ziehen, den Stadtrat abzuschaffen", sagte der Senator von Bradford County, Rob Bradley, der Florida Times-Union. Sollte es dazu kommen, würde Hampton nicht mehr als selbstständiges Städtchen existieren, sondern vom County mitverwaltet.
Der Sheriff von Bradford County, Gordon Smith, sagte der New York Times: "Wenn nur die Hälfte von all dem stimmt, dann haben ein paar der Einwohner Hampton als persönliche Brieftasche verwendet."
Barry Moore, der Bürgermeister von Hampton, kann auf die Vorwürfe nicht mehr reagieren. Er wurde bereits im vergangenen November verhaftet, weil er illegal Schmerzmittel verkauft haben soll. Er plädiert auf unschuldig und wartet auf sein Gerichtsverfahren. Von seinen Job als Bürgermeister ist er zurückgetreten.
Auch der Polizeichef, der Leiter der städtischen Verwaltung und der Chef der Wasserversorgungen haben ihre Stellen mittlerweile geräumt.
Wird Hampton nun tatsächlich von der Landkarte verschwinden? Die zuständigen Behörden haben nach einem Gespräch mit den Bewohnern noch einmal eingelenkt. Der Ort hat noch 30 Tage, um einen Plan für eine seriöse Verwaltung vorzulegen. Bis Ende März läuft die Frist ab.