Komitee zum Kinderschutz:UN befragen Vatikan zu sexuellem Missbrauch

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Der Vatikan stellt sich erstmals einer Befragung des UN-Kinderrechtskomitees in Genf zum Schutz von Minderjährigen. Es wird um Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch und Diskriminierung von Mädchen gehen. Einige Fragen bleiben wohl unbeantwortet.

Der Vatikan stellt sich heute erstmals den Fragen des UN-Kinderrechtskomitees (CRC) in Genf. Dabei soll es vor allem um die unzähligen Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gehen - und welche Maßnahmen getroffen wurden und getroffen werden müssen, um Kinder in Zukunft besser zu schützen. Ein anderes großes Thema soll Kinderpornografie und die Diskrimierung von Mädchen sein. Die 18 unabhängigen Experten des Gremiums stellen ihre Ergebnisse am 5. Februar vor.

Zwar handelt es sich bei der Befragung um eine turnusmäßige Prüfung, zu der sich alle 193 Unterzeichnerstaaten der UN-Kinderrechtskonvention (UNCRC) verpflichtet haben - der Vatikan, der 1990 die Konvention unterschrieb, stellte sich dennoch erst jetzt das erste Mal in der Öffentlichkeit solchen Fragen. Anfang Dezember hatte der Vatikan seine Antworten auf den Fragenkatalog des CRC eingesandt.

Darin verteidigte der Heilige Stuhl die Maßnahmen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch von Minderjährigen, unter anderem mit Hinweisen auf die Leitlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen, eine strengere Auswahl von Priesteramtskandidaten und Anpassungen im Kirchenrecht. Bei einigen Fragen verwies der Vatikan auf fehlende Erhebungen und die rechtliche Eigenständigkeit von Bistümern.

"Der Heilige Stuhl ist tief betrübt über die Plage des sexuellen Missbrauchs"

Der Heilige Stuhl wird durch Bischof Charles Scicluna aus Malta vertreten. Er war zehn Jahre lang Strafverfolger bei der römischen Glaubenskongregation und für die Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen gegen Kleriker verantwortlich.

Zum Kindesmissbrauch durch Kleriker erklärt der Vatikan: "Der Heilige Stuhl ist tief betrübt über die Plage des sexuellen Missbrauchs, die Millionen Kinder weltweit betrifft, und bedauert, dass leider auch einige Mitglieder des Klerus in diesen Missbrauch involviert waren."

Schätzungen zu Opferzahlen nennt das Schreiben nicht. Hingegen betont es die Verbindlichkeit staatlicher Gesetze etwa zur Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch. "Der Heilige Stuhl rät weder Gläubigen noch Nichtglaubenden, eine Person von einer Anzeige oder Meldung eines Verbrechens bei staatlichen Behörden abzuhalten", heißt es in dem Dokument.

Bei der Sitzung des Komitees vom 13. bis 31. Januar wird auch die Lage für Kinder in der Republik Kongo, dem Jemen, Portugal, Russland und Deutschland erörtert.

Papst Franziskus setzt Ausschuss ein

Papst Franziskus wird einen Ausschuss für den Schutz der Kinder einsetzen. Wie der Erzbischof von Boston, Kardinal Sean O'Malley, mitteilte, soll die Zusammensetzung des Gremiums bald bekanntgegeben werden. Ziel wird es den Angaben zufolge sein, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen und den Opfern seelsorgerische Hilfe anzubieten. Außerdem soll das Gremium über die Situation der Opfer berichten und neue Initiativen erarbeiten.

Tausende Missbrauchsfälle in mehreren Ländern hatten die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt. Deshalb hatte sich der Papst unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit der aus acht Kardinälen bestehenden Reformkommission der katholischen Kirche beraten.

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