Missbrauchsprozess:Ehefrau von Detlef S. verweigert die Aussage

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Ihre Aussage war mit Spannung erwartet worden, doch die Ehefrau des angeklagten Detlef S. wollte ihren Mann nicht belasten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch gegen das Jugendamt.

Sie hätte viel über ihr Martyrium und das ihrer Kinder erzählen können, doch ihr Auftritt vor Gericht dauerte nur zwei Minuten. Im Koblenzer Prozess gegen den wegen Missbrauchs angeklagten Detlef S. hat dessen Ehefrau am Mittwoch die Aussage verweigert. Anschließend verließ die Frau den Gerichtssaal wieder.

Detlef S. steht wegen mehrfachen Missbrauchs seiner Stieftochter vor dem Koblenzer Landgericht - seine Ehefrau sagte am Mittwoch aber gegen ihn aus. (Foto: dpa)

Neben der Ehefrau waren auch Mitarbeiter des Jugendamts als Zeugen geladen. In der vergangenen Woche hatten die mutmaßlichen Opfer schwere Vorwürfe gegen die Behörde erhoben. Das Jugendamt Altenkirchen hatte nach eigenen Angaben wenig direkten Einblick in das häusliche Leben der Familie.

Ortstermine im Haus der Familie in Fluterschen hätten sich meist schwierig gestaltet, sagte die derzeit für die Familie zuständige Sachbearbeiterin. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich in seinem Haus willkommen war", fügte sie hinzu. Deshalb habe man die Stieftochter des Angeklagten, Natascha S., immer wieder zu Terminen ins Jugendamt in Altenkirchen bestellt. Bei fast allen dieser Termine sei Detlef S. ebenfalls erschienen.

Die 28-Jährige, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, hat acht Kinder von ihrem Stiefvater bekommen, wovon eines kurz nach der Geburt starb. Gerade in Bezug auf Natascha S. sei es immer das Ziel des Amtes gewesen, sie in ihrer Person zu stabilisieren, sagte die Sozialarbeiterin. Es sei allerdings nicht ihre Aufgabe gewesen sei, die Vaterschaft der Kinder von Natascha S. herauszufinden, fügte sie hinzu.

Vor den Aussagen der Jugendamtsmitarbeiter hatte der Vorsitzende Richter Winfried Hetger diese darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Aussage verweigern könnten, weil im Zusammenhang mit dem Fall inzwischen auch gegen sie ermittelt werde. Grund sind mehrere Anzeigen gegen Jugendamtsleiter Hermann-Josef Greb und dessen Mitarbeiter, denen die Staatsanwaltschaft nachgehen muss. Die Jugendamtsmitarbeiter verzichteten aber auf ihr Recht, die Aussage zu verweigern.

In der vergangenen Woche hatten die beiden Stiefsöhne von Detlef S. ausgesagt, der Angeklagte habe sie immer wieder mit einer selbst gebauten Peitsche und anderen Gegenständen geschlagen. Detlef S. Hatte einen Teil seiner Taten gestanden. Er räumte 325 Fälle von sexuellem Missbrauch an seiner Tochter Jasmine ein.

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