Ihre Post:Ihre Post zu Flug 4U9525

Die Staatsanwaltschaft hält es für erweisen, dass der Copilot den Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 vorsätzlich herbeiführte. SZ-Leser mahnen in der Berichterstattung über die Ursache zur Zurückhaltung.

Plausibel, aber nur eine Theorie

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(Foto: dpa)

"Copilot ließ das Flugzeug abstürzen" vom 27. März sowie "150 Tote - Absturz schockiert Deutschland" und "Kein Trost, nur Trauer" vom 25. März: Ein dramatischer Unfall, wie ihn Europa vergangenen Dienstag erlebt hat, ist erschütternd, gerade wenn das Unglück bewusst herbeigeführt wurde. Aber zu einer Unfalluntersuchung gehören Beweise. Es müssen erst alle Theorien und Vermutungen ausgeschlossen werden, ehe ein Unfallhergang und damit eine Suche nach den Verantwortlichen beginnt. Das ist im Fall der verunglückten Germanwings-Maschine leider nicht so. Die Amokflug-Theorie beruht einzig und alleine auf den Aufzeichnungen des Stimmenrekorders. Dieser zeichnet den erfolglosen Versuch des Kapitäns, ins Cockpit zu gelangen, und die Atmung des ersten Offiziers auf. Letzteres ist zwar ein Lebenszeichen des Piloten, allerdings kein Zeichen von Bewusstsein. Weder liegt der Flugschreiber, welcher den technischen Zustand des Flugzeugs aufzeichnet, noch eine toxikologische Untersuchung der Unfallteile vor. Um jemanden schuldig zu sprechen, bedarf es Beweise. Die gibt es noch nicht. Die Amokflug-Theorie ist eine plausible Theorie, aber sie ist bis jetzt nur eine. Vincent Schmoeckel, Augsburg Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Warum "Billigfluglinie"?

Im Untertitel des Aufmachers auf der Titelseite über den Flugzeugabsturz vom 25. März hieß es "Ein Airbus der Billigfluglinie Germanwings zerschellt in den französischen Alpen". Und im ersten Satz des Artikels gleich noch einmal "ein Airbus A320 der Billigfluglinie Germanwings...". Die Verbindung zwischen Absturz und Billigfluglinie scheint sich aufzudrängen. Es klingt so, als ob Abstürze bei Billigfluglinien eher vorkämen als bei anderen Fluglinien. Hat die Lufthansa-Tochter Germanwings nicht einen guten Ruf? Sind nicht Flugzeuge dieser Gesellschaft von Tausenden Kunden genutzt worden - ohne Zwischenfälle? Bevor man nichts Genaues über den Absturz weiß, sollte man weder über alle möglichen Ursachen spekulieren - und das Publikum beunruhigen oder desinformieren - noch über einen Zusammenhang von Billigfliegen und Unfall. Es hätte sicher genügt, nur zu schreiben "ein Airbus der Fluggesellschaft Germanwings". Dr. Helge Grünewald, Berlin Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Weiterkämpfen!

Als ehemaliger Transportflieger der Bundeswehr finde ich es schon sehr seltsam, dass Germanwings-Besatzungen nach dem Absturz den Dienst verweigerten, weil sie durch den Absturz zu gestresst seien - ohne Rücksicht darauf, welchem Stress sie die Passagiere aussetzten, die sie eigentlich hätten befördern sollen. Wie sähe unser Alltagsleben wohl aus, wenn Lokführer, Busfahrer und Feuerwehrleute nach jedem schlimmen Unfall den Dienst mit gleicher Begründung verweigerten, oder wenn Soldaten im Einsatz, wenn ein Kamerad neben ihnen gefallen ist, nicht mehr weiterkämpften? Man muss großes Mitleid mit der Airline haben, die den Absturz zu verkraften hat und mit Personal arbeiten muss, das eine vernünftige Planung nicht zulässt, und die so wirtschaftliche Schäden befürchten muss. Klaus Häusler, Hamburg Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Sinnlose Verriegelung

Ein Flugzeugpilot kann also über Notschalter ganz verhindern, dass die Tür zum Cockpit sich von außen öffnen lässt. Man begründet dies seit 2001 mit der Abwehr von Entführern. Aber wehrt man damit wirklich einen Flugzeugentführer ab? Jeder zuschlagende Täter aus dem Kreis der Passagiere wird ja wohl bewaffnet sein (was soll er sonst ausrichten?). So kann er seine Entdeckung durch die Kamera vermeiden, indem er eine Stewardess mit einigen Metern Schussabstand zwingt, die Tür selber zu öffnen, damit es die Piloten zu spät merken. Und wenn ihm das nicht hilft: Er hat doch die Passagiere und die Stewardessen als Geiseln und kann dem Kapitän durch die Tür mit Geiselerschießung drohen, wenn er die Tür nicht öffnet. Was soll der Kapitän dann tun? Man kann nicht sagen, bei Öffnung der Tür kommen alle anschließend zu Tode. Davon kann man nicht ausgehen, denn die wenigsten Flugzeugentführungen dienen dazu, das Flugzeug kaputtzufliegen. Dirk Hohensohn, Feldkirchen Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Kurzsichtige Planung

Warum sind Flugzeuge nicht einmal annähernd so vernetzt wie Lieschen Müller? Warum senden sie ihre Flugdaten, Videos und Sprachaufnahmen nicht online an einen Server, sondern an einen Blechtrottel an Bord? Warum gibt es keine Möglichkeit, das Flugzeug notfalls von außen zu steuern? Wenn es ums Töten geht, mit den Drohnen, da können sie es perfekt und punktgenau aus Ramstein ins tiefste Afrika. Wenn's aber nur um das Leben von ein paar Passagieren geht.... ist es wohl das Geld nicht wert. Wieso, frage ich, kann der Kapitän eines Flugzeugs in seinem eigenen Verantwortungsbereich eine Tür nicht öffnen? Kurzsichtige Sicherheitsplanung? Gefahr droht nur von außen? Alles Fragen, die mit dem Absturz von 4U 9525 in den Alpen nicht das erste Mal gestellt werden. Um dem die Krone aufzusetzen, ist das Zwei-Menschen-Prinzip im Cockpit in USA zwar Gesetz, aber in Deutschland sah man keinen Handlungsbedarf. Michael Maresch, München Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Berühmte Theodizee-Frage

Sehr bemerkenswert schreibt der Katholik Heribert Prantl: "Gott dem Herrn habe es gefallen, den Verstorbenen zu sich zu nehmen, sagen Geistliche manchmal bei Trauerfeiern. Nein, Gott, dem Herrn, wenn es ihn gibt, gefällt das nicht. Es gibt keine solch heilsame Erklärung." Es wird doch höchste Zeit, dass sich aufgeklärte Menschen endlich vom Bild eines Gottes, der angeblich als Vater im Himmel thront, verabschieden. Die berühmte Theodizee-Frage ist für die meisten ein ungelöstes Problem, wenn sie unaufhörlich fragen, warum Gott das Leid in der Welt zulässt. Diesen Gott hat es nie gegeben. Unsere religiöse Erziehung steht auf dem Prüfstand. Roland R. Ropers, Wilzhofe Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Tatsächlich ohne Trost

Der Kommentar "Kein Trost, nur Trauer" trifft den Nagel auf den Kopf. Ich empfinde es als wohltuend, dass angesichts dieser neuerlichen Tragödie einer klar und nüchtern sagt, was sonst vom Betroffenheitsschwulst verschluckt wird: Für die Angehörigen der Opfer gibt es keinen Trost. Weder wohlgesetzte Politikerfloskeln noch die Erklärungen der "Experten" oder gut meinender Psychologen und erst recht nicht dichte Weihrauchschwaden helfen ihnen. Monika Muggli, Bad Aibling Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Ein Satz, der sich überholt hat

Ich halte den Verweis auf das, was "Geistliche manchmal bei Trauerfeiern" sagen, für etwas überholt. Nach mehr als zwanzig Jahren im Dienst kann ich sagen, dass mir selbst, und ich glaube auch, den meisten meiner Kollegen, diese Worte nicht mehr über die Lippen kommen, schon gar nicht bei Ereignissen, die sprachlos machen, zu denen gleichwohl diese Flug-Katastrophe zählt. In der Predigtausbildung ist mir das ein wichtiges Anliegen. Thomas Vogl, Stadtpfarrer, Waldsassen Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

Spektakel

Auch mich hat dieses Ereignis betroffen gemacht. Aber ich empfinde das Verhalten von Presse und Fernsehen nur als "geil", gerichtet auf Aufmerksamkeit. Es ist vielleicht etwas zynisch, aber es gab 3368 Verkehrstote 2014 in Deutschland. Und mindestens 15 000 Patienten sind an Krankenhaus-Infektionen gestorben. Aber diese Toten sind halt nicht so spektakulär. Dr. Horst Baumgarten, Penzberg Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen. forum@sueddeutsche.de

© Süddeutsche Zeitung vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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