Hausbesuch:Wenn Promis ihre Fans heimsuchen

Hausbesuch: George Clooney besucht Frau Adams, 87, im Altenheim.

George Clooney besucht Frau Adams, 87, im Altenheim.

(Foto: Linda Jones/AP)

Filmplakate und Postkarten von Stars sammeln, um ihnen nah zu sein? Längst überholt. Tom Hanks auf dem Hochzeitsfoto, George Clooney zum Kaffee im Altersheim: Man kann kaum vor ihnen fliehen.

Von Martin Zips

Es gab eine Zeit, da waren Stars noch Sterne - leuchtend und fern. Der Fan sammelte Filmplakate, Magazin-Artikel und Postkarten mit ihrem Konterfei, um ihnen ganz nah zu sein. Das war die Zeit, da Elizabeth Taylor noch "Cleopatra" war, Charlton Heston "Ben Hur" und der Papst in der Sänfte durch den Petersdom getragen wurde. Aber dann kamen Rudi Carrell und Hape Kerkeling.

Carrell und Kerkeling, ehemals hauptberufliche Spaßmacher des Ersten Deutschen Fernsehens, begannen damit, ihr Publikum auch privat heimzusuchen. So beglückte der Moderator der "Rudi Carrell Show" seine Zuschauer unangemeldet, singend und mit Kamerateam am Arbeitsplatz. Kerkeling wiederum schenkte den Menschen in "Warmumsherz" eine Überraschungsshow in ihrem Wohnzimmer. Plötzlich war es der Star, der die Nähe zu seinen Fans suchte, nicht umgekehrt.

Hanks auf dem Hochzeitsfoto, Schwarzenegger am Bahnhof

George Clooney hat gerade im britischen Reading eine 87 Jahre alte Bewohnerin eines Altenheims, nun ja, überfallen. Die Seniorin habe sich einen Besuch ihres Lieblingsschauspielers ausdrücklich gewünscht, behauptete anschließend eine Pflegekraft. Aber stimmt das? Bereits vor ein paar Wochen hatte sich Tom Hanks, schwitzend und in Jogginghosen, ungefragt zwischen ein zuvor vom Hochzeitsfotografen kunstvoll arrangiertes Brautpaar gedrängt. Arnold Schwarzenegger wiederum, immerhin ehemaliger kalifornischer Gouverneur und Action-Star, suchte überraschend am Münchner Hauptbahnhof vom Fahrradsattel aus den Kontakt zum Volk. Und selbst beim aktuellen Papst ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass er sich spontan mit auf ein Selfie drängelt, als dass er sich auf einer Sänfte durch den Petersdom tragen lässt. Komische Zeiten.

Blöd wird es, wenn man sich als Mitglied einer Frankfurter Eishockey-Mannschaft auf dem Gruppenfoto plötzlich neben Justin Bieber wiederfindet, obwohl man eher Fabio Rovazzi mag. Das erinnert an den bayerischen Abgeordneten Söder, der 2002 deutschen Touristen am Gardasee aufs Handtuch stieg, weil er ihnen ein Kreuz für Edmund Stoiber abringen wollte. Wahlkampf im Ausland, schon damals ein Thema! Vielleicht sollte man sich künftig "Keine Promis!" als Warnung an den Briefkasten pappen. Dann wäre man wenigstens daheim vor ihnen sicher.

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