Nordrhein-Westfalen:21-Jähriger wegen Faustschlags gegen Schwangere verurteilt

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Tödlicher Streit um Frauenarzt-Besuch: Weil sich seine schwangere Freundin von einem Mann gynäkologisch hatte untersuchen lassen, boxte sie ein 21-Jähriger in den Bauch. Das Baby starb nach einem Notkaiserschnitt. In Rheine wurde der junge Mann jetzt verurteilt - wegen illegaler Abtreibung.

Ein 21-Jähriger wurde am Mittwoch vom Amtsgericht Rheine wegen illegaler Abtreibung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der Mann soll seiner Partnerin bei einem Streit im vergangenen März vorsätzlich einen Faustschlag in den Bauch versetzt und damit ihr ungeborenes Kind getötet haben. Die 19-Jährige war im siebten Monat schwanger.

Der 21-Jährige schlug seiner schwangeren Freundin brutal in den Bauch, weil diese einen männlichen Frauenarzt aufgesucht hatte: Nun wurde er vom Amtsgericht Rheine zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. (Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass möglicherweise religiöse Motive bei der Tat eine Rolle gespielt haben könnten. Auslöser des Streits war ein Frauenarzt-Besuch: Die Schwangere hatte sich gynäkologisch untersuchen lassen - erstmals von einem Mann.

"Er war sauer, dass ein Arzt mich untersucht hat"

Die 19-Jährige war bis zum Tattag im März 2011 immer nur bei einer Frau in gynäkologischer Behandlung gewesen. Sie habe erst im Behandlungszimmer erfahren, dass dieses Mal ein Mann den Ultraschall bediene - und habe eingewilligt. Als ihr Partner, ein Deutscher mit afghanischen Wurzeln, die Praxis betreten und das gesehen habe, sei er zunächst schweigsam, später wütend gewesen.

"Er war sauer, dass ein Arzt mich untersucht hat. Es war nicht das erste Mal, dass er eifersüchtig war." Am späten Abend habe er die 19-Jährige dann besucht. Man habe gestritten. Nachdem die Frau dem Vater ihres ungeborenen Kindes mitteilte, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein wolle, sei dieser ausgerastet. Der Angeklagte habe ihr mit der Faust in den Bauch geschlagen. "Er sagte: Du wirst mein Kind nicht lebend auf die Welt bringen", schilderte die zierliche Frau.

Das Baby starb zwei Tage nach einem eingeleiteten Not-Kaiserschnitt an Hirnblutungen und Kreislaufversagen. Ein Gerichtsmediziner, der das tote Kind untersucht hatte, sagte vor Gericht: "Solche Verletzungen sehen wir in der Gerichtsmedizin in der Regel nach schweren Verkehrsunfällen, an denen Schwangere beteiligt waren."

Der 21-jährige Täter hatte die Vorwürfe im Prozess zurückgewiesen. Seine Freundin habe ihn angegriffen, behauptete er. Er habe sie weggeschubst. "Ich kann nicht erklären, wie das passiert ist."

© Süddeutsche.de/dpa/jkz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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