Gesundheitswesen:Razzia bei Pflegedienst in Berlin - Verdacht der organisierten Kriminalität

Versicherungen zahlen für die Pflege - in Berlin soll ein Unternehmen hierbei betrogen haben. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Patienten sollen vorgetäuscht haben, pflegebedürftig zu sein. Das Unternehmen kassierte dafür Geld von der Versicherung.

Mit einem Großaufgebot ist die Polizei in Berlin und Brandenburg gegen organisierten Betrug bei Pflegeabrechnungen vorgegangen. 130 Polizisten und Staatsanwälte durchsuchten am Donnerstagmorgen etwa 30 Büros einer Pflegefirma sowie mehrere Wohnungen. Es gehe um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs in Millionenhöhe gegenüber der Pflegeversicherung, teilte die Polizei mit. Die 41-jährige Geschäftsführerin der Firma wurde festgenommen. Weitere Festnahmen habe es nicht gegeben.

Ermittelt wird auch gegen sieben Angestellte und Mitarbeiter sowie gegen 31 Patienten, die am Betrug durch vorgetäuschte Leistungen beteiligt gewesen sein sollen. "Die Pflegefirma und die Patienten haben regelrecht zusammengearbeitet", sagte ein Polizeisprecher. Die Patienten hätten demnach vorgetäuscht, pflegebedürftig zu sein. Die Firma habe von den Versicherungen bis zu 2000 Euro im Monat für Pflegeleistungen kassiert, die gar nicht erbracht wurde.

Zum Teil hätten auch die Patienten davon profitiert, denen mitunter aus den Auszahlungen der Pflegeversicherung "ein paar Hundert Euro im Monat zurückgezahlt" worden seien. In einem Fall sei ein Patient als "stark mobilitätseingeschränkt" registriert gewesen, sagte der Sprecher weiter und fügte hinzu: "Es wurde allerdings festgestellt, dass er mit dem Fahrrad unterwegs war."

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Kommentar von Kim Björn Becker

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte kürzlich von einer neuen Dringlichkeit gesprochen, gegen organisierte Betrügereien von Pflegediensten vorzugehen. Laut Recherchen der Welt am Sonntag und des Bayerischen Rundfunks sollen vor allem russischstämmige Banden billige Hilfskräfte statt qualifizierte Pfleger einsetzen.

© SZ.de/dpa/AFP/ewid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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