George Clooney:Rächer von Hollywood

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George Clooney, der Rachebär, im August 2013 beim Filmfest in Venedig. (Foto: AFP)

George Clooney hat angekündigt, sich an Tina Fey für ihre frechen Bemerkungen bei den Golden Globes rächen zu wollen. Noch ist unklar, ob sie sich nun fürchten muss oder freuen darf. Seinen Freunden bereitet Clooney nämlich eher lustige Scherze, seinen Feinden eher nicht.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt eine wichtige Regel in Hollywood. Eine Regel, die wenig zu tun hat mit Drehbüchern, auch nichts mit Entzugskliniken oder dem Body-Mass-Index. Sie lautet: Leg' dich besser nicht mit George Clooney an. Sie handelt von seiner Vorliebe dafür, sich an Menschen zu rächen, die ihm auf die Nerven gehen oder ihn öffentlich angreifen. "Man sollte einen Bären nicht anstupsen", sagte Clooney vor ein paar Tagen in einem Interview. "Und die beiden haben den Bären mit einem Stock angestupst."

Die beiden, das sind Tina Fey und Amy Poehler. Sie haben vor zwei Wochen die Verleihung der Golden Globes moderiert - und währenddessen einen Witz auf Clooneys Kosten gemacht. Bei der Präsentation des nominierten Films Gravity sagte Fey: "Es ist die Geschichte darüber, dass George Clooney lieber ins Weltall entschwebt und stirbt, als dass er eine Minute mit einer Frau seines Alters verbringt."

Bei den Critic's Choice Awards wenige Tage später spielte Clooneys Kollegin aus Gravity, Sandra Bullock, bei einer Dankesrede auf diesen Witz an: "Ich danke George Clooney dafür, dass er fortgeschwebt und nicht zurückgekommen ist."

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Clooney war bei keiner der beiden Verleihungen zugegen, weshalb er sich erst jetzt dazu äußerte: "Nun, es ist ein guter Witz, den ich zu schätzen weiß. Ich will Amy und Tina nun keinen Schrecken einjagen, ich will keinesfalls, dass sie Angst haben - aber sie haben den Bären angeschubst." Später sagte er noch: "Das wird auf jeden Fall Rache geben."

Clooney gehört zu den am besten vernetzten Menschen in Hollywood, er pflegt sowohl Freund- als auch Feindschaften genüsslich. Matt Damon und Brad Pitt gehören zu seinen engsten Vertrauten, dazu gibt es ein ganze Reihe an Schauspielern, die er schätzt und mit denen er auch immer wieder zusammenarbeitet: Don Cheadle, Julia Roberts, Bill Murray, John Goodman, Cate Blanchett.

Diät mit Nadel

Das bedeutet aber nicht, dass die Personen auf dieser Liste sicher sind vor den Racheaktionen des Bären. Matt Damon etwa eröffnete Clooney vor einigen Jahren, dass er abgenommen habe und sich nun in Topform bringen wolle - womöglich versehen mit dem Hinweis, dass Clooney ein bisschen mehr Training auch nicht schaden könne. Also soll Clooney eine Schneiderin beauftragt haben, Damons Klamotten alle zwei Wochen ein paar Millimeter enger zu nähen. "Das Lustige war, dass ich vergessen habe, Matt davon zu erzählen."

Damon habe deshalb immer weiter abgenommen, so die Legende, weil er zu stolz gewesen sei, darauf hinzuweisen, dass ihm die Hosen nicht mehr passten. "Immer, wenn ich von meiner Familie zurück nach England kam, waren die Hosen zu eng und ich habe mir gedacht: Das kann doch nicht sein, ich gehe die ganze Zeit ins Fitnessstudio", sagte Damon später.

Cheadle nervte Clooney mit dem Wunsch, unbedingt den Jazz-Musiker Miles Davis verkörpern zu wollen. Also schickte ihm Clooney einen Brief, in dem er ihm eine Rolle in der Film-Biografie von Davis anbot - als Charlie Parker. Diesen Brief unterschrieb er ebenso mit "Brad Pitt" wie jenen an Meryl Streep, dem er ein Buch über Schauspielerei und Akzente beilegte: "Hey Meryl, das Buch hat mir bei meinem Akzent in Troja geholfen - vielleicht hilft es Dir ja auch." Überhaupt sprechen Clooney und Pitt seit Jahren davon, einen "brutalen" (Pitt) oder "karrierebeendenden" (Clooney) Scherz für den jeweils anderen zu planen.

Fällt die Rache an seinen Freunden noch vergleichsweise drollig aus, wird es schon düsterer, wenn er sich an den Menschen rächt, die er nicht leiden kann. Denn es gibt durchaus Menschen auf diesem Planeten, die George Clooney nicht mögen. Russell Crowe etwa oder Leonardo DiCaprio.

Crowe lästerte einst über Clooney: "Wer denkt er eigentlich, dass er ist? Er ist nur ein Möchtegern-Frank-Sinatra." Später behauptete Crowe, missverstanden worden zu sein und schickte Clooney eine CD und ein Buch mit eigenen Gedichten. Der so Beschenkte plante anschließend eigentlich, das schlechteste Lyrikstück bei der Verleihung der British Academy of Film and Television Arts vorzulesen. "Hätte ich gemacht, wenn ich gewonnen hätte", sagt Clooney. "Aber ich habe nicht gewonnen, obwohl ich vier Mal nominiert war."

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DiCaprio dagegen bekam seine Abreibung auf dem Basketball-Spielfeld. Er behauptete immer wieder, besser zu sein als Clooney und wollte ihn unbedingt zu einem Spiel herausfordern - vor der Partie machten DiCaprios Freunde noch Witze über Clooney. "In meiner Mannschaft waren alle 50 Jahre alt, wir haben dennoch 11:0, 11:0, 11:0 gewonnen", sagte Clooney später im Interview mit Esquire und zog daraus seine Schlüsse über DiCaprio: "Der Unterschied zwischen ihren Fähigkeiten und dem, wie sie über ihre Fähigkeiten geredet haben, hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, im Leben jemanden zu haben, der einem sagt, wie die Dinge wirklich sind. Ich bin mir nicht sicher, ob Leo so eine Person hat."

Nun also haben Tina Fey und Amy Poehler Clooney gereizt, sie haben den Rachebären von Hollywood gereizt. Noch ist nicht bekannt, wie die Rache von Clooney aussehen wird, nur so viel: In ein paar Wochen werden in Los Angeles die Oscars vergeben, die Veranstaltung wird moderiert von Ellen DeGeneres - die mittlerweile zum Netzwerk von Clooney gezählt wird.

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