Flugzeugabsturz in Ägypten:Auswärtiges Amt und Lufthansa planen Sonderflüge aus Scharm el-Scheich

Lesezeit: 2 min

  • Nach dem Flugzeugabsturz über dem Sinai hat auch die Lufthansa alle Flüge nach Scharm el-Scheich gestoppt.
  • Für deutsche Touristen wird das Unternehmen gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt Rückflüge organisieren.
  • Es ist noch immer unklar, ob der Absturz am Samstag die Folge eines Anschlags war.

Nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs über dem Sinai hat der Lufthansa-Konzern beschlossen, die Halbinsel nicht mehr anzufliegen. Noch immer ist nicht klar, ob die Katastrophe vom Samstag ein Anschlag war. Doch die Hinweise mehren sich. Briten und Amerikaner halten es für sehr wahrscheinlich, Russen und Ägypter bezeichnen die Hypothese allerdings als Spekulation.

Aufgrund der Situation stellen die Airlines der Lufthansa-Gruppe nun den Flugbetrieb in die Region ein, teilte Europas größte Fluggesellschaft mit. Geplant seien zwei wöchentliche Flüge der Gesellschaften Edelweiss und Eurowings nach Scharm el-Scheich gewesen.

Die ägyptische Hauptstadt Kairo werde weiterhin angeflogen und sei von diesen Maßnahmen nicht betroffen, teilte die Lufthansa mit. In Scharm el-Scheich sowie dem nahe gelegenen Dahab befinden sich dem Deutschen Reiseverband zufolge 2000 Deutsche, aber "es gibt keinen deutschen Urlauber, der dort festsitzt." Die Lufthansa teilte mit, das Unternehmen würde sich gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und den Reiseveranstaltern um die Fluggäste in Scharm el-Scheich kümmern und deren Rückflüge organisieren.

Russischer Ferienflieger
:Was wir über den Flugzeugabsturz in Ägypten wissen - und was nicht

Briten und USA halten einen Anschlag für wahrscheinlich, die Russen sehen darin reine Spekulation. Innenminister Thomas de Maizière denkt über verschärfte Reisewarnungen für Ägypten nach. Und was ist vom Bekenntnis des IS zu halten?

Von Markus C. Schulte von Drach und Esther Widmann

Zuvor hatte bereits die Regierung in London alle Flüge britischer Flugzeuge von und nach Scharm el-Scheich gestoppt. Etwa 20 000 britische Touristen sitzen nun dort fest. Ab Freitag wollen britische Fluggesellschaften die Urlauber wieder zurück in die Heimat befördern. Zusätzliche Flüge sollen die ausgefallenen ersetzen und möglicherweise erhöhten Andrang auffangen.

Ägyptens Präsident zeigt Verständnis

In der Zwischenzeit hat die britische Regierung Militärspezialisten an den Flughafen in der ägyptischen Stadt geschickt, um die Sicherheitskräfte dort zu unterstützen und bei logistischen Fragen zu helfen. Auch der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat seine Unterstützung zugesagt: Um die Sicherheit der Touristen auf dem Sinai zu gewährleisten, sei Land sein "vollständig bereit, mit all seinen Freunden zu kooperieren", sagte er nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister David Cameron in London.

Flugzeugabsturz in Ägypten
:US-Beamte halten Bombenanschlag auf Passagier-Flugzeug für "möglich"

Nach London sehen nun auch US-Beamte Hinweise darauf, dass eine Bombe den russischen Ferienflieger über dem Sinai zum Absturz gebracht hat - Großbritannien stoppt Flüge aus Scharm el-Scheich.

Die niederländische Regierung rät ebenfalls von Flügen nach Scharm el-Scheich ab. Niederländische Fluggesellschaften fliegen die Region nicht mehr an - vorläufig bis Sonntag. Weitere Fluggesellschaften haben von sich aus gesagt, ihre Flugrouten abzuändern und nicht mehr über den Sinai zu fliegen, darunter Air France, Qatar Airways und Emirates. Das deutsche Verkehrsministerium hatte auch die deutschen Fluggesellschaften dazu aufgerufen, nicht die gleiche Flugroute zu benutzen wie der abgestürzte Airbus.

Flugzeuge der Air Berlin und ihrer österreichischen Tochter Niki machen inzwischen einen Bogen um die ägyptische Halbinsel. Es werde eine Route weiter westlich geflogen, teilte ein Sprecher mit. Die zweitgrößte deutsche Airline fliegt in Ägypten nach Hurghada und Marsa Alam. Der nächste Vollcharter-Flug von Niki nach Scharm el-Scheich an diesem Samstag werde derzeit überprüft.

Die Unternehmen Condor und Tuifly umfliegen die Halbinsel ebenfalls. Scharm el-Scheich sei von diesen Airlines allerdings auch vorher nicht angeflogen worden, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrsgesellschaft (BDL) in Berlin mit.

Auswärtiges Amt warnt nicht mehr als zuvor

Das Auswärtige Amt geht derzeit nicht über die bisher existierenden Reisewarnhinweise hinaus. Zwar aktualisierte das Amt seine Reisewarnungen für Ägypten, verzichtete aber dabei auf eine Verschärfung. "Die Absturzursache ist noch nicht geklärt", heißt es lediglich. An den laufenden Untersuchungen seien auch deutsche Experten beteiligt. "Ebenso werden die Sicherheitsstrukturen am Flughafen Scharm el-Scheich zurzeit überprüft", wird nun betont. Demnach gibt es in Ägypten - wie auch vor dem Absturz - landesweit ein erhöhtes Risiko für terroristische Anschläge und Entführungen. Im nördlichen Teil der Sinai-Halbinsel besteht seit längerer Zeit Ausnahmezustand. Doch "für die überwiegende Mehrheit der deutschen Urlaubsreisenden in Ägypten verlaufen Aufenthalte ohne Probleme", schreibt das Amt auf seiner Homepage. "Die Ferienregionen am Roten Meer waren bisher nicht von Anschlägen betroffen."

Für Touristen, die den Flughafen Scharm el-Scheich nutzen wollten, rät das Amt, Reiseveranstalter oder Fluggesellschaften zu kontaktieren. Allerdings kündigte Innenminister Thomas de Maizière an, dies könne sich kurzfristig ändern.

Deutsche Reiseveranstalter wollen vorerst weiter Reisen ins ägyptische Scharm el-Scheich anbieten. "Wichtig für die deutschen Reiseveranstalter ist die Einschätzung des Auswärtigen Amtes", sagte Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV).

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: