Familiendrama in Frankreich:Fünf Leichen in Jutesäcken

Lesezeit: 2 min

Im Garten eines Hauses liegen fünf verscharrte Leichen. Die Polizei fahndet nach einem Mann, der möglicherweise seine gesamte Familie getötet hat. Er soll ihren Tod methodisch geplant haben.

Fünf vergrabene Leichen hat die Polizei im Garten eines Reihenhauses in Frankreich entdeckt. Als tatverdächtig gilt ein 50-jähriger Familienvater, der im westfranzösischen Nantes seine vier Kinder und seine Frau getötet haben soll. Die Familie galt seit drei Wochen als vermisst. Von dem 50-jährigen Vater fehlt immer noch jede Spur.

Nachbarn hatten die Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass die Familie seit Anfang April verschwunden war. Nun fand die Polizei die Leichen von fünf Familienmitgliedern. (Foto: REUTERS)

Nach der Autopsie erklärte die Staatsanwaltschaft, alle fünf Opfer seien "methodisch" wie bei einer Exekution aus nächster Nähe erschossen worden: "Sie wurden im Schlaf durch eine Waffe getötet." Sie eröffnete ein Verfahren gegen Unbekannt wegen Mordes. Bei der Tatwaffe soll es sich um ein Gewehr handeln, wie es auch der Vater besaß.

Der Mann könnte auch mit dem Verschwinden einer anderen Frau in Verbindung stehen. Das Fahrzeug des Vaters wurde am Karfreitag auf dem Parkplatz eines Hotels im südfranzösischen Roquebrune-sur-Argens entdeckt, wo der Mann am 14. April gesehen wurde und 30 Euro abgehoben hat. Die Stadt liegt in der Nähe des früheren Wohnorts der Familie. Aus dem Ort stammt auch eine Frau, die am gleichen Tag auf unerklärliche Weise verschwand. Der Staatsanwalt sprach von einem "beunruhigenden Zufall", wollte aber keine Zusammenhänge bestätigen.

Der Mann soll ein weitgehend erfolgloses Ein-Mann-Werbeunternehmen geleitet haben. Er sei beruflich aber sehr oft unterwegs gewesen. Nachbarn hatten die Polizei auf das rätselhafte Verschwinden der Familie seit Anfang April aufmerksam gemacht. Sie beschrieben die Familie als ruhig und unscheinbar, den Vater als diskret.

Die vier Kinder im Alter von 13 bis 20 Jahren waren plötzlich nicht mehr in der Schule erschienen, die Eltern nicht mehr an ihren Arbeitsplätzen. Vor Bekannten hatte der Vater angegeben, er sei US-Geheimagent und müsse im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms abtauchen.

Den Arbeitgebern seiner als religiös beschriebenen Frau war ein Schreiben zugestellt worden, wonach sie nach einer Magenverstimmung ins Krankenhaus müsse. Später folgte ihre Kündigung. In einer anderen Version gab er an, plötzlich beruflich nach Australien versetzt worden zu sein. Damit erklärte er in einem Schreiben an den Schuldirektor auch, dass zwei Kinder in der Schule fehlten. Im Brief lag ein Scheck für die Schulgebühren.

Die Leichen lagen unter der Terrasse in einem Graben verscharrt. Dort wurden auch die Kadaver der beiden Hunde der Familie entdeckt. Bei dem Verbrechen ging der Täter offenbar sehr organisiert vor. Polizisten stellten bei einer Hausdurchsuchung fest, dass die Schränke ausgeräumt und Bettlaken abgezogen waren.

Spuren einer Auseinandersetzung gab es nicht. Die Polizei ermittelt auch, was es mit einer Botschaft auf einem Auto auf sich hat: Auf dem Wagen, der wohl der verschwundenen Mutter gehörte, stand in Staub geschrieben: "Das hättest Du nicht tun dürfen - Du fehlst mir!" Unklar blieb aber, ob dieser Satz mit dem Verschwinden der Familie zusammenhing.

© dpa/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: