Fall Trayvon Martin:Stadt Sanford entlässt Polizeichef

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Der öffentliche Druck wurde dem Stadtdirektor von Sanford zu groß: Er entließ Bill Lee, der während der tödlichen Schüsse auf den afroamerikanischen Teenager Trayvon Martin Polizeichef der Stadt war. Lee hatte monatelang im Zentrum der Kritik gestanden.

Bill Lee wurde in den vergangenen Monaten heftig kritisiert. Dem Polizeichef von Sanford im US-Bundesstaat Florida wird vorgeworfen, dass er nach den tödlichen Schüssen auf den 17-jährigen Trayvon Martin den Schützen George Zimmermann nicht direkt verhaften ließ. Nach der Tat im Februar wurde Lee freigestellt - nun hat die Stadt Sanford ihm gekündigt.

Im Mordfall um den US-Teenager Trayvon Martin stand Bill Lee, Polizeichef der Stadt Sanford in Florida, monatelang im Zentrum der Kritik - nun muss er gehen. (Foto: AFP)

Stadtdirektor Norton Bonaparte sagte in einer offiziellen Erklärung, dass die Stadt Sanford seit dem Vorfall unter einer Entzweiung leide. Laut Los Angeles Times gab Bonaparte seine Entscheidung am späten Mittwochabend bekannt: "Wir müssen nach vorne schauen - und zwar mit einem Polizeichef, den alle Bürger von Sanford unterstützen können." Die Familie des Opfers respektiere die Entscheidung, sagte ein Anwalt der Angehörigen zu CNN. Lee hatte der Stadt bereits im April seinen Rücktritt angeboten, doch die Stadtverwaltung lehnte damals ab.

Am 26. Feburar verfolgte George Zimmermann den 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin zu Fuß und erschoss ihn. Zimmermann, der zu diesem Zeitpunkt als freiwilliger Wachmann arbeitete, behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben. Er habe Martin für einen Einbrecher gehalten, sei von ihm angegriffen worden und habe daher aus Selbstverteidigung geschossen. Der Junge, der sich auf dem Weg von einem Einkauf nach Hause befand, war allerdings unbewaffnet.

Da Zimmermann sich auf Notwehrgesetze berief, hatte die Polizei ihn nach der Tat zunächst nicht festgenommen und damit in den USA große Entrüstung und eine erhitzte Rassismus-Debatte ausgelöst, in die sich sogar Präsident Obama einschaltete. Nach großem öffentlichen Druck war Zimmermann schließlich doch verhaftet worden. Der 28-Jährige wurde gegen Kaution freigelassen, am 3. Juni aber wieder inhaftiert. Es stellte sich heraus, dass er und seine Frau falsche Angaben gemacht hatten. Zimmermann ist wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt, ein Termin für die Hauptverhandlung steht aber noch nicht fest. Sollte Zimmermann verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

© Süddeutsche.de/dpa/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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