Fall Oscar Pistorius:Erklärter "Killer" sorgt für Tumult im Gericht

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Mikey Schultz, bekennender "Killer", stiftete Unruhe im Prozess gegen Oscar Pistorius. (Foto: AFP)
  • Verteidigung und Staatsanwaltschaft ringen in Südafrika um das Strafmaß für Oscar Pistorius - und um die Frage, welcher Bedrohung er in einem Gefängnis ausgesetzt wäre.
  • Ein erklärter "Killer" sorgt im Gerichtssaal für Aufruhr.
  • Am Dienstag will Richterin Thokozile Masipa das Strafmaß für den 27-jährigen Pistorius verkünden.

Tumult im Gerichtssaal

Am vierten Tag in dieser Art Prozess nach dem Prozess kam es zu einem kleinen Tumult, als sich ein gewisser Mikey Schultz unter die Zuschauer im Gerichtssaal mischte. Schultz, ein früherer Boxer, bezeichnet sich selbst als "Killer" und hatte 2005 in einem angeblichen "assistierten Suizid" gemeinsam mit zwei anderen einen Geschäftsmann getötet. Er soll einer Verurteilung wegen Mordes damals dank eines Deals mit Staatsanwalt Gerrie Nel entgangen sein, der auch im Fall Pistorius die Anklage vertritt. Dieser Schultz nahm am Donnerstag auf der Bank im Gerichtssaal Platz, in der Pistorius' Familie saß. Angeblich beschimpfte er in der Folge Pistorius' Schwester Aimee. Schultz selbst sagt, er habe nur die Familie des Opfers unterstützen wollen und bezeichnete Pistorius' und seine Angehörigen als "Lügner". Aimee Pistorius jedenfalls begann zu weinen, in der Mittagspause verließ Schultz das Gericht.

Was würde Pistorius im Gefängnis drohen?

In der Anhörung spielt die Frage eine zentrale Rolle, ob Pistorius wegen seiner Behinderung im Gefängnis besonderen Gefahren ausgesetzt sein könnte. Dem 27-Jährigen wurden als Kleinkind beide Unterschenkel amputiert.

Am Donnerstag sagte der amtierende Chef des Strafvollzugs, Zach Modise, der als Zeuge für die Staatsanwaltschaft auftrat, auch Behinderte wie der beinamputierte Pistorius könnten in Südafrikas Gefängnissen menschenwürdig untergebracht und betreut werden.

Strafmaß für Oscar Pistorius
:Prozess nach dem Prozess

Muss Oscar Pistorius ins Gefängnis? Oder könnte er womöglich bald mit dem Training für die Olympischen Spiele in Brasilien beginnen? Im südafrikanischen Pretoria wird über das Strafmaß für den Athleten verhandelt. Eine wichtige Rolle könnte seine Behinderung spielen.

Von Lena Jakat

Am Dienstag hatte eine Bewährungshelferin, die für die Verteidigung auftrat, im Gauteng High Court von Pretoria in düstersten Farben ausgemalt, welche Gefahren Oscar Pistorius ausgesetzt wäre, wenn er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. Sie berichtete von einem Fall von Gruppenvergewaltigung, mit dem sie kürzlich im Gefängnis zu tun hatte: "Wie können wir sagen, dass er dem nicht ausgesetzt sein wird?" Schon im März hatte der Chef der berüchtigten "26er"-Gefängnisbande der Zeitung Pretoria News gesagt, Pistorius werde es nicht gelingen, sich im Gefängnis ein angenehmes Leben zu erkaufen. Stattdessen werde er "fertiggemacht".

In jedem Fall genießen die häufig überfüllten Justizvollzugsanstalten des Landes keinen besonders guten Ruf.

Richterin wird Strafmaß voraussichtlich am Dienstag verkünden

Obwohl Oscar Pistorius bereits vor einem Monat schuldig gesprochen worden war, stehen sich die Parteien seit Montag noch einmal gegenüber. Verteidigung und Staatsanwaltschaft wollen Richterin Thokozile Masipa mithilfe von Zeugenaussagen zu einer möglichst milden beziehungsweise harten Strafe bewegen.

Am Mittwoch hatte mit Kim Martin erstmals eine Angehörige der getöteten Reeva Steenkmap ausgesagt. In einem bewegenden Auftritt schilderte sie, welch schwerer Schlag der Tod ihrer Cousine für die Familie war. Am Freitag werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Argumente noch einmal zusammenfassen. Voraussichtlich am Dienstag wird die Richterin dann verkünden, welche Strafe Pistorius bevorsteht. Von einer Bewährungs- bis zu einer mehrjährigen Haftstrafe ist alles möglich.

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