Ermittlungen in Wien:Skandal um Sexpartys mit Kindern

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Bei organisierten sadomasochistischen Sexpartys sollen in Wien Minderjährige schwer missbraucht worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Bei organisierten sadomasochistischen Sexpartys sollen Mitte der neunziger Jahre in Wien Minderjährige schwer missbraucht worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen den Chef einer Reinigungsfirma und fünf mögliche Mittäter, bestätigte ein Sprecher.

Der Mann stand wegen ähnlicher Vorwürfe bereits zwei Mal vor Gericht, wurde aber mangels Beweisen immer freigesprochen. Nun wandten sich erneut zwei ehemalige Insassen eines Wiener Heims für Schwererziehbare und ein Lehrer an die Behörden und erstatteten Anzeige. Die heute erwachsenen Männer beschreiben Ungeheuerliches: Jungen und Mädchen aus Wiener Heimen und Internaten seien bei Treffen in zwei Wiener Wohnungen zum Sex gezwungen und sadistisch misshandelt worden. Die Organisatoren hätten sich gezielt schwache Kinder gesucht, die keine Angehörigen hatten oder bereits Opfer von sexuellem Missbrauch waren.

Die Leitung ihres Heimes habe davon gewusst und die Kinder "wie Ware verkauft". "Ich war zwischen zwölf und 13, und zu mir haben sie gesagt, wenn irgendwer was sagt, dann findet uns keiner", beschrieb ein 24-Jähriger im ORF-Radio.

Die Männer hätten gedroht, die Kinder in Säure einzulegen. Der zweite heute 27-jährige Zeuge behauptet, von dem Unternehmer als damals Elfjähriger im Heim als Putzkraft angeworben worden zu sein. Er habe die Räumlichkeiten und SM-Utensilien gegen Geld gereinigt und dabei rund 170 Beweisfotos gestohlen.

Diese habe er vor Jahren der Polizei übergeben, sie seien aber verschwunden. Bisher ist unklar, ob sich durch die Anzeige und die Äußerungen der Männer der Sachverhalt verändert hat und der Hauptverdächtige erneut angeklagt wird. Ihres Wissens habe sich mindestens ein neuer Zeuge gemeldet, sagte die Kinder- und Jugendanwältin der Stadt Wien, Monika Pinterits. Der Anwalt des Hauptverdächtigen wies in den Medien alle Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück. Der Hauptbelastungszeuge habe von dem Unternehmer Geld erpressen wollen, sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Betreiber des Heims waren für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

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