Einigung mit US-Justizministerium:Cleveland will gegen exzessive Polizeigewalt vorgehen

Lesezeit: 1 min

137 Schüsse gaben Polizisten auf ein Auto mit zwei unbewaffneten Schwarzen in Cleveland ab - ein Freispruch hatte heftige Proteste nach sich gezogen. Nun will die US-Stadt gegen exzessive Polizeigewalt vorgehen.

Nach dem umstrittenen Freispruch eines weißen Polizisten im Zusammenhang mit tödlichen Schüssen auf zwei Schwarze in Cleveland hat sich die Stadt außergerichtlich mit dem US-Justizministerium auf Maßnahmen gegen exzessive Polizeigewalt geeinigt. Dies erspart der Stadtverwaltung einen langwierigen, kostspieligen Prozess.

Das US-Justizministerium legt der Polizei der Stadt im Bundesstaat Ohio übertriebene Gewaltanwendung zur Last. Die New York Times verwies in einem Bericht darauf, dass es ähnliche Vereinbarungen bereits mit anderen US-Städten gegeben habe. Dabei hätten unabhängige Kontrolleure überprüft, ob die örtliche Polizei die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die Ausbildung ihrer Beamten zu verbessern und den Einsatz von Waffengewalt zu reduzieren.

Soziologin über Amerikas Polizei
:"Die Cops treten auf wie eine Besatzungsarmee"

Alice Goffman lebte sechs Jahre als Weiße in einem Schwarzen-Viertel in Philadelphia. Dort erlebte sie, wie die Polizei die Menschen täglich drangsaliert. Nun schreibt sie dagegen an - und freut sich auch über Republikaner als Verbündete.

Von Matthias Kolb, Madison/Wisconsin

Polizisten gaben 137 Schüsse auf Auto von Afroamerikaner ab

Cleveland steht derzeit wegen des Umgangs mit Afroamerikanern in der Kritik. Bürgerrechtler fordern den Rücktritt von Bürgermeister Frank Jackson. Am Samstag war der 31-jährige Polizist Michael Brelo aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Er stand im Zusammenhang mit einem Vorfall vom November 2012 vor Gericht, an dem insgesamt 13 Polizisten beteiligt waren. Sie gaben bei einer Verfolgungsjagd insgesamt 137 Schüsse auf das Auto der Afroamerikaner Timothy Russell und Malissa Williams ab, die dabei getötet wurden.

Der Polizist Michael Brelo wurde anschließend vor Gericht gestellt, weil er noch mehrfach geschossen haben soll, als das Paar schon nicht mehr fliehen konnte und demzufolge keine Gefahr in Verzug gewesen sei. In dem Auto wurden später keine Waffen gefunden. Der Freispruch löste in Cleveland Proteste aus. 71 Demonstranten wurden am Samstag nach Ausschreitungen festgenommen.

In Cleveland wurde auch der zwölfjährige Tamir Rice erschossen

Polizeiausrüstung in den USA
:Weniger Kriegsgerät für die US-Polizei

Kampffahrzeuge, Sturmgewehre, Tarnuniformen. Bilder von martialisch auftretenden US-Polizisten hatten für heftige Diskussionen gesorgt. Nun will Präsident Obama dem Einsatz von Kriegsgerät Grenzen setzen.

Bereits im November wurde in Cleveland der zwölfjährige Schwarze Tamir Rice erschossen, der auf einem Spielplatz mit einer Waffenattrappe spielte. Die Ermittlungen zu dem Fall dauern noch an.

Ein Bericht des Justizministeriums förderte nach mehreren derartigen Vorfällen in Cleveland ein Muster von "übermäßigem Gewalteinsatz" durch die dortige Polizei zutage. Auch andernorts hatten Fälle von tödlichen Schüssen auf Schwarze durch weiße Polizisten in den vergangenen Monaten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.

© SZ.de/AFP/jana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

USA
:Polizeigewalt in Fakten

Demonstranten sind wütend auf gewalttätige Polizisten, Polizeibeamte fürchten um ihr Leben, Politiker nutzen die Stimmung: Die Debatte um Polizeigewalt in den USA ist stark von Emotionen geprägt. Ganz nüchtern dagegen sind die Zahlen. Ein Überblick in Grafiken.

Von Lena Jakat

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: