Australien:Albtraum vor der Weihnachtsinsel

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Nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der australischen Weihnachtsinsel suchen Helfer weiter nach Überlebenden. 28 Leichen wurden bereits geborgen. Augenzeugen erzählen von der eigenen Hilflosigkeit.

Beim Untergang eines mit etwa 80 Flüchtlingen besetzten Bootes vor der Küste der australischen Weihnachtsinsel im Indischen Ozean sind mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Einwohner der Weihnachtsinseln und die Marine konnten 44 weitere aus dem Wasser geholt. Bei den Flüchtlingen soll es sich um Iraner oder Iraker handeln, die in Australien Asyl beantragen wollten.

Als es zerschellte war das Boot Augenzeugen zufolge vollbesetzt - auch viele Kinder sollen an Bord gewesen sein. (Foto: REUTERS)

Die Totenzahl könnte weiter steigen, sagte Premierministerin Julia Gillard: Es müsse mit weiteren Leichenfunden gerechnet werden. "Wir wissen nicht genau, wie viele Menschen an Bord waren."

Die australische Regierung will nach Angaben der BBC eine polizeiliche Untersuchung des Vorfalls einleiten. Den Hintermänner könnten sich wegen Menschenschmuggels verantworten müssen - falls sie je gefunden werden. "Es ist ein bösartiges Geschäft", sagte Gillard dem Sender zufolge.

Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen - und der eigenen Hilflosigkeit: Das notdürftig zusammengezimmerte Boot sei vollbesetzt gewesen. Unter den Passagieren seien zahlreiche Familien gewesen, darunter viele Kinder. Das Boot sei an Felsen vor der Weihnachtsinsel zerschellt. Überall seien Trümmer und dazwischen tote Menschen zu sehen.

"Wir standen nur drei Meter von den Klippen entfernt, aber wir konnten nichts tun, es war einfach zu gefährlich", sagte Kamar Ismail, ein Gemeinderatsmitglied auf der Weihnachtsinsel, im australischen Rundfunk. Der Motor des Holzbootes war offenbar ausgefallen, berichtete er. Das manövrierunfähige Schiff driftete 45 Minuten vor der Küste.

Simon Prince, ein Anwohner, der in der Nähe der Klippen lebt, berichtete, er sei von lauten Stimmen wach geworden. Zuerst habe er gedacht, dass gejubelt werde, dann sei er vor sein Haus gegangen und habe Menschen auf dem Boot gesehen, die um Hilfe schrien, sagte er. Bald hätten sich Dutzende Inselbewohner auf den Klippen versammelt, die bei Sturm und großen Wellen vergeblich zu helfen versucht hätten.

Nachdem das Boot gegen den Felsen gekracht sei, seien alle an Bord zur Landseite gerannt. "Ich glaube nicht, dass sie schwimmen konnten." Es seien nur zwei Rettungsboote an Bord gewesen, sagte Augenzeuge Prince.

Die Weihnachtsinsel gehört zu Australien, liegt aber nur 360 Kilometer südlich der indonesischen Insel Java. Nach Perth, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Western Australia, sind es dagegegen 2600 Kilometer. Indonesische Schlepper bringen oft Flüchtlinge zu der Insel, auf der sich ein Aufnahmelager befindet. Darin sind derzeit etwa 2000 Flüchtlinge untergebracht.

© dapd/dpa/AFP/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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