Dirk Nowitzki nach dem Skandal:Ein Korb voller Angebote

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"Ich war wohl ein bisschen naiv": Basketball-Star Dirk Nowitzki klärt endlich über seine Beziehung zu einer Betrügerin auf - dabei sind folgenreiche Affären von Profisportlern nicht ungewöhnlich.

J. Mölter

Würde er auf allen Vieren hereingekrochen kommen, gebeugt von seinen privaten Problemen? Würde er sich überhaupt in die Öffentlichkeit trauen? Als der Moderator Frank Buschmann das am Dienstag fragte, im Atrium einer Frankfurter Bank, welche die Vertragsverlängerung als Sponsor des Deutschen Basketball Bundes bekannt geben wollte, wusste er natürlich, dass Dirk Nowitzki kommen würde. Er kam dann auch, lässig in Jeans und T-Shirt, braungebrannt vom Urlaub mit seinen Eltern und der Familie seiner Schwester. "Jetzt geht es mir wieder einigermaßen gut", sagte der seit Freitag 31 Jahre alte Basketballer vom amerikanischen Profiklub Dallas Mavericks.

Der Riese lacht wieder: Dirk Nowitzki zeigte sich auf der Pressekonferenz in Frankfurt als Sunnyboy. Den Skandal um seine Verlobte scheint er verdaut zu haben. (Foto: Foto: AP)

"Frustriert, traurig, wütend"

So gut, dass er erstmals über die Geschichte sprechen könne, mit der er Anfang Mai in den USA und in Deutschland in die Schlagzeilen geriet: die Verhaftung seiner damaligen Verlobten. "Da klettert man die ganze Gefühlsleiter runter", sagte Nowitzki: "Ich war frustriert, traurig, wütend."

Der mit knapp 20 Millionen Dollar Jahresgage bestbezahlte deutsche Sportler ist offensichtlich einer Betrügerin aufgesessen, die sich so weit in sein Vertrauen geschlichen hatte, dass schon die Hochzeit geplant war. Zwar habe er die Frau zu Beginn ihrer Beziehung überprüfen lassen, sagte Nowitzki: "Aber unter dem Namen Christian Travino, unter dem ich sie kannte, lag nichts gegen sie vor."

Kein Wunder: Im Laufe ihrer kriminellen Karriere, wegen der sie in zwei US-Bundesstaaten gesucht wurde, hatte sich die Frau ein Dutzend Namen zugelegt. Im Gefängnis wird sie nun als Crystal Ann Taylor geführt.

Ihre falsche Identität flog auf, als sich Nowitzkis Anwälte um den Ehevertrag kümmerten und die Frau dafür keine Geburtsurkunde beibringen konnte: "Jeder in meiner Position", erklärte Nowitzki, "macht einen Ehevertrag."

Spätestens seit der berühmte Basketballspieler Michael Jordan 2007 die teuerste Scheidung der US-Geschichte hingelegt hat: 160 Millionen Dollar kostete ihn die Trennung von seiner Frau Juanita nach 17 Jahren. Jordan kann sich das leisten, aber 60 Prozent der US-Basketballer, so eine Statistik der Spielergewerkschaft, seien innerhalb von fünf Jahren nach dem Karriereende pleite. Neben windigen Finanzberatern tragen vor allem Frauen und Kinder dazu bei.

Ein Kind spielt auch bei Nowitzki eine Rolle. Jedenfalls behauptete Frau Taylor alias Travino, sie sei schwanger, ein Test bei der Einlieferung ins Gefängnis habe das ergeben, und der Vater sei Nowitzki. Dessen Anwalt hat bei Gericht einen unabhängigen Schwangerschaftstest beantragt, sowie vorsorglich einen Vaterschaftstest, zudem das alleinige Sorgerecht, falls sich herausstellen sollte, dass Nowitzki tatsächlich der Vater ist.

Zwölf Kinder von diversen Müttern

Mit einem nichtehelichen Kind wäre Dirk Nowitzki kein Einzelfall unter Profisportlern; ein Sonderfall ist er insofern, als dass er von sich aus das Sorgerecht beantragt. Üblicherweise müssen Sportler nach unliebsamen Folgen von Affären auf Unterhalt verklagt werden. Bekanntestes Beispiel hierzulande: Tennisprofi Boris Becker, der mit einer Russin in einer Londoner Besenkammer eine Tochter zeugte.

Führend in dieser Liste von Athleten sind indes US-Basketballer. Ein gewisser Calvin Murphy hat es auf 14 Kinder von neun Frauen gebracht, bei Shawn Kemp - einem ehemaligen Teamgefährten des Deutschen Detlef Schrempf in Seattle - reichen die Schätzungen bis zu zwölf Nachkommen von diversen Müttern.

Warum sich gerade Basketballer in dieser Hinsicht hervortun? Sie sind eine leichte und lukrative Beute für sogenannte "Gold Diggers" - Goldgräberinnen. So nennt man in der Szene Frauen, die es offensichtlich darauf anlegen, sich von prominenten Sportlern schwängern zu lassen, um dann von den Unterhaltszahlungen für die Kinder zu leben.

Eine lukrative Beute sind Basketballer deshalb, weil sie die höchstbezahlten Sportler in den USA sind. Selbst ein durchschnittlicher NBA-Profi verdient noch 5,4 Millionen Dollar im Jahr. Leichte Beute, weil sie auf dem Spielfeld und in zivil einfach zu erkennen sind, denn sie tragen keine Helme wie Footballer oder Eishockeyspieler. Und sie sind überdurchschnittlich groß: Einer wie Dirk Nowitzki kann seine 2,12 Meter jedenfalls nicht hinter einer Sonnenbrille verstecken.

Ungeschützter Sex und Aids

"Sicher gibt es Frauen, die es darauf anlegen, von einem Sportstar geschwängert zu werden", sagt der TV-Kommentator Len Elmore, als ehemaliger NBA-Profi und Agent ein Kenner der Branche, "aber das ist keine Einbahnstraße. Ein Großteil des Problems besteht darin, dass die Athleten sich unverantwortlich verhalten". Sprich: ungeschützt Sex mit Unbekannten haben. Dabei müssten die Athleten spätestens seit 1991 wissen, wozu das führen kann. Damals offenbarte der große Earvin "Magic" Johnson, dass er sich mit dem Aids-Erreger HIV angesteckt habe.

Die NBA macht bei eigens anberaumten Seminaren die Liga-Neulinge auf diese Gefahren aufmerksam. Auf das sehr professionelle Vorgehen seiner einstigen Lebensgefährtin war Dirk Nowitzki dennoch nicht vorbereitet. "Was ich mir vorwerfen kann", sagte er, "ist, dass ich wohl ein bisschen naiv war."

© SZ vom 24.06.2009/ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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