Dauerregen:Drei Tote in Sachsen

Nach heftigen Regenfällen sind drei Menschen in einem überfluteten Keller gestorben. In Polen kam ein Mann nach einem Gewittersturm ums Leben. Im Raum Görlitz wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

Tief Viola hat am Samstag drei Menschen in Sachsen das Leben gekostet, Straßen überflutet und Häuser verwüstet. Im Erzgebirgsort Neukirchen ertranken eine 72-Jährige, ihr 74-jähriger Ehemann und ein 63-jähriger Nachbar bei dem Versuch, rasch noch die Waschmaschinen aus dem Keller des Mehrfamilienhauses zu holen.

Drei Tote bei Überflutung nach Starkregen in Sachsen

Starke Überflutungen in Sachsen: In diesem Mehrfamilienhaus in Neukirchen bei Chemnitz kamen drei Menschen ums Leben gekommen.

(Foto: dpa)

Über die Ufer getretene Bäche, überflutete Straßen und Keller hielten die Helfer in der Region über Stunden in Atem. Als die Pegelstände dort langsam wieder sanken, spitzte sich die Lage in Ostsachsen zu: Für Teile des Landkreises Görlitz sowie für Teile der Sächsischen Schweiz wurde am Nachmittag Katastrophenalarm ausgerufen. Die Menschen aus dem Gebiet zwischen Bogatynia und Zgorzelec, der polnischen Nachbarstadt von Görlitz, wurden in Sicherheit gebracht, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf das Krisenzentrum in Breslau.

Im Kirnitzschtal wurden mehrere Menschen mit einem Hubschrauber vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Sie hatten sich in einem Hotel mit Restaurant ("Buschmühle") aufgehalten, das vom Wasser eingeschlossen war.

Der Osten der Stadt Zittau stand unter Wasser und musste evakuiert werden. Der Katastrophenstab des Landkreises warnte vor einer Flutwelle in der Neiße. Am Witka-Stausee im polnischen Radmeritz sei die Staumauer gebrochen, teilte die Behörde mit. "Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre bedeutet das, dass eine Flutwelle in Richtung Hagenwerder in die Neiße schießen wird." Diese gehe dann entlang des Flusses auf Görlitz zu. "Bitte bringen Sie sich umgehend in Sicherheit! Nutzen Sie höher liegende Gebäude und Stockwerke", hieß es.

In Chemnitz waren rund 11.000 Haushalte mehrere Stunden lang ohne Strom. Stellenweise hatte es mehr als 50 Liter pro Quadratmeter geregnet, Bäche und kleinere Flüsse traten über die Ufer.

In mehreren Orten waren Straßen wie die Bundesstraßen 173 und 107 in Chemnitz sowie die Autobahn 72 Chemnitz- Hof zwischen Chemnitz-Süd und Stollberg-Nord zeitweise gesperrt. Vor allem im Erzgebirge und in Chemnitz setzten übervolle kleine Flüsse Fahrbahnen unter Wasser, 5000 Haushalte hatten zeitweise keinen Strom. Anwohner berichteten, dass bei ihnen das Wasser höher im Keller stieg als bei der Flutkatastrophe von 2002.

Zwischen Sachsen und Tschechien wurde der Zugverkehr unterbrochen. Die Strecke Richtung Prag und Budapest wurde zwischen Bad Schandau und Königstein gesperrt, teilte das Landratsamt Sächsische Schweiz/Osterzgebirge mit. Die Bahnlinie verläuft dort nahe des Flusses.

Der Deutsche Wetterdienst hatte am Morgen für mehrere Landkreise in Ostsachsen wegen extrem ergiebiger Starkregenschauer und Gewitter Warnungen vor Überflutungen und Erdrutschen herausgegeben. Sie wurden am Nachmittag teilweise wieder aufgehoben. Hochwasserwarnungen gab es dagegen für die Elbe und ihre oberen Nebenflüsse, die Lausitzer Neiße, die Mulde und die Schwarze Elster.

Im Landkreis Görlitz wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Teile der Stadt Zittau stehen unter Wasser und mussten evakuiert werden, teilte das Landratsamt Görlitz mit. "Hier herrscht absolutes Chaos, das übertrifft alles bisher Dagewesene", sagte ein Polizeisprecher. Es gebe Verletzte und Eingeschlossene. Die Pegel der Lausitzer Neiße und des Flüsschens Mandau waren in kurzer Zeit stark angestiegen.

Nach einem heftigen Gewittersturm mit starken Niederschlägen wurde die polnische Stadt Bogatynia an der Grenze zu Sachsen fast vollständig überflutet. Ein Mensch sei dabei ums Leben gekommen, sagte der Sprecher der polnischen Feuerwehr, Pawel Fratczak. Das Flutopfer soll vom starken Strom des Flusses Miedzianka mitgerissen worden sein. Viele Menschen warteten auf den Dächern ihrer Häuser auf Rettung. Die örtlichen Behörden baten das Militär um Hilfe. In der Nacht hatte es auch in anderen Teilen Polens, unter anderem in Warschau, stark geregnet.

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