Christmette im Petersdom:Papst Benedikt fordert Rückbesinnung auf Gott

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Gemeinsam mit Tausenden Gläubigen hat Papst Benedikt in der Nacht zum Dienstag die Christmette im Petersdom gefeiert. In seiner Predigt rief er zur Wachsamkeit gegenüber dem Missbrauch der Religion auf - und kritisierte, dass die Menschen so von sich eingenommen seien, dass kein Platz für Gott bleibe.

Gläubige auf der ganzen Welt haben am Montag den Heiligen Abend gefeiert. Papst Benedikt XVI. zelebrierte im Petersdom in Rom vor Tausenden Gläubigen die Christmette und forderte mehr Einsatz für die Mitmenschen und eine Rückbesinnung auf Gott.

In Bethlehem rief der Lateinische Patriarch Fuad Twal die Politiker der Region auf, sich für einen dauerhaften Frieden zwischen Israelis und Palästinenser zu engagieren.

In seiner Predigt erinnerte Benedikt XVI. daran, dass Maria und Joseph in der Weihnachtsgeschichte nirgendwo Obdach fanden und Jesus schließlich in einem Stall zu Welt kam. "Die moralische Frage nach unserer Einstellung gegenüber Obdachlosen, Flüchtlingen und Migranten hat eine größere Dimension: Haben wir wirklich Platz für Gott, wenn er unter unserem Dach einkehren will? Haben wir Zeit und Raum für ihn?", fragte der Papst.

Besuch in Libanon
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"Frieden muss her": Das sagte der Papst zum Auftakt seiner Libanon-Reise. Damit bezog er sich sowohl auf die gewaltsamen Proteste von Muslimen gegen den Mohammed-Film als auch auf die angespannte Lage im Nahen Osten. Nur Stunden nach der Ankunft des katholischen Kirchenoberhauptes kam es zu Ausschreitungen im Norden des Libanon.

"Je schneller wir uns bewegen können, je effizienter unsere zeitsparenden Geräte werden, desto weniger Zeit haben wir. Und Gott? Die Frage nach Gott scheint nie drängend zu sein."

Benedikt XVI. sagte, er befürchte, dass die Menschen so von sich eingenommen seien, dass kein Platz für Gott bleibe. "Das bedeutet, dass auch für andere kein Platz mehr ist - für die Kinder, die Armen, die Fremden." Der Papst kritisierte den "Missbrauch der Religion" durch Fundamentalisten als Vorwand für Gewalt und Intoleranz. Er sagte allerdings auch, wo Gott "vergessen oder sogar verleugnet wird, da kann es auch keinen Frieden geben".

Twal, der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land, sagte bei der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem: "Von diesem heiligen Ort aus lade ich Politiker und Menschen guten Willens ein, entschlossen für Versöhnung und einen Frieden einzutreten, der inmitten all des Leids im Nahen Osten Palästina und Israel umfasst. Bitte setzt euren Kampf für die gerechte Sache fort, um Frieden und Sicherheit für die Menschen im Heiligen Land zu erreichen."

Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas besuchte am Heiligen Abend Bethlehem. "Am Geburtsort Jesu wird der Frieden obsiegen und wir wünschen jedem Frieden und Glück", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Wafa Abbas.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wünschte den Christen in einer Grußbotschaft zu Weihnachten "ein Jahr der Sicherheit, des Wohlstands und des Friedens".

Auch Benedikt XVI. bat bei der Messe in Rom um Frieden im Heiligen Land, in Syrien, im Libanon und im Irak. "Lasst uns beten, dass Israelis und Palästinenser in der Lage sein werden, in Frieden und Freiheit zusammen zu leben", sagte der Papst. Als die zweistündige Messe zu Ende ging, wirkte der 85-Jährige erschöpft.

Die traditionelle Mitternachtsmesse beginnt seit mehreren Jahren bereits zwei Stunden vor Mitternacht um 22.00 Uhr, um dem Papst vor der Erteilung des Segens Urbi et Orbi am Weihnachtstag mehr Zeit zur Erholung zu gewähren.

Wenige Stunden vor Beginn des Gottesdienstes entzündete Papst Benedikt XVI. bereits als Symbol des Friedens eine Kerze auf einem Fenstersims seiner Privatgemächer. Pilger, die sich auf dem Petersplatz in Rom versammelt hatten, reagierten mit Freudenrufen.

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