Chile: Bergleute kurz vor Befreiung:Panne bei Rettungsarbeiten?

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Durch den frisch gebohrten Schacht in der Unglücksmine passt angeblich nur eine von drei Kapseln. Das will ein deutsches Blatt erfahren haben. Die Nerven in der Atacama-Wüste liegen blank - unter und über Tage.

An der Unglücksmine in Chile haben die Arbeiten am Rettungsschacht für die 33 verschütteten Bergleute ihre letzte Phase erreicht. Der Rettungsschacht sei am Montag fertiggestellt worden, teilte die Regierung mit. Der Tunnel sei auf einer Länge von 96 Metern mit Metall ausgekleidet worden, um ein Abbröckeln von Gestein zu verhindern.

Eine Angehörige eines der eingeschlossenen Minenarbeiter wartet im Camp "Esperanza" (Hoffnung) auf Neuigkeiten. Sie könnten sich bald in den Armen liegen - wenn alles nach Plan läuft. (Foto: AP)

In dem restlichen Schacht von gut einem halben Kilometer Länge gilt das Gestein als hart und stabil genug. Die Bergleute sollen einzeln in einer Rettungskapsel ans Tageslicht befördert werden.

Die Installation des Bergungsgeräts sollte weitere 48 Stunden dauern, so dass der entscheidende Teil der Operation Lorenzo - die Rettung der Bergleute - voraussichtlich am Mittwoch anlaufen kann. Bis Freitag könnten dann alle Verschütteten aus dem Berg befreit sein. Zuvor sollen die Behälter noch erprobt werden.

Nach Informationen der Bild-Zeitung droht sich die Bergung jedoch zu verzögern. Das Blatt berichtete am Montag in seiner Online-Ausgabe unter Berufung auf den Sicherheitschef Alejandro Pino, zwei der drei Rettungskapseln passten nicht durch den Schacht. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

Nach bild.de-Informationen hat die Rettungsbohrung kurz vor dem Durchbruch eine unerwartete, leichte Kurve gemacht. Nur die kleinste Rettungskapsel "Fénix" (Phönix) passe daher noch durch den Rettungsschacht. Diese hat den Angaben nach keinen Notausstieg, durch den die Bergmänner aussteigen könnten, wenn die Kapsel stecken bleiben sollte.

Die von der Marina gebauten Kapseln sind offiziellen Angaben zufolge nur wenig breiter als die Schultern eines Mannes. Sie sind mit Sauerstoff, Licht, Trinkwasser und einer Gegensprechanlage ausgestattet. Geplant ist, den Arbeitern gleich nach der Rettung verdunkelte Brillen zu geben, um nach Wochen in dem schlecht beleuchteten Stollen ihr Augenlicht nicht zu gefährden. Trotz Hautinfektionen sind die Bergleute nach Darstellung der Regierung insgesamt bei guter Gesundheit.

Nach Regierungsangaben soll ein zweiter Rettungstunnel weitergegraben werden - für den Fall, dass die bevorstehende Aktion scheitert. Die Bergleute sind seit dem 5. August in der Gold- und Kupfermine im Norden Chiles eingeschlossen.

Diskussion um den letzten Platz

Unter Tage ist offenbar eine Diskussion darüber ausgebrochen, wer als Letzter gerettet werden darf. Chiles Gesundheitsminister Jaime Manalich berichtete, er habe den Bergleuten gesagt, dass eine Reihenfolge für die Rettung festgelegt werde. Daraufhin habe einer von ihnen gesagt: "Sehr gut, Herr Minister, aber ich möchte gerne als Letzter raus." Daraufhin hätten andere darum gebeten, dass sie als Letzte gerettet würden. Unter den Bergleuten herrsche Teamgeist und Solidarität, sagte der Minister.

Allerdings haben einige Kumpel auch einfach Angst, als Erste in der nur 53 Zentimeter breiten Rettungskapsel nach oben gezogen zu werden, wie Angehörige berichteten. Sein Bruder Darío Segovia sei "sehr froh, aber sehr, sehr nervös", sagte der Chilene Alberto. "Keiner will der Erste sein. Stell Dir vor, 700 Meter nach oben zu fahren."

Live-Übertragung auch in Deutschland

Die geplante Rettung wird auch live im deutschen Fernsehen übertragen. Der Nachrichtensender N24 plant Live-Schalten im aktuellen Fernsehprogramm, sobald sich im chilenischen Bergbaugebiet etwas tut. Daneben soll es einen ununterbrochenen Live-Stream der gesamten Bergung im Internet geben.

Der Konkurrent n-tv plant im TV-Programm ebenfalls mit Live-Bildern, ob es eigene Chile-Sondersendungen geben wird, entscheide sich aktuell, hieß es am Montag. ARD und ZDF haben derzeit noch keine konkreten Planungen, da der zeitliche Ablauf der Bergungsaktion noch unklar ist. Höchstwahrscheinlich gebe es eine 15-minütige Sondersendung nach den "Tagesthemen" am Mittwochabend, sagte eine ARD-Sprecherin.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/dapd/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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