Zu viel Lärm für die Nachbarn:Aufstand der Anwohner

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Wummernde Bässe, Scherben auf dem Gehweg, angetrunkene Gäste: In der Maxvorstadt beschweren sich Nachbarn über Dreck und Lärmbelästigung durch Lokale. Konkret geht es um den Club Bob Beaman sowie die Bars Sehnsucht und 45.

Sabrina Ebitsch

Von "wummernden Bässen" ist die Rede, von Dutzenden Lärmverursachern auf dem Gehweg, von herumliegenden Scherben - kurz: von einer "unerträglichen Situation". Anwohner und Geschäftsleute zwischen Gabelsberger- und Schellingstraße klagen über Bars und Clubs und die damit verbundenen Belästigungen.

Ist den Anwohner zu laut: Die Bar 45 in der Schellingstraße 45. (Foto: Stephan Rumpf)

Konkret geht es um die Bar Sehnsucht in der Amalienstraße, die Bar 45 in der Schellingstraße und den Club Bob Bea-man in der Gabelsbergerstraße - drei beliebte Fixpunkte für Ausgehende. Gerade am Wochenende werden sie gerne angesteuert und dann geschieht das, was an vielen Brennpunkten des Nachtlebens geschieht: Es wird voll und laut, vielleicht zu laut, es wird getrunken und gefeiert und irgendwann quillt der Teil des Publikums, der raucht oder schwitzt, heraus auf die Straße. Mit der Folge, dass sich der Radius der Lärm- und Müllbelästigung erweitert.

Entzündet hat sich die Debatte an einem aktuellen Antrag des Clubs Bob Bea-man, in seinem Wirtsgarten Musik laufen lassen zu dürfen. Beschwerden von Anwohner hat es den Wirten zufolge noch nicht gegeben. Dass das im Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt, in dem die Auseinandersetzung um die Lokale am Dienstagabend hochkochte, für ein müdes Lächeln sorgte, wäre zu wenig gesagt. Anwohner und BA-Mitglieder berichteten nicht nur in leuchtenden Farben von Beschwerden, sondern beschwerten sich selbst.

Andreas Art (CSU), der selbst unweit vom Bob Beaman einen Laden hat, berichtete durchaus plastisch von Flaschenresten und von "kleinen Gummitütchen" nicht näher definierten Inhalts, die er regelmäßig wegräumen müsse. "Die Situation eskaliert", sagte Art. "Die Geschäftsleute beschweren sich über den Lärm und das Aussehen ihrer Läden."

Die Nachbarn konnten dem nur zustimmen. "Die Musik, die auf der Außenfläche des Bob Beaman gemacht wird, ist so laut, dass die ganze Umgebung beschallt wird", klagte ein Anwohner, bei einer Veranstaltung an einem Sonntag seien den "ganzen Tag wummernde Bässe" zu hören gewesen. "Es war unerträglich." Mit dem Antrag der Wirte sei zu befürchten, dass es künftig jeden Sonntag Bässe von vormittags bis abends gebe.

Ein weiterer Anrainer fühlt sich "massiv" von der Bar Sehnsucht gestört. Bis Betriebsschluss hielten sich in Spitzenzeiten 50 bis 60 Leute vor dem Lokal auf. "Da steht ein halber Biergarten vor der Tür - was für einen Sinn hat dann die 23-Uhr-Regelung?" fragte der Beschwerdeführer mit Blick auf den Zapfenstreich für Außenflächen um diese Zeit. Gegen die Bar 45 liegt eine Unterschriftenliste vor, auf der zwanzig Anwohner ihre Ablehnung der Einrichtung schriftlich dokumentieren. Auch hier berichteten BA-Mitglieder über ihnen zugetragene Klagen.

Beschwerden bei Polizei und dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) sind nach Angaben der Anwohner bisher ohne Erfolg geblieben. Und Beschwerden gab es offenbar - entgegen der Angaben der Betreiber - durchaus. Die zuständige Polizeiinspektion bestätigte insgesamt drei Einsätze wegen Ruhestörung beim Club Bob Beaman. Seit Jahren, berichteten die Anwohner, würden sie immer wieder die Polizei rufen und auch beim KVR ihre Klage führen, jedoch - sinngemäß - stets nur die Auskunft erhalten, dass man kaum etwas tun könne.

Niels Jäger, Mitbetreiber des Bob Beaman, will jetzt noch mal das Gespräch mit dem Bezirksausschuss und Anwohnern suchen. (Foto: Stephan Rumpf)

BA-Chef Oskar Holl (SPD) blieb an dieser Stelle trotzdem nur der Verweis auf Polizei und KVR: "Mit diesen Einsätzen der Polizei kann man beim KVR argumentieren". Holl versprach aber die Unterstützung des Bezirksausschusses. "Wir werden ihre Sorgen dem KVR vortragen, auf die Zustände hinweisen und mit denen diskutieren, was da zu machen ist."

Laut dem KVR ist eine dauerhafte Genehmigung der Beschallung von Außenflächen grundsätzlich nicht zulässig. Der laute Sonntag, von dem einer der Anwohner berichtete, war demnach eine Ausnahme wegen einer Veranstaltung. Entsprechend wies der BA den jüngst gestellten Antrag der Betreiber zurück - mit der Empfehlung, gegebenenfalls entsprechend den Vorgaben des KVR weitere, andere Vorschläge zu machen.

Das KVR solle Auflagen erlassen, wie beispielsweise Türsteher anzustellen oder die Betreiber mit der Reinigung der Gehweg zu beauftragen, sagte Christian Krimpmann (CSU). Wenn es mit der Behörde eine solche Rahmenvereinbarung gebe, werde es bei Verstößen innerhalb dieser schon tätig werden, unterstützte ihn Art. Auch mit dem Betreiber gelte es Kontakt zu suchen, sagte Holl: "Er muss die Konsequenzen für sein Angebot als Bar tragen, aus dieser Verantwortung können wir ihn nicht entlassen und die Anwohner schon gar nicht."

Niels Jäger, Mitbesitzer des Bob Beaman, kann die Kritik nicht ganz nachvollziehen. Laut sei es nur an einem Sonntag mal geworden, da habe das Wetter die Musik weiter getragen als gedacht, ansonsten habe man "weder links noch, rechts, noch gegenüber Anwohner". Man wolle zudem auch nur ab und an, wenn es das Wetter überhaupt zulasse, sonntags draußen Musik machen. Und was die Sauberkeit angeht, "fegen wir nachts immer um die Bar noch mal rum".

Man könne aber nicht für die Sauberkeit in der ganzen Maxvorstadt sorgen. Jäger will jetzt noch mal das Gespräch mit dem BA und verärgerten Anwohner suchen. "Schließlich haben wir auch einen Kulturauftrag, und wollen niemanden verärgern."

© SZ vom 14.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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