Zukunftskongress der Stadt:Münchens Ideen für mehr Wohnraum

Lesezeit: 2 min

Die Wohnungsnot ist eines der größten Probleme Münchens. Die Stadt sucht deswegen in dieser Woche auf einem Zukunftskongress nach Strategien, um den Zuzug zu bewältigen, und will das Umland stärker einbinden.

Katja Riedel und Melanie Staudinger

Der Vorlauf war lang: Auf ihrem Zukunftskongress wird die Stadt in dieser Woche nach fast zwei Jahren Arbeit die Ergebnisse der vier Gutachten vorstellen, die sie zur langfristigen Siedlungsentwicklung in Auftrag gegeben hat.

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Die Modellrechnungen sollen zeigen, wie die Stadt etwa 116.000 zusätzliche Wohnungen bis 2030 schaffen könnte, obwohl es nur noch Bauplätze für maximal 59.000 Wohnungen gibt. Die Stadt München sucht zudem die Zusammenarbeit mit dem Umland, um ein gemeinsames Leitbild zu entwickeln.

Umstrukturierung, Verdichtung, Stadtrand - unter diesen drei Schwerpunkten hatten Expertenteams beispielhafte Stadtviertel unter die Lupe genommen. Der TU-Lehrstuhl von Dietrich Fink und die Stadtplanungs- und Architektenbüros Mahl Gebhard sowie Steidle haben für unterschiedliche Gebietstypen ermittelt, wie auf demselben Platz mehr Menschen leben könnten: In einem Straßenzug eines Einfamilienhaus-Gebietes in Holzapfelkreuth etwa ließen sich statt bisher 48 bis zu 245 Einwohner unterbringen, also fünfmal so viele.

Da in solchen Arealen etwa 100.000 Münchner leben, liegt dort zumindest rein technisch ein enormes Potential. Einfamilienhäuser stünden dann freilich dort nicht mehr. Gestrichelt sind die Verbindungslinien in den Plänen eingezeichnet, die einzeln stehende Gebäude zu einem Ring verbinden. Ob aus diesen Linien jemals Mauerwerk werden kann, ist zumindest fraglich. Handelt es sich doch um Privateigentum, nicht um öffentlichen Grund.

Großes Potential haben die Architekten auch für einen Gebietstyp ermittelt, in dem bislang vor allem einheitlich strukturierte Mehrfamilienhäuser stehen. Über zwei zusätzliche Stockwerke ließe sich etwa in einer einzigen Siedlung in Fürstenried Ost Raum für 1626 Bewohner schaffen, statt bislang 1249, ein Plus von 30 Prozent.

Würde man auf die zwei Stockwerke verzichten, dafür aber fünf zwölfgeschossige Hochhäuser auf die bisherigen Freiflächen bauen, käme man auf Platz für 1425 Einwohner, das entspricht 14 Prozent. In Gebieten wie diesen leben etwa 250.000 Einwohner.

Auf dem Zukunftskongress, der am Donnerstag und Freitag im Literaturhaus stattfindet, wird es auch um den Stadtrand gehen. Gerade da ist die Landeshauptstadt auf das Wohlwollen des Umlandes angewiesen. Denn wer sich beispielhaft das Areal im Nordosten um das zum Verkauf stehende Areal des Münchener Rennvereines anschaut, stößt schnell an die Stadtgrenze. "Wir wollen ein Leitbild entwickeln, wie München und die Region gemeinsam mit dem Zuzug umgehen sollen", sagt Katja Strohhäker, Pressesprecherin im Planungsreferat. In den angrenzenden Landkreisen stößt dieser Plan durchaus auf Interesse.

Dachaus Landrat Hansjörg Christmann (CSU) sieht in der Einladung zum Zukunftskongress ein deutliches Signal, dass die Landeshauptstadt nun endlich vertieft mit dem Umland in Gespräche kommen will. Münchens OB Christian Ude (SPD) ist in der Vergangenheit öfter dafür kritisiert worden, dass er die Nachbarkommunen allzu gerne vergesse, wenn es um die Siedlungsentwicklung gehe. Christmann fordert jedoch eine "Diskussionen auf Augenhöhe".

Münchens Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) verweist auch auf Energiethemen. "Wenn die Münchner Stadtwerke ein Windrad aufstellen wollen, brauchen sie das Umland." Den Zukunftskongress interpretiere sie nicht als "den absoluten Anfang eines gemeinsamen Weges". Es gebe ja bereits Gremien wie die Planungsverbände und die Metropolregion. Der Kongress stelle aber den ersten Schritt zu einer öffentlichkeitswirksamen Bewerbung des Projekts dar. "Wir dürfen nicht nur reden, sondern müssen konkrete Strategien entwickeln, wie wir weiterkommen", fordert Rumschöttel.

© SZ vom 30.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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