Die umstrittene Zornedinger CSU-Politikerin Sylvia Boher wird ihre Parteiämter ab sofort ruhen lassen. Die Entscheidung traf die 51 Jahre alte Politologin am Samstag bei einer Sitzung des oberbayerischen Bezirksvorstands in Rosenheim. "Dies bedeutet, dass sie ihre Aufgaben im CSU-Kreisvorstand Ebersberg und im CSU-Bezirksvorstand Oberbayern nicht mehr wahrnimmt", heißt es in einer Presseerklärung des Bezirksverbands. Bereits im März hatten Bezirkschefin Ilse Aigner und der Kreisvorsitzende Thomas Huber Boher zum Rücktritt aufgefordert. Am Wochenende wollte der Bezirksvorstand Ordnungsmaßnahmen beschließen, Boher sollte ihrer Ämter enthoben werden. "Die Stimmung war eindeutig", sagt Huber. Er ist "erleichtert", dass Boher einem Beschluss zuvor kam. "Ich meine, aus ihren Worten ein Bedauern herausgehört zu haben."
Sylvia Boher hatte im Herbst vergangenen Jahres mit einem rechtspopulistischen Artikel im CSU-Ortsblatt Zorneding Report einen Skandal ausgelöst, der im März darin gipfelte, dass Zornedings schwarzer Pfarrer die Gemeinde nach rassistischen Beleidigungen und Morddrohungen verließ. Boher kommentierte den Weggang des Pfarrers mit den Worten: "Im Leben gibt es Ankünfte und Gehen. Das ist ein normaler Prozess." Diese "unsäglichen" und "zynischen" Äußerungen hatten Aigner und Huber veranlasst, Bohers Rücktritt zu fordern. "Auf Kreis- und Bezirksebene ist nun alles getan, was in unserer Macht stand", sagt Huber. Die Posten sollen in den kommenden Sitzungen nachbesetzt werden, bevor 2017 reguläre Neuwahlen anstehen.
Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) kündigte am Sonntag an, nun mit der Gemeinderatsfraktion über einen Ausschluss Bohers aus der Fraktion beraten zu wollen. "Sie weigert sich nach wie vor kategorisch, auch ihr Gemeinderatsmandat abzugeben."