Zu wenig Kunden, die auch kauften:Geschäftsaufgabe im Herzen der Stadt

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Schon wieder schließt ein Laden in der Wolfratshauser Marktstraße: Das Cucinella macht Räumungsverkauf. Inhaberin Claudia Funk ist traurig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Wolfratshauser Haushaltswarenladen "Cucinella" in der Markststraße schließt - rund ein Jahr nach der Eröffnung

Von Thomas Kubina, Wolfratshausen

Kauflustige Kunden geben sich die Klinke in die Hand und durchforsten die Regale des Haushaltswarengeschäftes "Cucinella": Das Einkaufstreiben, das am Mittwochvormittag in dem Laden in der Wolfratshauser Marktstraße herrschte, entspreche allerdings nicht ganz der Alltagsrealität, wie Geschäftsinhaberin Claudia Funk mit getrübter Stimme sagt. Ein weißer Aufsteller am Eingang, auf dem "Räumungsverkauf" steht, verweist deshalb nicht alleine auf preisreduzierte Waren, sondern auch auf das baldige Ende des Ladens: Noch bis Ende Juni haben Kunden die Möglichkeit, dort Küchenutensilien zu erwerben, bevor "Cucinella" endgültig seinen Handel einstellt und die Pforten schließt. "Es fällt wieder ein schönes Geschäft weg", sagt die Kundin Franziska Vogg, die dort regelmäßig Küchengeräte kaufte.

Seit ungefähr einem Jahr betreibt das Ehepaar Claudia und Gerald Funk den Haushaltswarenladen am Obermarkt. "Wir wären gerne noch die nächsten 100 Jahre da", sagt Claudia Funk. Doch weil das Geschäft seit längerem zu geringe Umsatzzahlen verbucht habe, müssten sie nun schließen. Man könne nach nur einem Jahr schwer beurteilen, worin die Gründe für die stark schwankende Nachfrage liegen könnten. Zwar gebe es durchaus kaufinteressierte Kunden, junge wie alte, doch besonders bei den Jüngeren fiel Funk auf, dass diese, nachdem sie sich im Laden umgesehen hatten, sofort das Smartphone zückten. Weil viele hochwertige Geräte von den Herstellern im Internet billiger angeboten würden, tendierten junge Käufer eher zum Online-Shop. Funk betont: "Nur von 'das ist ein schöner Laden', können wir leider nicht leben."

Aufgrund der steigenden Onlinekonkurrenz, die dem Einzelhandel gegenübersteht, habe das Ehepaar versucht, mit neuen Strategien Kunden aus dem Landkreis zu locken: So gab es beim Kauf eines Grills der Marke "Weber" ein kostenloses Grillseminar dazu. Es wurden zudem Kochkurse angeboten, die im Geschäft stattfanden. Trotz der gut besuchten Seminare und Kochkurse hätten die Impulse nicht alle Kunden längerfristig binden können, sagt Funk.

Auch die Werbetrommel hatten die Geschäftsleute gerührt: Sie schalteten Anzeigen in Tageszeitungen und richteten eine Facebook-Seite sowie einen Instagram-Account ein. Trotzdem sagt Funk: "Man weiß nicht, wen man damit erreicht. Die Leute gehen schon eher in die Großstadt." Es stand auch die Idee im Raum, einen Online-Shop einzurichten. Um aber einen guten Internetauftritt zu schaffen und ganz vorne mit dabei zu sein, benötige man viel Geld, erklärt die Geschäftsführerin.

Zwei Gründe sind für Gerald Funk ausschlaggebend für den Preisunterschied zwischen Online-Markt und Einzelhandel: Zwar seien beide an Fixkosten gebunden, die sich aus der Mitarbeiteranzahl oder dem Mietpreis ergeben, jedoch arbeiteten beide mit unterschiedlichen Kostenfaktoren. Eine große Lagerfläche mit vielen Produkten sei an andere Tarife gebunden als eine Ladenfläche. Der andere Grund zeige sich in der Verkaufsmenge: "Wenn ich jeden Tag zehn Koch-Sets verkaufen könnte, dann könnte ich den Preis senken. Wenn ich allerdings eines verkaufe, dann nicht", sagt er. So folgert Gerald Funk, dass der Radius, den das Produkt erreiche, die Absätze einschränke. Das Internet habe die Möglichkeit, eine Vielzahl an Menschen zu erreichen.

Durch die baldige Schließung des Wolfratshauser Geschäfts geht nicht nur ein ökonomischer Faktor verloren, sondern auch ein sozialer, wenn Gerald Funk seine Eindrücke aus einem Jahr schildert: "Wir hatten viele Kunden, die einfach nur mit uns quatschten wollten. Leider merken viele den Verlust erst im Nachhinein, also dann, wenn der Laden weg ist." Das Ehepaar betreibt derzeit noch einen Laden in Starnberg. Einen weiteren zu eröffnen planen die beiden zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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